Die Häuser Doriaths

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Legolas
Es dauerte mehrere Wochen bis wir die Gebiete des Südens endlich erreichten. Schließlich beschlossen wir, eine mehrstündige Pause einzulegen, damit die Pferde, allen voran Arod, wieder zu Kräften kommen konnten. An den felsigen Küsten Südgondors fanden wir bald einen Felsvorsprung, welcher groß genug war, damit sowohl wir, als auf die Pferde darunter Platz fanden. ,,Ich habe nicht weit entfernt von hier einen Bach gehört", sagte Vater, ,,Wir sollten Wasser holen für uns und die Pferde." Er wollte gerade wieder auf den Rücken seines Pferdes steigen, doch ich hielt ihn auf. ,,Du gehst nirgendwo hin", sagte ich bestimmt, woraufhin Vater mich verständnislos ansah. ,,Die Pferde brauchen das Wasser, ebenso wie wir", meinte er. ,,Du hast recht aber nicht du wirst das Wasser holen. Zumindest nicht alleine!", entgegnete ich. ,,Dann begleite du mich eben", sagte Ada und stieg wieder auf sein Pferd. Ich seufzte. ,,Legolas ich kann das auch machen...wenn du willst...", meldete sich da Lessien zu Wort und trat, meinen lorischen Mantel eng um sich geschlungen, neben mich. Ich schüttelte den Kopf. ,,Du frierst bereits genug. Hilf Gimli dabei ein Feuer zu machen und wärme dich auf", sagte ich. ,,Aber...!", wollte sie widersprechen, doch ich unterbrach sie, indem ich einen Finger auf ihre vollen Lippen legte. ,,Kein Aber! Du frierst und bist erschöpft, weshalb du hier bleibst", stellte ich sanft und dennoch bestimmt klar. ,,Was wenn da draußen etwas lauert? Dann wärt ihr beide fort und...was wird dann aus deiner Heimat?", entgegnete Lessien ein wenig besorgt. ,,Bitte Less. Uns passiert schon nichts mach dir keine Sorgen", sagte ich und sah ihr dabei in die Augen, denn ich wusste, sie gab viel schneller nach wenn ich das tat. Ach was, dann gab sie überhaupt nach. Sie seufzte und senkte den Blick, was für mich bedeutete, dass ich die Diskussion gewonnen hatte. ,,Danke", flüsterte ich kurz, stieg auf Arods Rücken und folgte meinem Vater in die Richtung, in welche er mich führte. Kurz darauf erreichten wir tatsächlich einen kleinen Bach, welcher sich durch die dürre Graslandschaft schon. Noch immer fegte ein eisiger Wind übers Land in Richtung Meer, doch Schnee und Eis hatten sich bereits deutlich zurückgezogen. Wir stiegen ab und ließen unsere Pferde trinken, während wir unsere Wasserschläuche füllten. ,,Ich werde Arod den Auftrag geben Niphredil später hierher zu führen damit sie auch ihren Durst stillen kann", sagte ich. Vater nickte nur. ,,Was ist das zwischen dir und dieser Lessien?", fragte er dann völlig unvermittelt. ,,Was soll es schon sein?", entgegnete ich, bedacht darauf, was ich sagte, denn ich hatte bereits an Vaters Tonfall erkannt, dass er sie nicht mochte, ihr nicht vertraute. ,,Glaube nicht ich bemerkte nicht, wie du sie ansiehst", sagte Vater und sah mich durchdringend an. ,,Ich mache mir Sorgen, schließlich ist sie diese Kälte nicht gewohnt", erklärte ich, auch wenn ich genau wusste, was Vater meinte. Er sah meine Zuneigung zu Lessien in meinen Augen, wahrscheinlich verriet ihm jeder Blick den ich ihr schenkte mehr, als wenn ich es versuchen würde zu erklären. Wenn ich das überhaupt erklären konnte, was in mir vorging wenn ich sie nur sah. ,,Versuche nicht zu leugnen dass du Gefallen an ihr gefunden hast", meinte Vater beinahe schon drohend. ,,Und wenn es so wäre?", fragte ich. ,,Ich rate dir, dich nicht allzu sehr auf sie einzulassen. Sie ist eine Südelbin, noch dazu eine, die es auf Vermögen abgesehen hat", antwortete Vater. ,,Bitte was!?", stieß ich hervor, ,,Was willst du damit sagen? Unterstellst du mir dass ich mit ihr schlafe oder etwas dergleichen!? Und was hat es damit zu tun dass sie aus dem Süden kommt. Das spielt doch keine Rolle, genauso wenig wie Vermögen. Weder für sie noch für mich!" ,,Du musst noch viel lernen, mein Sohn", meinte Ada, ,,Sowohl über Frauen, als auch über dich selbst." ,,Der Einzige der hier etwas lernen muss bist du!", zischte ich wütend, ,,Und zwar wie du akzeptierst, dass ich auch ein eigenes Leben habe und selbst entscheiden kann!" Mit diesen Worten schwang ich mich in den Sattel und ritt zurück zum Lager. Ich war wütend, einfach nur wütend auf meinen Vater. Konnte er nicht einfach akzeptieren, dass es meine private Angelegenheit war, in welcher Beziehung ich zu Lessien stand und was ich von ihr hielt!? Zumal er sie ja gar nicht richtig kannte. Kurze Zeit später erreichte ich das Lager und stieg ab. Dann gab ich Gimli einen Wasserschlauch. ,,Du wirkst aufgebracht", brummte Gimli. ,,Möglich", entgegenete ich leicht gereizt. ,,Was ist los, Junge?", fragte der Zwerg, bevor er einen Schluck Wasser nahm und ich seufzte. ,,Mein Vater kann Lessien nicht leiden und unterstellt mir dann auch noch Dinge, die ich gerade nicht nennen möchte", erklärte ich. ,,Er kennt sie eben noch nicht richtig", meinte Gimli, ,,Aber das wird schon..." ,,Sei dir da bloß nicht so sicher...", entgegnete ich und schwieg einen Moment. ,,Wo ist sie überhaupt?", fragte ich schließlich und sah mich suchend nach Lessien um. Gimli deutete nach vorne zum Meer und tatsächlich stand sie abseits und alleine am Meer. Langsam ging ich zu ihr. ,,Worüber denkst du nach?", fragte ich, als ich neben ihr stand. ,,Meine Schwester...", antwortete Lessien leise. Ich nickte. ,,Du machst dir zu viele Gedanken", meinte ich dann. ,,Ich habe sie eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen", entgegnete sie, ,,Ich weiß nicht wo sie ist, wie es ihr geht...das macht mir einfach zu schaffen..." ,,Wäre sie in Gefahr, würdest du es sicher spüren", meinte ich. Daraufhin sah Lessien mich an. ,,Meinst du wirklich?", fragte sie. ,,Natürlich", antwortete ich mit einem aufmunternden Lächeln. Lessien sah mich einen Moment lang an, bevor sie ihren Blick wieder zum Meer wandte. ,,Warst du jemals dort draußen?", fragte sie und sah zum Horizont. ,,Nein, aber es muss aufregend sein und wunderschön", antwortete ich. Lessien nickte. ,,Ich war einmal dort, zusammen mit Gwil", sagte sie ein wenig verträumt, ,,Es war ein Sommer, noch nicht allzu lange her, als wir zusammen mit ein paar Händlern aufs Meer hinausfuhren. Wir sahen, wie die Küste am Horizont hinter uns verschwand und die scheinbar unendliche Weite des Meeres sich vor uns auftat", erzählte sie verträumt, was mich unverzüglich lächeln ließ. ,,Es muss wirklich wunderbar sein", meinte ich, doch dann verschwand mein Lächeln, ,,Doch andererseits habe ich auch etwas Angst..." ,,Vor den Stürmen?", fragte Lessien. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein...naja vielleicht ein wenig, schließlich habe ich noch keinen miterlebt, aber zum Großteil nicht", erklärte ich, ,,Ich habe Angst, die, die mir am Herzen liegen, im Stich zu lassen. Denn es heißt wenn ein Sinda das Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen hört und die Weite des Meeres sieht, spürt er oder sie ein starkes Verlangen nach Aman zu ziehen. Und das wird nie verschwinden bis er oder sie in Aman angekommen ist." Lessien schwieg für einen Moment. ,,Ich bin eine Sinda und ich spüre nichts", meinte sie und sah dann zu mir, ,,Spürst du etwas?" Ich schwieg einen Moment und horchte in mich hinein. Ich spürte ein Verlangen in mir, doch es zog mich nicht zum Meer und darüber hinaus, sondern zu der Elbin neben mir. Zu der Elbin, die mein Herz gestohlen hatte, höchstwahrscheinlich ohne es überhaupt zu wissen. ,,Legolas?", hörte ich Lessiens Stimme neben mir, was mich aus meinen Gedanken riss. ,,Ich spüre auch nichts", sagte ich. ,,Dann ist das wohl nur ein Gerücht, was du sagtest", meinte Lessien, ,,Oder es trifft nicht auf alle Sindarelben zu." ,,Mae, vielleicht hast du recht", murmelte ich, während ich weiterhin beobachtete wie sich Wellen unterschiedlichster Größen im blau-grauen Wasser des Meeres auftürmten, an den Strand rollten oder an Felsen schäumend brachen. ,,Dein Vater ist zurück", hörte ich Lessien sagen und nahm erst jetzt die, vom Sand leicht gedämpften Hufschläge eines Pferdes wahr. ,,Offenbar ist er das", stimmte ich ihr zu, allerdings ohne mich umzudrehen. Lessien schwieg einem Moment. ,,Habt ihr euch gestritten?", fragte sie dann. ,,Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit", meinte ich, ,,Nichts von größerer Bedeutung." Ich wusste, dass ich ein wenig untertrieb, doch ich wollte verhindern, dass Lessien sich zu viele Gedanken darüber machte. ,,Komm, lass uns zum Feuer gehen. Du musst dich sicher auch ausruhen", sagte Lessien. Ich nickte und folgte ihr zu unserem Lagerplatz, wenn auch etwas widerwillig. Um meinem Vater zu zeigen, dass ich meine Meinung noch immer vertrat, setzte ich mich beinahe schon ein wenig zu demonstrativ neben Lessien ans Feuer. Vater selbst nahm dies mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis. Wir saßen schweigend am Feuer. Gimli schlief schon und schnarchte, was mich ab und zu, trotz der angespannten Stimmung, schmunzeln ließ. ,,Ich denke ich werde mich Gimli anschließen und auch ein wenig schlafen", sagte Lessien schließlich und legte ihren Kopf auf meinen Schoß. ,,Ich darf doch oder?", fragte sie fast schon schüchtern. ,,Natürlich", antwortete ich mit einem Lächeln, ,,Ich bin immer gerne dein Wärmekissen." Sie schmunzelte daraufhin. ,,Guin vaer (Gute Nacht)", sagte sie und schloss die Augen. ,, Losto vae (Schlaf gut)", entgegnete ich sanft und strich ihr sachte eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Kurz darauf hörte ich sie ruhig und gleichmäßig atmen. ,,Ich weiß, dass du mir zeigen willst, was du von meinem Vorwurf hälst, Legolas", sagte Vater irgendwann. ,,Scheint ja gelungen zu sein", entgegnete ich nur und starrte ins Feuer. Wir schwiegen eine Weile. ,,Bei Pippin hast du gesagt, du würdest mir später mehr zu Tauriel erzählen", stellte ich fest, ,,Allerdings bist du danach nicht mehr dazu gekommen..." ,,Sie ist in Bruchtal", antwortete Vater, worauf ich leicht die Augen verdrehte. ,,So weit waren wir schon. Du sagtest sie sei schwanger", sagte ich halb fragend und sah Vater nicken. ,,Dabei ist sie doch fast noch ein Kind", seufzte er, weshalb ich ihn ansah. ,,Du sorgst dich um sie", stellte ich fest. Vater hob den Blick vom Feuer zu mir. ,,Sie ist meine Tochter und auch wenn ich Caranwen nicht geliebt habe, so liebe ich Tauriel trotzdem, so wie ein Vater seine Tochter liebt", sagte Vater. ,,Früher habe ich gedacht, dass du sie hasst. Ständig hast du mir den näheren Kontakt zu ihr verboten. Aber jetzt weiß ich, dass das auch nur Teil deiner Maske war. Und es muss schwer gewesen sein oder?", erzählte ich, ein wenig in Erinnerungen schwelgend. Vater nickte wieder. ,,Niemand durfte etwas davon erfahren und so wird es auch bleiben", sagte er, ,,Denn ein Mann der seiner verstorbenen Frau untreu wird ist schon schlimm genug. Doch ist dieser Mann König wird es um einiges komplizierter. Im schlimmsten Fall würde das Volk mich nicht mehr akzeptieren und vielleicht sogar stürzen." ,,Muss das Volk nicht auch verstehen, dass du im Prinzip auch nur ein Elb bist, der irgendwie versucht sein Leben zu leben?", fragte ich, während meine Hand durch Lessiens weiches Haar strich. Lessien selbst schlief seelenruhig weiter. Ein kurzes Schmunzeln huschte über Vaters Lippen. ,,Du musst doch noch einiges lernen mein Sohn", meinte er dann, ,,Beispielsweise dass ein König spätestens bei seiner Krönung sein Privatleben zum Großteil aufgibt. Er mag sich vielleicht verlieben, heiraten und Nachkommen zeugen, doch mehr Zeit für sein privates Leben gib
es eigentlich nicht, denn für einen König gilt immer: Das Wohl des Volkes steht an erster Stelle!" Ich vernahm ein leises Kichern und im nächsten Moment erschien Großvater direkt neben Vater. ,,Er übertreibt ein wenig. Ganz so schlimm ist es nicht", meinte Großvater schmunzelnd. Ich nahm dies ebenfalls mit einem leichten Schmunzeln zur Kenntnis. ,,Zurück zu Tauriel: Wer ist eigentlich der glückliche Vater?", fragte ich wieder an Vater gewandt. Dieser seufzte. ,,Ich weiß es nicht, allerdings habe ich die Vermutung es könnte Feren sein...", antwortete Vater. Ferens Name hallte einen Moment in einem Kopf nach. ,,Wieso Feren? Ich dachte er hat dich verraten?", meinte ich nachdenklich. ,,Ich weiß selbst nicht", entgegnete Vater, ,,Es ist irgendwie so ein Gefühl." Ich nickte nur und schwieg, bis mir nach einer Weile etwas einfiel. ,,Vater kann ich dich etwas fragen?" ,,Natürlich", entgegnete Vater und sah mich erwartungsvoll an. ,,In der Höhle bei der Rose, da war eine Kreatur. Sie hatte die Gestalt einer Frau, welche aus Feuer zu bestehen schien", begann ich. ,,Die Wächterin", murmelte Großvater und ich nickte leicht, bevor ich fortfuhr: ,,Sie sagte etwas wie 'eines der Häuser Doriaths existiert noch immer'. Weißt du was sie damit gemeint haben könnte?" Großvater lächelte, während Vater zu erklären begann: ,,In Doriath war die Königsfamilie nicht die einzige adelige Familie. Es gab einige Lords und Ladies. Ihre Familien wurden Häuser genannt, ähnlich wie es in Gondolin war. Viele wurden bei Doriaths Fall ausgelöscht, doch einige wenige überlebten auch." ,,So wie du und Großvater, nicht wahr?", sagte ich fragend, nachdem ich ihm aufmerksam zugehört hatte. Vater, sowie auch Großvater nickten, doch in Vaters Augen sah ich einen Schatten. Etwas fragend sah ich zu Großvater, doch dieser hatte sich Vater zugewandt und dessen Hände in seine genommen. ,,Vater ist hier oder?", fragte Vater. ,,Ja Großvater ist hier. Moment ich komme zu euch", antwortete ich. Vorsichtig hob ich Lessiens Kopf, welcher noch immer auf meinem Schoß ruhte, an und tatsächlich schlief sie seelenruhig weiter. Ich nahm eine zusammengefaltete Decke und bettete ihren Kopf darauf. Dann lief ich um das kleine Feuer herum, setzte mich neben Vater und berührte seinen Arm. Sofort sah Vater Großvater an. ,,Was habt ihr denn?", fragte ich etwas zögernd. ,,Nicht unser gesamtes Haus hat den Fall Doriaths überlebt", sagte Großvater. Überrascht sah ich die beiden an, denn das musste bedeuten, dass ich noch einen oder mehrere Verwandte/n gehabt hatte, von dem oder denen ich bis jetzt nie etwas erfahren hatte. ,,Was genau meint ihr damit?", fragte ich, gespannt auf die Antwort. ,,Meine Schwester Arien", setzte Vater an und meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. ,,Ich habe sie in all dem Gedränge verloren, als die Noldor die übrigen Iathrim (Volk von Doriath) an der Sirionmündung angriffen", erzählte Vater, ,,Seitdem haben wir beide sie nie wieder gesehen. Und irgendwann erklärt man einen Verschollen für tot. Was höchstwahrscheinlich auch zutrifft, denn es sind tausende gestorben..." ,,Aber ihr habt doch keinen Beweis dafür dass sie tot ist", sagte ich, ,,Und was wenn sie vielleicht hier im Süden ist?" ,,Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit äußerst gering sie jemals wieder zu finden", seufzte Großvater. ,,Ihr dürft die Hoffnung nicht verlieren", hörten wir plötzlich Lessiens Stimme, ,,Und außerdem hat es sich schon herumgesprochen was bei den Werwölfen passiert ist. Die Vögel zwitschern es ununterbrochen: 'Ein Elbenlord aus dem Norden mit silbernem Haar sitzt auf dem Thron der Wölfe!' Manche munkeln sogar, es wäre eine Wiedergeburt Orophers oder sogar Oropher selbst. Wenn sie im Süden ist, hat sie mit Sicherheit schon davon gehört." "Der Süden ist groß und die Wahrscheinlichkeit gering", sagte Vater, "Und jetzt sollten wir uns ausruhen. Ich übernehme die erste Nachtwache." Ich wollte widersprechen, doch Großvater kam mir zuvor. "Auch du solltest ruhen, mein Sohn. Ich halte Wache, denn ich brauche keinen Schlaf, schließlich bin ich tot", sagte er und Vater nickte tatsächlich ohne Widerworte. Ich stand auf und ging wieder zu Lessien, welche mich etwas verwundert, aber auch müde ansah. "Wer hält Wache?", fragte sie. "Großvater", antwortete ich nur und setzte mich neben sie. Lessien nickte. "Frierst du noch?", fragte ich sie. "Das Feuer und der Mantel helfen durchaus dagegen", meinte die hübsche Elbin und strich kurz über den Mantel. Ich nickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, während ich ihre Hände sanft in meine nahm. "Trotzdem sind deine Hände noch ein bisschen kühl", stellte ich fest. Dann legte ich meine Hände an ihre Schultern und drückte sie sanft nach hinten. Sie ließ es zu und schließlich lag sie im weichen Sand des Strandes. "Ich kann sie wärmen, wenn du erlaubst", sagte ich mit leicht gesenkter Stimme, meinen Oberkörper leicht über sie gebeugt. "Das erlaube ich gern", sagte Lessien, woraufhin ich lächelte und mich neben sie legte. "Eure Hände, my Lady", sagte ich, was Lessien leise kichern ließ, während sie sich zu mir drehte. "Ich bin immer noch keine Lady", meinte sie, während ich meine Finger langsam und noch etwas zögernd mit ihren verflocht. "Für mich bist du schon lange eine Lady", flüsterte ich, "Eine Lady des Südens, eine Lady des Waldes und eine Lady der Sindar." Lessien schwieg und senkte doch tatsächlich verlegen den Blick. "Trotzdem bin ich nicht adlig", sagte sie. "Das ist mir vollkommen egal. Für mich bist und bleibst du eine Lady", entgegnete ich, "Schlaf jetzt, du brauchst deine Kräfte." Lessien seufzte, nickte aber und schloss die Augen. Ich warf Vater, der uns die ganze Zeit über beobachtet hatte, noch einen kurzen Blick zu, bevor ich ebenfalls meine Augen schloss und bald darauf ins Land der Träume driftete.

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt