Wütend, weil er um wertvolle Träume gebracht wurde, wirkte der Junge mit den grünen Augen jedoch keinesfalls. Das tat er nie, wenn es um Willow ging. Stattdessen mischte sich bloß eine Spur Neugierde in seinen verschlafenen Blick.

„Geschenke", teilte das kleine Mädchen Noah grinsend mit und ließ sich neben ihm auf die Matratze fallen. Mit so viel Schwung, dass sie beide einige Millimeter in die Höhe flogen. „Ganz viele Geschenke."

Mit sanften Schritten glitt Charlotte zurück in das Gästezimmer, das im Laufe der letzten Monate irgendwie zu ihrem zweiten Zuhause geworden war. All die Nächte, in denen die Welt zu viel wurde, hatte sie sich hier her geflüchtet. All die Stunden, in denen Harry zu sehr in ihrem eigenen Haus präsent war, während er es doch in Wirklichkeit nie wieder sein würde. Die Stille schmerzte manchmal mehr als alles andere, weswegen dieses Gästezimmer sie mit Leben erfüllte.

Noahs Weinen der ersten Wochen hielt der Raum in seinen Wänden sowie die neugierigen Blicke Willows, die das Neugeborene damals kaum fixieren konnten, war sie doch selbst noch ein Baby. Aber irgendwie hatte Noah sie immer schon fasziniert.

„Wie wäre es, wenn wir alle noch ein wenig schlafen?" Charlottes sanfte Stimme flog durch das Zimmer und wurde zu einer weiteren Erinnerung, die in diesen vier Wänden nie wieder erlöschen würde. „Die Geschenke sind später auch noch da."

Willow setzte sich empört auf und sah die Ältere an, als hätte sie gerade vorgeschlagen, dass man ein Eis auch morgen essen könnte, wenn man es bereits in der Hand hielt.

„Nein, Lolo. Ich will Geschenke", ließ sie mit heller Stimme verlauten. Im Gegensatz zu Noah liebte das blonde Mädchen nichts mehr, als Worte mit Überzeugung über ihre Lippen zu fliegen lassen. Es war wieder einer der wenigen Augenblicke, in den Charlotte bewusst auffiel, dass sie einige Monate älter war als ihr Sohn.

„Was ist mit dir, Großer?", murmelte sie und strich Noah sanft über die noch vom Schlafen geröteten Wangen. „Wollen wir noch ein wenig Kuscheln?"

Doch ihr Sohn schüttelte müde den Kopf, natürlich tat er das. Denn was Willow Tomlinson wollte, wurde direkt auch zu seinem Wunsch. Normalerweise brachte dies das Mädchen mit den Sternenaugen zum Lächeln, heute jedoch bedauerte sie bloß, dass ihr wichtige Stunden Schlaf fehlen würden.

Jeder Tag mit Kind war eine Herausforderung, jeder Tag mit beiden umso mehr und jede vierundzwanzig Stunden, in denen die Kleinen zu wenig Schlaf bekamen, ließen Charlotte, Louis und Eleanor regelmäßig auf dem Zahnfleisch laufen.

„Also gut, dann lasst uns in den Tag starten."

Seufzend gestand Charlotte sich ihre Niederlage ein, denn wie so oft hatten die unschuldigen Augen den Kampf gewonnen, und hob die beiden auf ihre Arme, jedes Kind auf einen, bevor sie barfuß mit ihnen durch den Flur stapfte.

Willow erzählte vergnügt eine Geschichte, ihre helle Stimme ein Segen in den kalten Wänden, während Noah auf Charlottes anderen Arm gegen ihre Schulter lehnte und schon fast wieder in der Welt der Träume versunken war.

Der Holzboden fühlte sich warm unter ihren Füßen an, was sie zweifellos der Fußbodenheizung verdankte, auf die Eleanor beim Einzug bestanden hatte. In diesen frühen Morgenstunden dieses eigentlich so kalten Dezembertages konnte Charlotte ihrer Freundin deswegen nicht genug danken.

Vor der geschlossenen Tür des Masterschlafzimmers angekommen, wurden ihre Schritte langsamer, bis das Mädchen mit den Sternenaugen schließlich gänzlich zum Stehen kam. Noah sah mit verschlafenem Blick zu ihr auf, während Willow hektisch auf ihren Armen zappelte, weil es ihr nicht schnell genug ging.

Charlotte biss sich unsicher auf die Unterlippe, denn es fühlte sich merkwürdig an, Louis und Eleanor mitten in der Nacht zu stören.

Bevor sie jedoch auch nur einen weiteren Atemzug nehmen konnte, hatte Willow bereits wie selbstverständlich gegen die Tür geschlagen.

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