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Zum Glück klärte sich der Irrtum fast genauso schnell wieder auf, wie er entstanden war. Die fünf Zeugen, die noch in der Bank gewesen waren, als die Diebe eingebrochen waren und das Geld gestohlen hatten, versicherten nämlich einstimmig, dass keiner der Beteiligten so klein wie ich gewesen war, also mussten die Polizisten ihnen wohl oder übel glauben und mich wieder gehen lassen. Eine Anerkennung, dass ich die echten Bösewichte ganz alleine aufgehalten hatte, bekam ich dennoch nicht. Nicht einmal ein Dankeschön und das deprimierte mich dann doch ziemlich...


"Das ist aber ganz natürlich, Stegi. Hmm, denk an deine Filme! Welcher Marvel Superheld wurde sofort von allen als solcher gefeiert? Keiner, richtig? Sie wurden zuerst immer als Bedrohung angesehen oder nicht ernst genommen, bevor sie sich einen Namen gemacht haben! Und im echten Leben ist es halt genauso, lass dich davon nicht runter ziehen!"

"Hmm...", brummte ich als Zustimmung. Einmal mehr war ich zu Rafael gegangen in der Hoffnung, er würde mir zuhören und mich verstehen. Tobi konnte ich von gestern Abend nicht erzählen, er würde ausrasten, nachdem er mich mehrmals darum gebeten hatte, mich nicht mehr in gefährliche Situationen einzumischen. Spätestens bei der Stelle mit der Pistole hätte er mich kalt gemacht! Tim war noch nicht wieder da und sicher hätte er es ebenso wenig gut geheißen, blieb nur noch der junge Mann von der Regierung. Ihn zählte ich tatsächlich bereits zu meinem näheren Freundeskreis, obwohl ich ihn erst eine Woche kannte, und wie erhofft hatte er mir geduldig zugehört, ohne mich bisher auch nur einmal für mein kopfloses Handeln zu rügen!

"Es mag oft nicht so offensichtlich sein, aber die Avengers haben ihren Job gemacht, weil sie Leben retten konnten und Unrecht wieder ins Lot gerückt haben. Spiderman übrigens auch. Am Anfang wird dich absolut niemand als Held wahrnehmen, das kommt erst mit der Zeit."

Was er sagte, klang vernünftig. Und ich war ja auch immer noch stolz auf mich selbst, dass ich es geschafft hatte. Das musste wohl vorerst Lohn genug sein. Eines Tages, eines Tages würde ich vielleicht eine richtig große Sache vollbringen, bis dahin hieß es bedeckt halten. Mein Kumpel hatte Recht wenn er sagte, dass Helden für gewöhnlich Erzfeinde bekamen - man siehe Thanos, Loki oder die Gefolgsleute von Hydra, Gegner die ständig wiederkamen und einem das Leben zur Hölle machten - aber ich konnte mir nicht vorstellen, wer hier in der realen Welt zu einem Superschurken mutieren könnte! Hier gab es anders als im Marvel Universum kein Super Soldaten Serum, keine Magie und keine Infinity Steine! Selbst unsere Kräfte durch den Blitzeinschlag waren zahlenmäßig limitiert und ließen sich relativ logisch erklären! Wir waren die einzigen mit besonderen Fähigkeiten und ich... ich wollte nicht überheblich klingen, aber ich war vermutlich der stärkste von ihnen. Oder zumindest der mit den meisten Kräften! Wer wollte oder konnte sich da dagegen stellen?

"Okay, danke Rafael! Mir gehts schon wieder besser!", lächelte ich ihn an und wollte aufstehen. Er hielt mich mit sanftem Griff an der Schulter auf: "Achja, wenn du das wirklich fortsetzen willst, dann pass gut auf dich auf, ja? Du bist stark, aber nicht unbesiegbar. Und wenns dich erwischt, dann hast du auch nichts gekonnt in diesem Moment. Dein Wohlergehen ist wichtiger als alles Geld oder anderes Diebesgut, oder die Flucht eines Ganoven! Denk bitte dran!" Er klopfte zweimal auf meinen Oberarm, nachdem ich ihm versprochen hatte, an seine Worte zu denken, dann wurde ich entlassen, damit ich rechtzeitig wieder in den Unterricht kam.

Mit Tobi stimmte dafür heute etwas ganz und gar nicht. Er sah traurig aus und wirkte seltsam abwesend. Als ich ihn in der Pause darauf ansprach, seufzte er bloß. "Es ist wegen Pauline. Sie hatte doch gemeint, dass wir in Kontakt bleiben wollen, aber seit gestern Abend schreibt sie nicht mehr. Sie hat doch sonst jeden Morgen auf ihr Handy geschaut, das sieht ihr so absolut gar nicht ähnlich...!"

"Bestimmt der Stress im Krankenhaus. Gib ihr noch etwas Zeit und sie wird antworten, hundert pro!", versuchte ich, ihn wieder aufzumuntern. Es klappte zumindest mittelmäßig. "Jaah, das hoffe ich auch die ganze Zeit. Oder dass sie ihr Handy verlegt hat..." Er biss sich auf die Unterlippe. "Was sollte denn sonst mit ihr sein?", fragte ich verwirrt und sah Angst in Tobis Augen aufblitzen. "A-ach, ich weiß es auch nicht! Nur so ein dummes Gefühl."

Was für ein dummes Gefühl er meinte, verriet er mir aber nicht.

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Und damit beginnt die Lesenacht! Viel Spaß! :)

We are Heroes! (#Stexpert)Where stories live. Discover now