Die Rose

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Lessien
Legolas und ich ritten am nächsten Tag zum Abendrot-Gebirge. Alle anderen blieben in Pippins Hobbithöhle, obwohl Thranduil und Gimli sich dagegen gesträubt hatten und uns nur ungern alleine ziehen ließen. Ich verstand ihre Sorge, schließlich wusste keiner, noch nicht einmal Oropher, was uns dort erwarten würde, schließlich war es schon sehr lange her, dass er selbst dort gewesen war. Am Mittag erreichten wir unser Ziel und stiegen von unseren Pferden. ,,Wie genau finden wir die Rose eigentlich?", fragte ich. Daraufhin holte Legolas die Karte hervor, auf welcher alle Rätsel standen, die wir bisher gelöst hatten und las das Rätsel laut vor, welches uns zur Feuerrose führen sollte. ,,Hinter unsichtbarem Bach", murmelte er nachdenklich, ,,Ein Bach der nicht zu sehen ist, muss sich in den Bergen befinden, in einer Höhle!" ,,Dort vorne ist ein Bach. Naja wohl doch eher ein Fluss", sagte ich und deutete in die Richtung. Kurz darauf hatten wir den Fluss erreicht. Ein Wasserfall rauschte die Felswand des Berges hinunter und der Fluss schlängelte sich eilig in Richtung Südosten. ,,Dieser Fluss ist allerdings zu sehen", meinte Legolas und starrte den Wasserfall nachdenklich an, ,,Es sei denn, es sind Höhlen hinter dem Wasserfall." Er hob einen Stein vom Flussufer auf und warf ihn auf den Wasserfall zu. Ich erwartete, das Geräusch zu hören, wenn der Stein gegen die dahinterliegende Felswand traf, doch stattdessen hörte ich ein leises Platschen, soweit ich das über das Rauschen des Wasserfall hören konnte. ,,Du hast auch gehört, dass definitiv keine Felswand hinter dem Wasserfall ist oder?", fragte Legolas mich. Ich nickte nur. Daraufhin lief Legolas auf den Wasserfall zu. ,,Es gibt keinen Durchgang an der Seite, wir müssen schwimmen", sagte er, während er seinen Umhang ablegte und wieder zu mir kam. Den Umhang verstaute er in Arods Satteltasche, zusammen mit der Karte. ,,Ich lege meine Waffen ungern ab, weil wir nicht wissen, was uns erwartet", meinte er dann, ,,Ebenso wie ein Großteil meiner Kleidung." ,,Also ich lasse alles an, bis auf meinen Umhang, auch wenn ich danach sehr stark frieren werde", meinte ich und watete langsam in das Wasser des Flusses. Es war eiskalt und ich schauderte kurz. Legolas folgte nur wenige Schritte hinter mir. Wir konnten bis einige Meter vor dem Wasserfall auf dem Kiesbett des Flusses laufen, doch dann wurde es zu tief zum Laufen. ,,So wie es aussieht müssen wir wohl doch schwimmen", rief ich Legolas zu, da das Rauschen des Wasserfalls inzwischen sehr laut war. Legolas nickte nur und schwamm auf den Wasserfall zu. Kurz bevor er diesen erreichte, tauchte er unter und verschwand. Widerwillig ließ ich mich ebenfalls komplett in das eiskalte Wasser gleiten und schwamm auf den Wasserfall zu. Ich tauchte ebenfalls unter dem Wasserfall durch und tauchte so schnell es ging wieder auf, da das eiskalte Wasser Kopfschmerzen verursachte. Als ich schließlich das Wasser verlassen hatte und neben Legolas stand, der das Wasser ebenfalls verlassen hatte, sah ich mich erst einmal um. Wir befanden uns in einer großen, sehr hohen Höhle. Das einzige, was sich hier zu befinden schien, war Fels, der offenbar von der Höhlendecke gefallen war, und ein Bach, der hier in den Fluss mit dem Wasserfall mündete, sodass man ihn von außen gar nicht wahrnahm. ,,Ich glaube, wir haben den unsichtbaren Bach gefunden", meinte Legolas und lief ans andere Ende der Höhle, wo der Bach sich um einige mindestens drei Meter hohe Felsblöcke schlängelte. ,,Hier geht es weiter", rief er mir zu. Schnell rannte ich ihm hinterher, als er hinter den Felsblöcken verschwand. Dahinter offenbarte sich ein verzweigtes Höhlensystem. ,,Und wohin jetzt?", fragte ich und sah Legolas erwartungsvoll an. ,,Es hieß hinter unsichtbarem Bach, also sollten wir dem Bach folgen", meinte dieser und lief langsam am Ufer des Baches entlang tiefer in das Höhlensystem. Ich folgte ihm schweigend, bis wir hinter einer Felsspalte an der linken Felswand des Ganges einen schwachen, orange-roten Schein sahen. Sofort blieben wir stehen und starrten durch die Felsspalte, die gerade so breit war, dass Legolas und ich hindurchpassen würden. Ohne ein Wort zu sagen, ging Legolas auf die Felsspalte zu und zwängte sich regelrecht hindurch. Ich ging ihm hinterher, während ich mich wunderte, was plötzlich mit ihm los war. Er war nur noch darauf fokussiert, die Feuerrose zu finden, was ich ihm eigentlich nicht übel nehmen könnte, jedoch wirkte sein Blick verändert. Als ich wieder neben Legolas stand, starrte dieser geradeaus. Ich folgte seinem Blick und meine Augen weiteten sich. Vor uns lag eine riesige Höhle in deren Mitte sich der unterirdische Bach befand, dem wir die ganze Zeit gefolgt waren. Dahinter war eine Felsformation, die so aussah wie ein riesiges, steinernes Vogelnest, von dessen Mitte aus der orange-rote, feurige Schein kam, der die gesamte Höhle erleuchtete. ,,Das muss sie sein", meinte Legolas und rannte auf die Felsformation zu. Allerdings kam er nicht weit, denn plötzlich hallte eine Frauenstimme durch die Höhle. ,,Wer wagt es, sich in die Nähe der Rose zu begeben?", fragte die Stimme und plötzlich sah ich etwas um uns herumhuschen, was aussah, wie mannshohe Flammen. ,,Wer ist da?", fragte Legolas zurück und sah sich um, während ich langsam zu ihm lief. Auf einmal wirbelte die Flammenkreatur um mich herum. Erschrocken blieb ich stehen und versuchte, eine genauere Gestalt in den Flammen zu erkennen und tatsächlich meinte ich, das Gesicht einer wunderschönen Frau zu sehen, welche ein gemeines und siegessicheres Lächeln auf den Lippen hatte. Die Flammenkreatur entfernte sich von mir und bewegte sich auf Legolas zu, der mir den Rücken zugekehrt hatte. ,,Legolas, pass auf!", rief ich, doch er reagierte nicht, wie als würde er mich gar nicht hören. Ich wollte zu ihm laufen, prallte aber gegen eine unsichtbare Wand und fiel rückwärts zu Boden. Schnell richtete ich mich wieder auf und tastete nach der Wand. Beinahe schon panisch suchte ich einen Weg an der Wand vorbei, doch schnell musste ich feststellen, dass es sich wohl um eine unsichtbare Kuppel handelte, aus der es kein Entkommen gab.

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Where stories live. Discover now