Kapitel 5

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„Du klaust mir auch andauernd meinen Platz", die Prinzessin stand neben mir mit einer Vodkaflasche und lächelte.
„Tut mir leid, mal wieder", lächelte ich zurück.
Ich saß wieder auf dem Balkon, von dem man gut in den Schlossgarten schauen konnte, und lernte für meine Prüfung. Ich weiß nicht ob man es lernen nennen kann, denn konzentration war Mangelware. Ich versuchte mich nur irgendwie abzulenken von dem passierten.
Es war irgendwie unser kleiner Insider, wir trafen uns andauernd hier.
Sie hatte jedesmal Alkohol oder gras mit und ich mein lernzeug.
Wenn sie voll oder high genug war redeten wir und unterhielten uns über den Lernstoff, da sie ja ebenfalls angefangen hatte Jura zu studieren.
„Mal wieder Jura?", fragte sie und beugte sich über meine Zettel.
„Nein, Geschichte", ich schüttelte den Kopf.
„Das ist doch langweilig, die sind eh alle schon tot", sie lachte und nahm einen großen Schluck aus der Flasche.
„Das stimmt, aber ich finde es faszinierend zu wissen wie es den Menschen früher ging, außerdem gibt es uns die Chance nicht immer die gleichen Fehler zu machen. Man lernt daraus."
„Okay, für solch eine Unterhaltung brauche ich definitiv ein bisschen mehr intus. Du auch?", sie nahm einen weiteren Schluck und hielt mir dann die Flasche hin. Eigentlich lehnte ich immer ab, doch heute nahm ich auch einen Schluck.
„oh, das brave Mädchen wird böse, gefällt mir", sie setzte sich neben mich auf die Brüstung
„Alles okay?"
„Ja nur der Stress", sagte ich und nahm noch einen Schluck. Haha Stress, den konnte ich so bewältigen. Doch ein Anruf von der falschen Person und ich hatte das Gefühl dass ohne Alkohol nichts mehr funktionieren kann. Ich hatte lange nicht mehr getrunken. Früher, als ich noch mit meinen alten Freunden auf eines von diesen ‚reiche-Kinder-Internate' ging, tranken wir jeden zweiten Tag, mindestens und Drogenkonsum war alltäglich. Darauf bin ich nicht besonders stolz, es passierte eine Menge krankes Zeug dort. Ich bin froh, dass ich es dort weg geschafft habe und jetzt hier in London studieren kann. Vor ein paar Jahren hatte das wohl keiner gedacht.
Die Prinzessin und ich saßen jetzt lautlos nebeneinander, teilten uns die Vodkaflasche und schauten in den Schlossgarten. Es war irgendwie komisch, normalerweise war so langes schweigen unangenehm, doch mit ihr ließ sich die Ruhe erstaunlich gut aushalten.
Der Alkohol zeigte mehr und mehr Wirkung und mir wurde von Schluck zu Schluck wärmer. Ein komisches Gefühl, früher merkte ich das gar nicht mehr. Es war komisch nach so langer Zeit wieder zu trinken.
„Darf ich dich was fragen?", fragte sie so plötzlich, dass ich fast die Vodkaflasche fallen ließ.
„Natürlich", ich gab ihr die Flasche zurück. Anfangs war sie noch gut gefüllt, doch jetzt war sie beinahe leer.
„Du uns Jasper seid befreundet oder?", fragte sie heuchlerisch. Oh, oh, ich wusste was das jetzt werden würde.
Jasper stand volle Kanne auf lenn und die Prinzessin offensichtlich auch auf ihn. Sie hatten irgendwas am laufen, seit der Sache im Stadion. Keiner wusste so wirklich was es war, Jasper und ich redeten auch kaum darüber, doch ich lernte ihn immer besser kennen und konnte mir so langsam ein Bild von seiner Gefühlswelt machen.
„Das bin ich", lachte ich „du kannst mich alles fragen."
„Wirklich?", fragte sie erstaunt.
„Natürlich nicht, wir sind Freunde, ich erzähl dir doch nicht seine Geheimnisse."
„Schade, und ich begann gerade dich zu mögen", lächelte sie und umarmte mich leicht.
„Was willst du denn wissen?", fragte ich neugierig. Langsam wurde mir echt schwindelig und ich setzte mich auf den Boden des Balkons, ich wollte ja nicht von der Brüstung fallen.
Die Prinzessin setzte sich ebenfalls auf den Boden neben mir „was hat er alles über mich gesagt?"
„Ehrlich gesagt reden wir kaum über solche Sachen", ich nahm den letzten Schluck und verzog leicht mein Gesicht. Kurze Zeit später, fühlte ich wieder dieses wohlige Gefühl im Magen. „Ich denke aber er liebt dich sehr und das weißt du eigentlich auch."
„Hmmm-", auf einmal störte ein schrilles Geräusch unsere Unterhaltung.
„Kacke, mein Handy", die Prinzessin holte es aus ihrer Tasche und ging ran. Ich verstand nicht, was die Stimme sagte, doch Eleanor sprang auf und legte auf.
„Tut mir leid, ich muss los. Hat Spaß gemacht, müssen wir wiederholen", die gab mir einen Kuss auf die Wange und lief davon.
Ich war erstaunt, dass sie kaum taumelte. Ein normaler Mensch würde wahrscheinlich nur an der Fahne erkennen, dass sie getrunken hatte.
Meine Verträglichkeit hingegen hatte sich mehr verändert als ich dachte, ich war angetrunkener als mir lieb war.
Ich stand auf, setzte mich jedoch sofort wieder hin, als mir schwindelig wurde und sich alles drehte.
„Scheiße!"
Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Warum hatte ich überhaupt das Angebot angenommen?
Naja eigentlich wusste ich es genau. Doch das braucht keiner zu wissen... Diese Geschichte werde ich mit ins Grab nehmen.
Und vielleicht war ich auch noch wütend wegen gestern. Auf mich selbst.
Und wenn ich erstmal anfing, konnte ich einfach nicht aufhören.
In diesem Zustand gingen mir so viele Sachen durch den Kopf, Sachen die ich normalerweise verdrängen konnte.
Eine stille Träne rollte mir übers Gesicht.
Ich sah jetzt wahrscheinlich aus wie ein stilles depressives Häufchen Elend.
Ich schloss meine Augen und ließ mich meinen Gedanken hin. Ich sollte so so wieso nicht aufstehen oder zurück in die Wohnung gehen. Ich weiß nicht was Dad dann durch den Kopf gehen würde. Das sollte ich ihm nicht antun, er würde wahrscheinlich komplett über reagieren.
Nicht dass die alte Isabella wieder gekommen ist.

„Hey, was ist denn hier los?"
„Ah!!", ich schreckte aus meiner Starre hoch.
„Ach du scheiße", war das einzige was ich zustande brachte.
„Alles okay? Du siehst fertig aus", fragte der hübsche Prinz vor mir und hielt mir Seine Hand hin, um mir aufzuhelfen, ich lehnte jedoch ab.
„Mir gehts gut. Sie können gehen, nur ein Opfer von Alkohol und ihrer Schwester", scherzte ich, der war echt schlecht, zudem lallte ich.
Er schaute mich wissend an und lächelte.
„Ja, man sollte lieber nicht mit ihr trinken, sie verträgt viel zu viel", er setzte sich gegenüber von mir auf den Boden.
Er war so elegant, sah makellos aus. Dieses Gesicht war wohl von Gott höchstpersönlich Designed worden.
„Das kann ich bestätigen", lächelte ich.
Wir schauten uns ein paar Sekunden einfach nur an. Es wurde komisch also schaute ich auf mein Handy, auf die Uhr. Es war gerade einmal 13:30Uhr und mein Tag war eigentlich schon gelaufen.
„Wie war die Party?", fragte ich interessiert.
„War gut. Ich war aber nicht lange da."
„Warum denn nicht? Wäre bestimmt lustig gewesen", fragte ich neugierig.
„Ja das wäre es, aber mein Date hat leider abgesagt und alleine macht alles bekanntlich weniger Spaß", flirtete er gerade mit mir?
Er flirtet mit mir.
„Waren da nicht genug andere Mädchen? Mindestens ein hübsches Mädchen hätte sich sicher gefunden, mit dem du die Nacht hättest verbringen können", warum musste ich diese Unterhaltung jetzt so lenken. Das hier war doch keine kitschige Romanze, in der der Mann jetzt sagt ‚oh, mein allerliebstes Schatzilein, ich will doch nur dich und niemand anderen.' Außerdem kannten wir uns zu wenig um solch einen Spruch zu bringen.
„Ich spiele mit", sagte er lässig und setzte dann das charmanteste Lächeln auf, dass ich jemals bei einem Kerl gesehen hatte „ich wollte aber nicht mit einem anderen Mädchen die Nacht verbringen."
„Gut gespielt kleiner Prinz", kicherte ich.
Finger weg vom Alkohol!
„Weißt du, ich glaube ich werde jetzt gehen", versuchte ich unwiderstehlich zu sagen und dann aufzustehen. Doch nachdem ich beinahe wieder hingefallen war und mich an der Brüstung festhalten musste, realisierte ich, dass darauf leider nichts werden wird.
„Soll ich dir vielleicht helfen?", schon stand er auch schon neben mir und hielt mich fest.
„Ich brauche keine Hilfe", motzte ich und lief auch schon los. Ich taumelte eher.
Nach ein paar Schritten wurde mir schwarz vor Augen.
Ein poltern war das letzte, was ich vernahm, dann war alles schwarz und totenstill.

The Royals❤️ [liam ff]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora