Friendship with Mr. Unknown unlocked

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"Bist du okay ?"

Eine sanfte Stimme erschien aus den Wäldern. Ich ließ meine Hände sinken und schaute mich verwirrt um. "W-wer ist da?" schniefte ich, wischte meine Nase an meinem Ärmel. Von rechts waren Fußschritte zu hören, und ehe ich mich versah kam ein Junge hinter den Bäumen hervor. Er hatte orangenes Haar, genau wie die Farbe von Herbstblättern und ein Lächeln, so groß wie die Sonne. Ich rückte zurück, sobald er sich auf mich zubewegete.

"Hab keine Angst," sagte er und hielt abwehrend die Hände hoch, "Ich werde dir nicht wehtun."

"Ich hab genug von dieser Entschuldigung. Sie bedeutet nichts mehr. Menschen verletzen andere, so funktioniert das nunmal, und besonders mögen sie es, mich zu verletzen." Ich wollte wirklich nicht meine Wut an ihm auslassen, doch er war der einzige hier. Wenn ich sie nicht an ihn ausließe, würde ich sie an mir selbst ausgelassen haben.

Sein Lächeln verschwand ein wenig, doch er kam mir trotzdem näher und hockte sich zu mir hinunter. "Warum erzählst du mir nicht, was los ist ?"

"Warum sollte ich ?" Ich ließ meine Augen zu seinem Gesicht wandern. Er schien besorgt. Ich vertraute ihm nicht.

"Weil es nichts gewöhnliches ist, dass ich einen männlichen Omega nicht weit entfernt vom Bangtan Rudeln weinen sehe" lächelte er sympathisch. Er wollte seine Hand auf meine Schulter legen, doch ich zuckte zusammen.

"Wieso sollte es dich interessieren ?" zischte ich, "Nur weil ich ein männlicher Omega bin, stimmt's ?"

"Weil ich einst ebenfalls ein weinender Junge in den Wäldern war, doch damals gab es niemanden, der mich aufmunterte. Ich weiß, wie einsam sich das anfühlt."

Ich schaute auf, um seinen Blick abzufangen. Er war immer noch am lächlen.

"Wer bist du ?" fragte ich sanft, meine Stimme zittrig vom Weinen.

"Ich bin Hoseok, aber du kannst mich Hobi nennen," seine Augen weiteten sich bei meiner Frage, "Und wer bist du ?"

"Mein Name ist Taehyung" errötete ich leicht.

"Also Taehyung, was machst du hier alleine im Wald ?" Er ließ sich auf seinen Hintern fallen und kreutzte die Beine übereinander.

"Ich- ehm hab etwas gehört, dass nicht für meine Ohren bestimmt war" gab ich zu.

"Und es war über dich, nehme ich an ?"

Ich nickte leicht.

"Bist du in Bangtans Rudel ?"

Gute Frage. Ich hatte selbst keine Ahnung.

"Eh... ich weiß es nicht wirklich. Ich war da nur für zwei Tage. Es ist irgendwie schwierig zu erklären", unangenehm kratzte ich meinen Nacken, "Wo ist dein Rudel ?"

Er spannte sich ein wenig an, doch das Lächeln verschwand nicht. "Ich hab keins. Ich lebe seit ein Paar Jahren allein. Die Leute hier in der Nähe nennen mich normalerweise Streuner, kombiniert mit ein paar negativen Adjektiven, wenn ich ihre Essen klaue."

Er kicherte, dachte vermutlich nach ein paar schlechte Erinnerungen.

"Oh.... ich wusste nicht, dass das möglich ist. Bist du ein Beta ?" fragte ich verwirrt. Alleine in den Wäldern ohne Freunde oder Essen leben... warum sollte sich jemand für so ein Leben entscheiden ?

"Jap", nickte er, "Ich würde gerne sagen, dass ich noch nie einem männlichen Omega begegnet bin, aber das wäre falsch. Das EXO Rudel hat eins, ich denke er heißt Baekhyun. Er lässt mich immer Essen und Kleidung mitgehen lassen, indem er die Tür zum Rudelhaus ein Spalt weit offen stehen lässt. Er ist ein guter Junge."

Mein Mund wurde trocken. "Ich hab ihn getroffen."

"Hast du ? Hast du das EXO Rudel besucht ? Das ist irgendwie komisch, weil Bangtan und EXO sind Erzfeinde" sagte er geschockt.

"Wie ich sagte, lange Geschichte" seufzte ich, rieb mir den Kopf, in welchen sich Schmerzen breit gemacht hatten. Ich schloss meine Augen, als diese stärker wurden.

"Müde ?" hörte ich ihn fragen. Ich konnte nur nicken, meine Stimme hatte nun komplett versagt.

"Willst du zum Rudel zurück ?"

Nun schüttelte ich den Kopf. Ich wollte denen wirklich nicht begegnen. Ich wollte nur schlafen.

Ich fühlte wie sich Arme um mich schlangen und ich gegen eine Schulter gepresst wurde. "Du kannst mich als Kissen benutzen" sagte Hoseok. Ich öffnete meine Augen und warf ihn einen fragenden Blick zu.

"Das ist wirklich okay für mich. Ich hab menschlichen Kontakt irgendwie vermisst" lächelte er zart. Ich schloss meine Augen erneut und kuschelte mich an die warme Haut. Bald schon hieß mich die bekannte Dunkelheit willkommen und zog mich in einen traumlosen Schlaf.

~

Als aufwachte war alles, was ich sehen konnte die Abendsonne in das Zimmer scheinen... jedoch war es nicht mein Zimmer. Ich schoss hoch, schlug die Decke von meinem Körper und suchte nach irgendetwas Bekanntem. Da stand ein Stuhl in der Ecke des Raumes,
T-Shirts waren auf diesen geworfen worden und ich erkannte kaum eines von ihnen. Trug Jungkook dieses Shirt nicht gestern- warte- bedeutete das-

"Taehyung! Wo zur Hölle warst du ?!" Jimin stürmte hineinn und knallte ein Tablett voll Essen auf den Nachttisch. "Wir waren krank vor Sorge!"

"Ich- ich-" ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Wo war Hobi ? Das war kein Traum, oder ?

"Wir haben überall gesucht, in jedem Haus und Schrank, den wir finden konnten und letztendlich hat Jungkook dich frierend und schlafend an den Rändern des Waldes gefunden." Er schritt um Raum umher und ich schaute ihm amüsiert zu.

"Warum bist du weggerannt ?" fragte er endlich, viel freundlicher als zuvor. Sein Ausdruck war voller Trauer, sodass sich ein Gefühl der Schuld in meinem Bauch breitmachte. Er dachte vermutlich, dass ich ihn nicht mochte oder nicht mit ihm befreundet sein wollte. Ich wollte ihn nicht schlecht fühlen lassen.

"Ich- ich hab gestern euer Gespräch mitgehört" gab ich zu und sah, wie sich Verwirrung in seinem Gesicht breitmachte.

"Welches Gespäch ?"

"Das in Jungkooks Zimmer. Das, wo er mich.... ekelhaft nannte." Beinahe übergab ich mich bei dem Wort, fühlte, wir sich meine Innereien zusammenzogen.

"Oh Tae..." Jimins Gesicht wurde im Handumdrehen sanfter und seine Wut war wie weggeblasen. Er ließ sich auf das Bett plumpsen und warf seine Arme um mich. Ich war wie erfroren, als er mich so eng umarmte. "Hast du das wirklich gedacht ?" fragte er und schaute mich direkt an.

Ich nickte, Tränen bannten sich ihren Weg hoch. "Wir e-er mich v-verstoßen ?"

Jimin schaute so traurig, wie ich mich fühlte. "Nein Tae, bitte denk sowas nicht." Er umfasste mein Gesicht mit seinen kleinen Händen. "Er hat es nicht so gemeint. Ich verspreche es dir."

"I-ich würde es aber verstehen, wenn er mich v-verstoßen würde." Tränen strömten meine Wangen hinunter und machten Jimins Händen nass.

"Warum ?" Jimin neigte verwirrt seinen Kopf. "Du bist ein süßer und netter Junge. Jungkook wäre dämlich, wenn er dich verstoßen würde."

"Ich bin nichts im Vergleich zu ihm" murmelte ich.

Jimin seufzte. Er war vemutlich geschafft von mir. "Ich hab Abendessen gebracht. Bitte iss ein wenig, wir wollen ja nicht, dass du noch dünner wirst, als du sowieso schon bist. Ich werde mit Jungkook reden, okay ?"

Schnell schüttelte ich den Kopf. "Nein, bitte nicht. Ich will nicht, dass er noch wütender auf mich wird!"

"Ich verspreche, dass alles gut werden wird." Jimin stand auf und schaute mich ein weiteres Mal aufmuntend an.

Die Tür schloss sich und ich starrte auf den Sonnenuntergang. Würde wirklich alles gut gehen ? Wenigstens einmal ?

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