Extrakapitel: Minas Tirith

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Erzähler
,,Wer seid Ihr?", fragten die Wachen am Tor, welches zum Palast von Gondors Königsfamilie führte. ,,Mein Name ist Brethil und das ist Gwilwileth", antwortete der Reiter auf dem Rücken eines Elchs, ,,Wir müssen mit König Elessar sprechen." ,,Es ist äußerst wichtig!", fügte Gwilwileth hinzu. ,,Das sagen sie alle", meinte der Wachmann nur. ,,Bitte, wir wären nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre", beharrte Brethil. ,,Zum letzten Mal, der König hat besseres zu tun, als sich Geschichten von Fremden anzuhören", entgegnete der Wachmann. ,,Herion, was ist hier los?", ertönte eine Stimme, worauf sich Brethil und Gwilwileth umdrehten. Ein Junge, ungefähr 14 Jahre alt, kam auf sie zu. ,,Diese Fremden beharren darauf Euren Vater sprechen zu wollen, Prinz Eldarion", antwortete der Wachmann mit einer kurzen Verbeugung. ,,Dann scheint es wichtig zu sein", sagte der Prinz. ,,Es ist sehr wichtig!", sagte Gwilwileth mit Nachdruck. ,,Dies behaupten alle, die mit Eurem Vater sprechen wollten", entgegnete Herion eher gelangweilt. ,,Seht Ihr denn nicht, dass diese Fremden Elben sind, Herion? Wenn sie hierher kommen, muss es wichtig sein", sagte Eldarion. Der Wachmann schwieg etwas peinlich berührt, während sich Eldarion an Gwilwileth und Brethil wandte. ,,Folgt mir, ich bringe Euch zu meinem Vater. Und Ihr, Herion, versorgt die edlen Reittiere", sagte er. Brethil und Gwilwileth überließen Pferd und Elch dem plötzlich etwas kleinlauten Wachmann und folgten dem Prinzen in das Gebäude. ,,Bitte entschuldigt die Wachen, manchmal vermögen sie zwischen Freund und Gesindel nicht mehr Recht zu unterscheiden", sprach Eldarion und seine Stimme hallte von den weißen Wänden wider, sowie die Schritte der drei. ,,Dürfte ich erfahren, was genau Euch hierherführt?", fragte der Prinz dann. ,,Verzeiht, doch dies ist streng vertraulich", antwortete Gwilwileth entschuldigend. Eldarion nickte nur und blieb vor einer hölzernen Tür stehen. Von drinnen waren die Stimmen einiger Männer zu hören. Eldarion klopfte dreimal und die Stimmen verstummten für einen Moment, bis ein Mann sie hereinbat. ,,Vater, bitte entschuldige die Störung", sagte Eldarion, als die drei den Raum betraten, ,,Diese beiden Elben müssen äußerst dringend mit dir sprechen." Aragorn, der auf einem großen Stuhl am Kopf des Tisches, der in der Mitte des Raumes war, saß, sah Brethil und Gwilwileth kurz prüfend an. ,,Ich kenne Euch. Ihr seid ein Heiler in Thranduils Hallen, nicht wahr", sagte er dann zu Brethil. ,,Das war ich bis vor kurzem, König Elessar. Der Grund meines Aufbruchs ist der Grund, weshalb wir hier sind", erklärte Brethil etwas umständlich und ausweichend, um Aragorn klarzumachen, dass er und Gwil ihn alleine sprechen wollten. Aragorn nickte. ,,Lasst uns allein", sagte er dann. Die Ratsmitglieder nickten und verließen den Raum. ,,Du auch, Eldarion", meinte Aragorn zu seinem Sohn. Dieser wollte zuerst widersprechen, ging jedoch nach einem kurzen, strengen Blick  seines Vaters ebenfalls aus dem Raum und schloss hinter sich die Tür. Aragorn seufzte kurz, schmunzelte jedoch leicht. ,,Die Neugierde hat er wohl von mir", meinte er, wurde aber sogleich wieder ernst, ,,Ich nehme an, es geht um die Königsfamilie von Eryn Lasgalen?" ,,So ist es. Es sind schwierige Zeiten, zumal man von Prinz Legolas seit längerem nichts mehr gehört hat", antwortete Brethil. ,,Ich verstehe. Mich persönlich hat jedoch Thranduils Tod sehr getroffen. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich erlebte ihn noch vor knapp zwei Monaten noch in einem recht gesunden und stabilen Zustand. Er hatte ein paar Schwierigkeiten, jedoch schien er sehr viel Ehrgeiz zu haben, diese Probleme schnellstmöglich zu lösen", meinte Aragorn. Gwilwileth und Brethil sahen sich kurz verwirrt an. ,,Wann habt Ihr diese Nachricht erhalten?", fragte Gwil. ,,Vor ungefähr einer Wochen", antwortete Aragorn und holte eine kleine Rolle Pergament aus einer Tasche seines Gewandes. ,,Hier ist die Nachricht: Euer Gnaden, ich bin untröstlich Euch mitteilen zu müssen, dass Thranduil Oropherion, König des Eryn Lasgalen, den Weg in Mandos Hallen angetreten hat. Der Grund bleibt uns allen verborgen, jedoch schien er von dunklen Gedanken selbst dazu getrieben worden zu sein. Gezeichnet von Celleth Daedelion*", sagte Aragorn und sah anschließend die beiden Elben an. Brethil schnaubte verächtlich. ,,Diese verlogene Schlange!", stieß Brethil aufgebracht hervor, woraufhin Aragorn ihn fragend ansah und Gwil ihm beruhigend eine Hand auf den Arm legte. ,,Was meint Ihr damit?", fragte Aragorn. ,,Celleth ist Thranduils Cousin, wie ich erst kürzlich erfahren habe", erklärte Brethil, ,,Er ist ein machthungriger Verräter, der über viele hundert Jahre ein ganzes Netz aus Spionen in Thranduils Hallen aus dem Exil steuerte. König Thranduil musste letztendlich fliehen, da Celleth  aus dem Exil zurückkehrte und zusammen mit seinen geheimen Anhängern einen Mordanschlag plante." ,,Das bedeutet, Thranduil lebt?", hakte Aragorn nach und war sichtlich erleichtert, als Gwil und Brethil dies mit einem Nicken bestätigten. ,,Den Valar sei Dank! Und Legolas, was ist mit ihm?", fragte Gondors König. ,,Wir wissen es nicht", antwortete diesmal Gwil, ,,Celleth überbrachte die Nachricht von Legolas' angeblichem Tod, doch wir beide glauben nicht daran. Zumindest nicht komplett." ,,Womit haben sie nur so viel Leid in ihrem Leben verdient? Besonders Thranduil! Aber, was ist denn nun der eigentliche Grund, weshalb Ihr hier seid?", fragte Aragorn. ,,Wir sind hier, um Euch um Hilfe zu bitten", erklärte Gwil, ,,Celleth ist gefährlich und wie es scheint nicht nur machthungrig sondern auch in gewisser Weise größenwahsinnig. Niemand weiß, wie weit sein Netz aus Anhängern verzweigt ist und wo es hinführt, jedoch scheint eine Verbindung in den Süden zu bestehen." ,,Und ich soll diese Verbindung kappen?", schloss Aragorn daraus. ,,So gut Ihr könnt", sagte Brethil, ,,Wir haben bereits mit Eomer von Rohan gesprochen und ihn ebenfalls um Hilfe gebeten." Aragorn nickte nur, denn er schien zu überlegen. ,,Ich werde sehen, was ich tun kann", meinte er schließlich. Weder Brethil noch Gwil kamen dazu, etwas zu erwidern, da plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und Eldarion stürmte herein. ,,Du wirst sehen, was du tun kannst!? Vater, das ist doch nicht dein Ernst! Legolas ist dein bester Freund, dein Waffenbruder, und egal ob er tot ist oder nicht, er würde wollen, das du ihm hilfst! Und das gleiche gilt für Thranduil! Du hast versprochen, ihnen zu helfen, ebenso wie ich!", rief Eldarion aufgebracht. ,,Du solltest doch gehen", entgegnete Aragorn ruhig. Sein Sohn sah ihn daraufhin trotzig an. ,,Du schickst mich immer weg", meinte der junge Prinz. ,,Weil du dich noch nicht um solche Dinge sorgen solltest", sagte Aragorn. ,,Aber ich bin alt genug, Vater!", beharrte Eldarion, woraufhin Aragorn seufzte und etwas entgegnen wollte, doch Gwil kam ihm zuvor. ,,Da Ihr sowieso unser gesamtes Gespräch belauscht habt, junger Prinz, und somit wisst, was die Problematik ist, sagt uns doch, was Ihr als das beste Vorgehen erachtet", meinte die Südelbe und sah ihn ermutigend an. Eldarion schwieg einen Moment und sah die beiden Elben und seinen Vater einen Moment lang schweigend an. Aragorn sah ihn erwartungsvoll an, während Brethil und Gwil ihm ermutigend zunickten. ,,Wir erhöhen die Anzahl und Häufigkeit der Patrouillen an den Grenzen im Süden und Westen und schicken Grenzer nach Ithilien. Jeder Reisende, der das Reich verlässt oder betritt, muss sich auf eine Kontrolle vorbereiten", sagte der junge Prinz. Aragorn schmunzelte über den Eifer seines Sohnes. ,,Deine Idee ist nicht schlecht, mein Sohn, aber woher nehmen wir die zusätzlichen Männer für die häufigeren Patrouillen? Und wie erklären wir unser Verhalten den anderen Reichen und Freien Städten?", meinte Gondors König dann. Eldarion wollte antworten, ließ es dann jedoch sein und sah etwas betreten zu Boden. Aragorn und die beiden Elben schmunzelten daraufhin. ,,Wir werden über deinen Vorschlag nachdenken. Jetzt geh und diesmal wirklich", meinte Aragorn dann, weshalb Eldarion ihn überrascht ansah. Sein Vater nickte ihm lächelnd zu und der junge Prinz verließ den Raum wieder. ,,Ich habe das Gefühl, dass er sich noch paar Male einmischen wird", meinte Brethil. ,,Ja, das fürchte ich auch. Er und Thranduil verstanden sich sehr gut, als wir das Waldlandreich besuchten", stimmte Aragorn dem Waldelb zu. Danach füllte Stille den Raum,  bis Aragorn wieder das Wort ergriff und den beiden Elben Zimmer für einen längeren Aufenthalt anbot. Gwil und Brethil nahmen das Angebot dankend an, denn nach zwei Wochen voller Aufregung und einer relativ langen Reise brauchten die beiden jungen Elben ein wenig Ruhe. 

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt