13.

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"Er hat... er hat mir seine Handynummer gegeben, Stegi! Einfach so! Bitte kneif mich, ich glaube, ich träume immer noch!"

Grinsend zwickte ich Tobi leicht in seinen Unterarm und schreckte kurz zurück, als er aufschrie: "Es ist kein Traum! Ich bin so glücklich! Oh Gott, ich muss mich dringend beruhigen... Hah, okay...! Ich glaube, ich habs wieder."

Nö, glaubte ich wiederum nicht. Gleich würde er weiter über Rafael schwärmen, ich konnte beinahe greifen, wieviel unausgesprochene Bewunderung noch unter Tobis bemüht geglätteter Fassade brodelte und nur darauf wartete, dass ich ihn weiter ausfragte. Nagut, ich wollte ihm den Gefallen gerne tun! "Was wolltest du eigentlich mit ihm besprechen?"

"Ich wollte mit ihm meine Gedanken darüber teilen, in welchem Zusammenhang unsere Kräfte mit der Größe unserer Narben und der Nähe zum Blitzeinschlag stehen. Er hat mir zugestimmt, dass das sehr plausibel klingt und mich gebeten, herauszufinden, welche Schüler demnach besonders stark betroffen sind oder möglicherweise mit ihren Fähigkeiten in Zukunft Ärger machen könnten. Und... naja... vielleicht habe ich ihm auch das eine oder andere Kompliment gemacht..." Er errötete bei dem Gedanken daran, was zusammen mit seiner Stubsnase und seinen schönen Augen unfassbar niedlich aussah. Ich freute mich so sehr für ihn!

"Wie geht es Tim? Ich habe gehört, dass er bei einer Auseinandersetzung verletzt wurde."

Schlagartig sank meine Laune wieder und schuldbewusst vergrub ich meine Hände in meinen Taschen. "Hm, wurde er", murmelte ich leise, "Julian hatte ihm eine Brandwunde zugefügt..."

"Oh nein... Ist es sehr schlimm? Warst du deswegen bei Rafi gewesen?", erkundigte Tobi sich betroffen weiter. Ich stutzte kurz. "Rafi?"

"Äh, Herr Eisler meine ich! Was war denn genau passiert? Ich dachte, dass Julian es mittlerweile kontrollieren kann!"

Auf den Fakt, dass er sich bereits einen Kosenamen für Rafael hatte einfallen lassen, ging ich vorerst einmal nicht weiter ein. Später vielleicht noch, um ihn zu necken. Ich seufzte: "Kann er wahrscheinlich auch, aber er hatte sich mit einem jüngeren Schüler angelegt, der ihn verspottet hat. Ich konnte es hören, deswegen war ich vorhin einfach weg gerannt. Als ich die beiden voneinander trennen wollte, ist Tim mir zur Hilfe gekommen, aber ich hatte ihn nicht rechtzeitig warnen können und Julian hat ihn in seiner Rage verletzt. Wäre ich schneller gewesen oder hätte gewusst, was ich tun müsste-!"

Tobi schüttelte sanft den Kopf. "Ich weiß, was du denkst und was du mir sagen willst! Du bist nicht daran Schuld! Für mich klingt das ganz so, als hätte Tim nicht drüber nachgedacht was er da tut, als er dich unterstützen wollte! Er ist doch manchmal ein wenig übermütig und außerdem wusste er, wozu Julian in der Lage ist!"

"Ja, aber-"

"Du hast deine Kräfte auch noch nicht so lange, als dass du sie genau verstehst. Ich schätze, du hast dein Bestes getan! Mach dich deswegen nicht verrückt- Oh! Warte mal, du hast das gehört? Wo war der Streit gewesen?" Tobis Augen hatten plötzlich zu leuchten angefangen, als hätte er einen Geistesblitz bekommen. "Äh, dritte Etage", gab ich zu.

"Das waren zwei Stockwerke Unterschied! Sag bloß...? Oh mein Gott, Stegi, du hast sogar drei Kräfte bekommen! Das ist ja der Wahnsinn! Wann hast du die entdeckt?"

"Psst!", zischte ich eilig und schaute mich peinlich gerührt um. Mein Kumpel hatte so laut gesprochen, dass sich zwei uns entgegenkommende Zehntklässlerinnen nun verwirrt zu uns umdrehten und mit Tuscheln anfingen. Ich lächelte unbeholfen, versuchte erfolglos cool zu wirken und wandte mich wieder an Tobi, sobald wir weit genug von ihnen entfernt waren. "Das müssen nicht unbedingt alle wissen, okay?"

Dafür erntete ich einen verständnislosen Blick. "Wieso denn nicht?", schmollte er, "Das ist doch total abgefahren!"

"Ja, ist es vielleicht, und es gibt bestimmte Leute, die darauf neidisch oder eifersüchtig werden könnten und dann vielleicht nichts mehr mit mir zu tun haben wollen!", beendete ich für mich das Gespräch mit Nachdruck und wollte einfach wortlos weitergehen. Nur kam ich nicht weit, ohne dass Tobi mich am Ärmel zog. "Bestimmte Leute? Tim etwa?" Nach kurzem Zögern nickte ich leicht. Was sollte ich denn lügen, wenn er quasi schon meine Gedankengänge lesen konnte? "Weiß er es etwa noch gar nicht?", bohrte er weiter nach, doch jetzt nicht mehr freudig und heiter wie zuvor, sondern bekümmert. Ein Kopfschütteln meinerseits. "Erzähl es ihm besser. Ich schätze, er wird dir eher böse sein, wenn du es bewusst verschweigst. Bestimmt wird er es verstehen."

Ich hatte trotzdem meine Zweifel. Sollte ich wirklich? Beide Male würde ich Tim auf die eine oder andere Weise verletzen... Aber Tobi hatte ja Recht. Wenn er es irgendwann selbst herausfand - und das würde er mit Sicherheit! - dann wäre er wahrscheinlich stärker von mir enttäuscht. Nagut... sobald sich die Gelegenheit ergab, würde ich es ihm sagen.

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Die FF wird wieder länger als gedacht, ich komme einfach nicht zum Punkt :'D

We are Heroes! (#Stexpert)Where stories live. Discover now