🌌 HanㅣBloß eine Frage

502 28 10
                                    

Es war einer dieser Tage, an denen die Wolken den Himmel verschleierten, der Wind einem an den Haaren zog und die Menschen geduckt und mit starrem Blick auf den Boden, von einem Ort zum nächsten eilten. Niemand von ihnen bemerkte den jungen Mann, der gedankenverloren durch die Straßen New Yorks lief. Perth war auf dem Weg zur Fordham Universität, auf die sein Vater ihn seit ein paar Jahren schickte. Er hatte Glück, dass der Campus seines Studiengangs auf Manhattan gebaut worden war, denn so trennten das Hauptgebäude und das Penthaus, in welchem er wohnte, nur einige Minuten. Seufzend umschlängelte er eine Gruppe asiatischer Touristen, die ihn sogleich interessiert musterten. "Sawadee Kha" versuchte er sein Glück, und erhielt sofort freudige Erwiederungen in seiner Muttersprache.

Er fand es amüsant, wie die Thailänder außerhalb ihres Landes scheinbar viel offener gegenüber Fremden waren. Hätte er in Bangkok einige Leute auf der Straße gegrüßt, hätte ihm wohl keine Menschenseele geantwortet. Am Columbus Circle traf er auf seinen besten Freund Nutthapong, dem es im Gegensatz zu Perth von seiner Familie erlaubt war, mit der Subway zu fahren. Seine Mutter würde es sicher ebenfalls nicht stören, sein Vater war da jedoch ganz anderer Meinung, denn dieses Fortbewegungsmittel nutzen nur die Unter- und Mittelschichten. Was für ein Unsinn, darum ging der junge Mann auch aus Protest zu Fuß. Perth lebte nun bereits seit einigen Jahren in der nie ruhenden Metropole der USA und obwohl er es hasste, dass ihn sein Vater damals einfach von seinem alten zu Hause mitgenommen hatte, liebte er New York über alles. Seit der Schwarzhaarige denken konnte, arbeitete sein Vater für seinen Goßvater. Als dessen große Firma einen Standort in New York eröffnete und seinen Vater dazu berief, eben diesen zu leiten, hatte er sich von seinem alten Leben verabschieden müssen. Es hatte ihn nicht gewundert, dass seine Mutter in Bangkok zurückgeblieben war, denn seine Eltern führten eine eher pragmatische, als liebevolle Ehe. Obwohl er sie schrecklich vermisste und auch ihre Besuche immer weniger wurden, schmerzte es jedoch am meisten, dass sie ihn mit ihrem zornigen und extrem autoritären Mann hatte fortgehen lassen. Da ein Auslandsstudium und interne Familienfirmenverhältnisse ein Pluspunkt für jeden Thailänder bedeuteten, war daran jedoch nichts zu ändern. Doch besonders nachdem sich der junge Perth vor einigen Jahren geoutet hatte, war das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater abgekühlter denn je. Leider hatte nicht einmal das Versprechen seiner Mutter, in New York würde er sich mit dieser Sache nicht mehr verstecken müssen, verwirklicht, denn noch immer durfte niemand im Umkreis des Firmenwesens vom Makel in der hochgeschätzten Familie wissen. Deshalb grenzte es auch geradezu an ein Wunder, als der von seiner Umgebung eingeschüchterte, junge Thailänder mit gebrochenem Englisch und fern von der Heimat auf seiner neuen Schule auf einen ebenfalls aus Thailand kommenden Nutthapong stieß, der genau wie er mit dem selben Problem zu kämpfen hatte. Nur war dessen Familie gegnüber dieser Sache mittlerweile um einiges entspannter, als es Perths' jemals sein wird. Trotzdem hatten beide das Glück von ihren Vätern auf die selbe private Eliteuniversität nahe des Central Parks geschickt zu werden und nun einen Studiengang im Bereich Business zu besuchen. Dementsprechend war der Schwaarzhaarige wenigstens nicht allein und hatte in seinem besten Freund einen wahren Lebensretter gefunden. Obwohl er sich anfangs ein wenig in den gutaussehenden, jungen Man mit dem kindischen Lachen verliebt hatte, musste er schon bald feststellen, dass dieser jeden anderen Jungen interessant fand, mit Ausnahme von Perth. Aber Glück in der Liebe hatte dieser ja sowieso noch nie gehabt, mal davon abgesehen, dass seine Beziehungslaufbahn noch nicht existent war. Nur bei seinem Outing hatte er damals einen Freund gehabt, den sein Vater jedoch erfolgreich aus seinem Leben verbannt hatte. Perth war damals nur froh gewesen, dass er nicht, wie er es von anderen Söhnen reicher Eltern gehört hatte, in eine Einrichtung geschickt wurde. Dabei war Homosexualität in Thailand nun wirklich kein Tabuthema mehr - ganz im Gegenteil! Aber trotzdem ignorierte seine Familie seine Homosexualität einfach und besonders Perth's Mutter hatte ihn häufig auf irgendwelche hübschen Mädchen angesprochen oder Dates geschickt, was ihn damals immer wieder verzweifeln hatte lassen. Als würde sich das Problem in Luft auflösen, wenn man es nur lange genug ignorierte.

Nach einer kurzen Begrüßung mit seinem Freund liefen die Beiden gemeinsam den Weg zur Universität, die von außen mit einer hohen Mauer umgeben war. Genervt kramten sie ihre Studentenkarten aus ihren Taschen und traten nach der Kontrolle durch den kamerabewachten Eingang, um sich von einem Automaten identifizieren zu lassen.

Weil ihnen noch etwas Zeit bis zu ihrer nächsten Pflichtveranstaltung blieb, setzen die Zwei sich wie gewohnt im Innenhof des Gebäudes auf eine Bank, etwas abgelegen von der umherirrenden Masse an Studenten.

"Sag mal Perth, hast du heute Abend eigentlich schon was vor?" Mit zusammengezogenen Brauen sah er zu meinem besten Freund hinüber. "Verrätst du mir, warum du das wissen möchtest!" fragte er ausweichend und sah seinen Gegenüber auffordernd an. "Ich wollte mit Shane in einen Club gehen und ich wüsste langsman mal gerne, was du von ihm hältst. Ich habe wirkllich das Gefühl, dass das etwas Ernstes wird. Du hast ihn immer noch nicht kennengelernt und es fühlt sich komisch an, mit dir über ihn zu reden, wenn du noch nicht einmal ein Wort mit ihm gesprochen hast und auch so keine Ahnung hast, wer er ist."
Überlegend sah der Jüngere zu dem anderen rüber, der ihn bittend anblickte. Dass Nutthapong sich Hals über Kopf in den für Perths noch fremden Jungen verliebt hatte, war ihm nicht entgangen, denn seit sein bester Freund Shane kennengelernt hatte, redete Nutthapong von nichts anderem mehr. Trozu dieser Tatsache hatte der Jüngere jedoch das Gefühl, kaum etwas über diesen in Erfahrung gebracht zu haben. Zum einen war Perths extrem neugierig auf den jungen Mann, von dem er noch nicht einmal ein Foto gesehen hatte, zum anderen hatte er eigentlich eher weniger Lust, diesen in einem Club kennenzulernen.

"Du möchtest also, dass ich mitkomme?" fragte Perth, worauf er ein Nicken erhielt. "Was ist denn das für ein Club?" fragte er weiter. Sein bester Freund zupfte nervös an seinem Poloshirt und nuschelte dann ein unverständliches: "Ein ähm Schwulenclub." vor sich hin. Sofort hob sein Gegenüber abwehrend die Hände.
"Notthy, du kennst mich. Ich bin sowieso schon nicht der große Clubgänger, aber in einen Schwulenclub zu gehen, wäre mir wirklich komplett unangenehm."
Sein bester Freund drehte daraufhin nur mit den Augen.

"Was ist denn daran bitte so schlimm? Ich dachte, dass du dich für dich schämst, hätten wir hinter uns gelassen."
"Ja schon, aber das ist dann vielleicht doch ein bisschen zu viel des Guten und außerdem, wenn das mein Vater rausfindet..."

"Meine Güte Perth, das ist ein ganz normaler Club, in dem man auf Gleichgesinnte trifft, nichts Schlimmes. Ein Tennisspieler geht auch in den Tennisclub. Und was deinen Vater angeht, sag es ihm doch einfach, dann gibt es nichts rauszufinden."

Überlegend sah der Schwarzhaarige einer Gruppe Studenten hinterher, die soeben den Innenhof verließen. Ein bisschen musste er über den Vergleich mit dem Tennisspieler lachen, konzentrierte sich dann jedoch wieder auf die zweite Aussage Nutthapongs.
Perth versuchte seinen Vater ab und an daran zu erinnern, dass er auch mal etwas in seinem Leben bestimmen durfte und obwohl das Unterfangen sicher mit einer heftigen Auseinandersetzung enden würde, juckte es ihm in den Fingerspitzen, diesem genau das zu erzählen. "Hat der Club irgendwelche Flyer oder so?" fragte er Nutthapong und richtete seinen Blick auf diesen.

"Keine Ahnung, bestimmt. Willst du deinem Vater etwa einen mitbringen, falls er auch mal feiern gehen möchte?" lachte er. Nun war Perths derjenige, der die Augen verdrehte. "Ja sicher. Aber mal ehrlich, das kommt wirkungsvoller, als wenn ich nur mit einer Erklärung meines nächtlichen Verschwindens um die Ecke komme."
"Du willst es ihm also erst danach sagen?"
"Aber natürlich, der lässt mich doch nicht gehen, wenn ich es ihm vorher sage!"

Mit einem Blick auf die Uhr erhob der Jüngere sich von der Bank. "Wann wollt ihr denn los?" fragte er.
"Ich kann dich 21Uhr abholen, wenn das ok ist?" schlug Nutthapong vor und erhob sich ebenfalls, wobei er seine Tasche auf den Rücken warf und sich durch seine Haare fuhr. "Geht klar!" nickte Perth und lief voraus in Richtung Hörsaal.
Nutthapong folgte ihm mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Er freute sich wirklich auf den kommenden Abend, auch wenn er ein klein wenig nervös war, dass Perth seinen Freund Shane vielleich nicht leiden können würde, kamen sie doch aus zwei so unterschiedlichen Welten.

(1372 Wörter)

ღ____ღ____ღ____ღ____ღ

Willkommen zu meiner ersten Story (:

Danke fürs Lesen ♡


𝐑oyal 𝐓hief ᴾᵉʳᵗʰᴸᵃʸحيث تعيش القصص. اكتشف الآن