Kapitel 16- Niklas

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Kevin und Jack führten uns zu einem Auto, welches sie außerhalb des Waldes geparkt hatten. „Bitte steigt ein, wir sollten schleunigst von hier verschwinden.“, bat uns Kevin und öffnete die hintere Beifahrertür. Schnell schlüpften wir ins Auto und zwei Minuten später war Jack auch schon losgefahren.

Die Fahrt verlief still, ich konnte im Hintergrund leise die Geräusche des Radios hören, was aber auch schon das Einzige war. Ich fühlte mich nicht besonders wohl, diese Leute, mit denen Harry und ich in einem Auto saßen waren uns fremd, genauso wie mein angeblicher Bruder Niklas. Mittlerweile war ich mir nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war ihnen so schnell zu vertrauen, und sollte irgendwas passieren, wäre ich ganz allein schuld.
Doch ich, wir hatten keine Wahl, wir konnten nicht unser ganzes Leben lang vor unseren eigenen Eltern weglaufen, deshalb mussten wir einfach darauf vertrauen, dass selbst wenn sie nicht die sind, für die wir sie halten, sie uns trotzdem helfen würden. Wir mussten einfach hoffen.

„Wir sind da.“, erklang die Stimme von Kevin und riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah aus dem Fenster und konnte ein kleines Haus sehen, es war weiss gestrichen und wirkte gemütlich.
Mein Blick fiel auf die Tür, denn sie wurde praktisch aufgerissen und ein Mann mit hellbraunen Harren kam heraus er war ungefähr so groß wie Kevin, also um die 1,80. Er kam auf das Auto zu und begrüßte Jack und Kevin, die bereits ausgestiegen waren.
Mein Blick ging in Richtung Harry, der mich unsicher ansah, was ich total verstehen konnte, denn wir war nicht viel anders zu mute. Jedoch nickte ich ihm mit einem kleinen Lächeln zu und stieg aus dem Auto. Blieb direkt neben der geschlossenen Tür stehen und wusste nicht so recht was mit mir anzufangen.
„Alana.“, sagte Niklas und kam auf mich zu. „Hallo.“, brachte ich schüchtern heraus. „Wie geht es dir?“, wollte er wissen. „Geht so.“ Ich sah auf den Boden. „Ich weiß nicht was ich sagen oder, wie ich mich verhalten soll.“, gestand ich. „Hey, es ist alles gut, wie wäre es, wenn ihr jetzt erstmal mit rein kommt und dann beantworte ich all eure Fragen.“, schlug er vor und ich nickte. „Ah, und du musst Harry sein, freut mich dich kennen zu lernen.“, begrüßte er Harry. „Niklas.“ „Harry“, sagte er und schüttelte Niklas Hand.
„Na dann lasst uns mal rein gehen.“, sagte Niklas und scheuchte uns quasi schon ins Haus. „Fühlt euch wie zu Hause.“
Das Haus war von innen sehr gemütlich im Wohnzimmer setzen Harry und ich uns aufs Sofa und Niklas setze sich uns gegenüber in einen Sessel. Jack und Kevin verabschiedeten sich mit der Begründung, sie hätten noch was zu tun und wir könnten gut Zeit für uns gebrauchen.
Tja und hier saßen wir nun, niemand wusste so recht, was er sagen sollte oder wie er sich verhalten sollte. Bis jetzt war es ruhig und um Niklas nicht direkt ins Gesicht sehen zu müssen sah ich mich einfach im Raum um. Es hingen viele Bilder an den Wänden, auf vielen waren Landschaften zu sehen, aber auch Bilder mit seinen Freunden schätze ich. Eines zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Dort war er zu sehen mit einem Baby.
„Ist das Alana?“, stellte Harry die Frage und deutete auf das Bild mit Niklas und dem Baby. „Ja, das ist sie, dort war sie zwei Jahre alt.“, beantwortete Niklas. „Dort schien noch alles in Ordnung zu sein.“, sagte ich. „Ja, Mama und Papa waren glücklich, wir waren alle glücklich.“, meinte Niklas. „Bis, ich in der Grundschule vom Schulleiter nach Hause geschickt wurde.“ „Da hat es angefangen?“, erkundigte sich Niklas. Ich nickte. „Dein Vater ist nicht anders oder?“, wandte er sich Harry zu. „Nein, er hat in einem Streit meine Mutter getötet und meine Eltern von denen ich gedacht habe, sie wären meine Eltern einfach erschossen. Ist nicht lange her.“, berichtete Harry. „Und dann habt ihr euch getroffen und seit seitdem gemeinsam unterwegs gewesen.“, Niklas sah uns nacheinander an.
„Ja, eigentlich gut, dass Ihre Freunde uns gefunden haben, sonst wären wir immer noch da draußen und würden die Gegend unsicher machen“, leicht lachte Harry und das war gut, denn in dieser Situation brauchten wir alle etwas was nicht so düster und erschreckend klang wie der Rest. „Ja das stimmt. Habt ihr irgendwelche Fragen?“ kurz dachte ich über Niklas Frage nach und tatsächlich ich hatte eine Menge. „Wo waren Sie all die Jahre.“, machte Harry den Anfang. „Ich hab nach Alana gesucht, nachdem ich irgendwann ausgezogen war sind unsere Eltern gemeinsam mit ihr umgezogen, sie waren froh, dass ich aus ihrem Leben raus war und von nun an selbst klarkommen musste. Als ich sie gefunden hatte, dass war eine Woche vor ihrem Ausbruch, überlegte ich mir ein Plan wie ich sie da raus bekommen konnte, das übernahm sie dann jedoch schon selbst.“ Es klang ein bisschen so, als wollte Niklas sich rechtfertigen, dass er mich noch nicht früher gefunden und von meinen Eltern weggebracht hat. Doch ich verübel es ihm nicht, ich war einfach nur froh, dass er uns mithilfe seiner Freunde gefunden hatte.
„Ich weiß, wahrscheinlich kannst du mir diese Frage nicht beantworten, aber warum machen sie das?“ Niklas sah mich traurig an. „Darauf kann ich dir keine Antwort geben Alana, denn ich weiß es nicht, es tut mir leid.“ Er beugte sich ein Stück vor und drückte meine Hand und nahm auch die von Harry. „Aber jetzt wird euch beiden niemand mehr weh tun, dafür werde ich sorgen.“ „Danke.“, sagten Harry und ich fast gleichzeitig und mussten lachen.

„Ihr werdet jetzt erst einmal bei mir bleiben, so lange, bis alles geklärt ist. Ihr werdet wieder normal zur Schule gehen, um ein bisschen Alltag in diese Situation zu bekommen.“, erklärte Niklas. Es war jetzt kurz nach halb acht Harry und ich waren beide einmal duschen und Niklas hat uns netterweise ein paar Sachen gegeben, denn er war der Meinung, dass unsere Sachen, die wir in unseren Taschen mit uns herumgetragen haben jetzt erst mal in die Waschmaschine gehörten.
Jetzt saßen wir gemeinsam beim Abendessen und besprachen den weiteren Ablauf.
„Klingt erstmal vernünftig.“, meinte ich. „Ja, ich halte das auch für eine gute Idee.“, stimmte Harry zu. Niklas lächelte, er war froh, dass er für uns da sein konnte, so als hätte er ewig darauf gewartet.

Nach dem Essen zeigte Niklas uns ein Zimmer, in dem wir schlafen konnten „Das ist erst mal nur vorübergehend morgen kaufen wir euch ein richtiges Bett.“ lächelte Niklas und zeigte auf die beiden aufgeblasenen Luftbetten oder wie auch immer man das nennen sollte und ließ uns allein. Wir bedankten uns und ich setzte mich auf den Boden. „Meinst du, jetzt wird alles gut?“, fragte ich und sah zu Harry.
Zuversichtlich lächelte er. „Ganz bestimmt.“

AloneWhere stories live. Discover now