Heimtückischer Plan 66

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Elijah POV 

Über die vergangenen Tage lockerte sich die Situation zwischen mir und Noah ein wenig. Wenn wir uns ansahen, war die Trauer zwar noch bei uns beiden tief verankert, doch keiner schien etwas dagegen machen zu wollen. Wenigstens gingen wir uns nicht mehr wirklich aus dem Weg und sprechen tuen wir auch wieder miteinander, zwar beschränkt es sich auf wenige Sätze, doch ich hatte die Hoffnung, dass sich dies ändern wird, wenn ich nur noch etwas warte. 

Kaum zu glauben, dass mir die Person, der ich einmal so nah war, nun als völlig fremd vorkommt. Diese Trennung ragte wie eine steile Mauer zwischen uns, und erschwerte jeden Kontakt. Noah, welcher mal wie ein offenes Buch für mich zum lesen war, schien wie verschlossen und versiegelt. Ich hatte keine Ahnung mehr was er dachte, was er von mir hielt, oder wie er fühlte. 

Und so warteten wir beide darauf, dass die Mauer über die Zeit von allein verwitterte. Es wäre natürlich so viel einfacher sich Hammer und Meißel zu nehmen, doch keiner von uns beiden traute sich das Werkzeug zu ergreifen. War es erstmal besser so?  Vielleicht brauchten wir einfach wirklich nur ein wenig mehr Zeit. 

"Elijah?", die fast überhörbare Stimme des jungen Mädchen ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ich drückte mich von der Wand ab, und riss nur mit Mühe meinen Blick aus dem Fenster, durch das ich Ibis und Noah trainieren sah. Wie es schien, hegte auch mein Ex ein Interesse im Schwertkampf. Und solange ich mit Luxus an meiner Tierform arbeitete, wendete sich Ibis ihm zu. 

"Was ist Sagi?", fragte ich sie, automatisch in einer sanfteren Stimme. Sie war ein Kind und sollte noch nicht mit solchen Problemen konfrontiert werden. "Kannst du mir mal helfen im Lesezimmer? Ich komme nicht an das Buch heran. Ich glaube Ibis hat es aus Versehen ein Regal zu hoch gestellt.", bat sie mich mit ihren großen, hell roten Augen. Wie kann man da schon nein sagen? "Aber natürlich.", nickte ich deshalb mit einem freundlichen Lächeln, welches sie umso glücklicher erwiderte. "Vielen Dank!", bedankte sie sich schon im Voraus und wir machten uns auf dem Weg. "Um welches Buch geht es denn?", fragte ich sie beiläufig um nicht wieder in meinen Gedanken abzutauchen. "Es ist eine Geschichtensammlung, aus der mir Vanni abends immer vorgelesen hat. ", antwortete sie mit einem kleinen nachdenklichen Lächeln, welches ihre zarten rosa Lippen schmückte. "Vermisst du sie?", sprach ich das Offensichtliche aus, worauf sie nur stummt nickte. "Aber ich habe hier noch was zu erledigen.", sie sah mich mit einem Strahlen an und grinste breit. 

Ich fragte mich bereits, was es sein könnte, doch da kamen wir bereits im Lesezimmer an. In letzter Zeit wurde hier aber weniger gelesen und mehr gebürstet. Viele weiße Haaren waren noch immer auf dem Teppich, obwohl er täglich ausgeklopft wird. Und wo wir gerade beim Alpha waren, erblickte ich diesen auch im selbigen Raum, und anscheinend auf der Suche nach etwas. "Luxus?", sprach ich ihn etwas verwirrt an, worauf sein Kopf hinter dem Sessel hervor schoss. "Ja?", fragte er, doch dann ertönte ein Knall hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum, nur um festzustellen, dass die Tür zugemacht wurde. "Sagi? Sagi!", rief ich erst fragend und dann protestierend, während der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Luxus eilte an mir vorbei und bestätigte meine Vermutung über das Schloss, welches wohl nun verschlossen wurde. 

"Was soll das?", rief Luxus raus, während seine Hand gegen das stabile Holz hämmerte. "Seid ruhig und verliebt euch endlich!", die sonst so zärtliche und leise Stimme von Sagi, klang ziemlich kraftvoll und ein wenig fröhlich. Luxus protestierte weiter, doch das Mädchen mit den weißen Locken ist wohl schon fort, oder möchte zumindest nicht mehr Antworten. Frustriert wendete sich Luxus nun ab und blickte zu mir. "Diese Ratte..", murrte er und schlenderte zum Sessel, auf den er sich fallen ließ. "Was machst du eigentlich hier?", fragte ich ihn schließlich, um anfangen zu können die Situation zu verstehen, denn momentan konnte ich das noch nicht ganz so realisieren. "Sagi bat mich, ihr dabei zu helfen ein Buch zu finden. Sie ging dann los um dich zu holen, in der Hoffnung, du wüsstest wo es ist.", seufze Luxus, sich wohl selber eingestehend wie dumm diese Ausrede klang. "Und auf welche Lüge bist du reingefallen?", wollte nun er wissen und seine roten Augen kreuzten sich mit meinen. "Sie kam an ein Buch nicht dran, welches Ibis weggestellt hat.", murmelte ich etwas beschämt. Ein kurzes Auflachen ertönte im Raum, der vollgestopft war mit Büchern, einem Kamin und zwei Sesseln. "Sie ist ein Hase, sie kann relativ gut springen. Wie konntest du auf sowas reinfallen, wo du doch so schlau bist?", verhöhnte er mich amüsiert. Beleidigt verschränkte ich meine Arme und runzelte meine Stirn. "Woher soll ich denn wissen, dass Wandler selbst in ihrer Menschenform noch charakteristische Eigenschaften ihrer Tiere aufweisen?", schnaufte ich nur ein wenig angepisst darüber, dass er mich als dumm betitelte. 

He is Mine [BoyxBoy]Where stories live. Discover now