Alpha Beta Omega

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Die Ketten um meine Füßen juckten ziemlich. Ich konnte mich nicht einmal kratzen, da die Fesseln mich daran hinderten, mich in einen Menschen zurückzuverwandeln. Sie vergaßen manchmal mich zu befreien, so musste ich die gesamte Nacht als Wolf verbringen...
Ich hatte mich dran gewöhnt. Manchmal hatte ich Angst, mehr Tier als Mensch zu sein. Ich nahm an es lag daran, dass ich immer wie eins behandelt wurde. Ich hatte vielleicht einen Teil eines Wolfes in mir, doch dieser wurde immer größer und größer. Ich hatte Angst, mich eines Tages nicht mehr in einen Menschen verwandeln zu können. Verrückt, oder ?

Kurz gesagt, sie hatten mich diese Nacht wieder nicht losgebunden. Großartig. Ich steckte wie immer in der Ecke fest, was eine Überraschung. Ich legte mich auf den dreckigen Boden, platzierte meine Pfoten vor mich und drückte meinen Kopf zwischen diese. Ich schnaubte laut, meine Nase wegen des ganzen Staubs in diesem morigen Schuppen am jucken. Der Vollmond ließ sein Licht durch die offenen Ritzen der Holzdecke scheinen. Der sanfte Glanz beruhigte mich oft, erinnerte mich an positive Gedanken, auch wenn es da nicht viele gab. Ich badete in leichtem Licht, mein weißes Fell glitzerte auf der dunklen Decke. Ich unterdrückte ein Heulen, dass sich in meiner Kehle hocharbeitete. Ein krankes Gefühl machte sich in meinem leeren Bauch breit. Melanchonisch. Das ist es, was es war.

Ich kniff meine Augen zusammen, hoffte dass der morgige Tag etwas mehr Hoffnung für mich bereit hielt.

Ein lautes Knurren drang in meine friedlichen Träume und riss sie auseinander. Ich öffnete langsam meine Augen, enttäuscht darüber, dass das Mondlicht nach einigen Stunden verblasst war. Ein weiteres gefährliches Knurren ertönt von draußen, welches mich entgültig wach machte. Glass zersplitterte, Menschen kreischten, unheimliches Heulen erfüllte die Luft. Schnell kroch ich weiter in die Ecke und drückte mich gegen die Holzplanken. Meine Ohren stellten sich auf als ich Fußschritte wahrnahm. Plötzlich stoppten sie vor der verschlossenen Tür. Ich machte mich so klein wie nur möglich, als der Türknauf begann sich zu bewegen.

Sie können nicht rein. Sie können nicht rein. Sie können nicht rein. Sie können nicht rein.

Die Tür wurde aus ihren Angeln gehoben und irgendwo nach draußen geschleudert. Ich zuckte zurück, verängstigt von der plötzlichen Kraft und dem Geräusch. Die Luft blieb mir in den Lungen stecken, als ich die großgebaute Figur eines Mannes im Flur sah.

"Was zur-" begann seine tiefe Stimme. "Hey Mann, komm mal kurz her."

Ein wiederliches Krachen ertönte und schon stand ein weitere Mann neben ihm. Aufgrund der Dunkelheit konnte ich keines der Gesichter erkennen, doch schon von meinem Platz aus konnte ich sagen, dass sie stark gebaut waren.

"Der Typ meinte, er hätte nur einen Hund oder ?" fragte der Eine den Anderen.

"Ja, aber das ist ein bisschen nur ein Hund" deutete der Andere an.

Eine kurze Stille folgte, meine Augen waren an den zwei Figuren festgeklebt und beobachteten jede ihrer Bewegungen. Warum ware  sie plötich so still ? Wie konnten sie wissen, dass ich kein Hund war ? Wo waren meine Besitzer ? Ich war so hilflos in jenem Moment und konnte sie nicht einmal was fragen.

"Er ist wie wir ?"

...Wie wir... ? Mein Herz fiel mir beinahe aus der Brust. Waren sie auch Werwölfe ? Das wäre großartig! Aber wieso habe ich das Gefühl, dass ich mich hinterlistig anschauten ? Das wirkte nicht richtig.

Ich wurde von meiner Familie oft als leichtgläubig und naiv betitelt. Und ja, vielleicht war es wahr. Doch ich konnte feststellen, wann ich angegriffen wurde oder nicht in Sicherheit war, was jetzt der Fall war.

"Denke ich" sagte der Andere in Gedanken verloren ein paar Sekunden später. Vosichtig kam er ein paar Schritte näher und unbewusst drückte ich mich näher an die Wand. Mittlerweile sah ich vermutlich aus wie ein Fusselball auf einem Holzboden. "Sein Geruch ist stark" deutete der Mann im Türrahmen an und ich konnte schwören, dass er sich über die Lipen geleckt hatte. Was ein Creep.

Claim Me | VkookDonde viven las historias. Descúbrelo ahora