Kapitel 7- Schutzengel

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Und nun war ich wieder in der Gewalt meiner Eltern. Sie hatten mich in ihr Auto geschleppt und fuhren nun mit mir in Richtung Wald.
Ich saß auf der Rücksitzbank und hoffte, dass das, was sie mit mir vor hatten nicht all zu schlimm werden würde.
Ich blickte zu meinen Eltern, die beide auf die Straße schauten, doch ihre Blicke sagten mir, dass es nichts gutes werden konnte. Warum auch? Sie konnten es doch sowieso nicht lassen, mir oft genug zu zeigen, dass sie mich hassten. Plötzlich blieb der Wagen stehen.

Mein Vater zerrte mich aus dem Auto und zog mich hinter sich her. Vor einem Abgang blieben wir stehen. „ Das ist perfekt!", freute sich meine Mutter.
Und mal wieder stellte ich mir die Frage: <Warum machten sie das mit mir? Hatten sie etwa Spaß daran gefunden mich leiden zu sehen?> Am liebsten wäre ich schon längst weggelaufen, doch der Griff meines Vaters lockerte sich kein bisschen.
Er ging mit mir auf den Anhang zu und stellte sich direkt an den Rand. <Wenn sie das machen, bin ich tot! Außerdem gehören die in eine Psychiatrie, so wie sie mit ihrer eigenen Tochter umgehen. Und wenn ich das überlebe, grenzt es an einem Wunder!>

Meine Mutter stellte sich nun neben uns und blickte hinunter. Dann wannte sie ihren Kopf zu meinem Vater und nickte. Jetzt ließ er mich los trat hinter mich und stieß mich ohne mit den Wimpern zu zucken hinunter.
Und eigentlich müsste ich jetzt schreien, doch ich tat es nicht, denn ich verspürte keinen Schmerz. Ich fiel immer weiter, bis ich schließlich ins Wasser fiel, doch auch jetzt, kein Schmerz. Nichts!
Eigentlich könnte ich jetzt ganz einfach sterben, aber es ging nicht. Stattdessen schwamm ich hinaus.
„ Nein! Nein! Nein! Los, wir müssen sie aufhalten!", schrie meine Mutter und schon hörte ich das Auto, dass herunter gefahren kam. Sofort beschleunigte ich mein Tempo und krabbelte schließlich aus dem Wasser heraus. Dann rappelte ich mich auf und setzte mich wieder in Bewegung.

Der Wagen meiner Eltern kam mit quietschenden Reifen zum stehen. Sie sprangen aus dem Auto und liefen hinter mir her. Ich fing an zu rennen. Meine Mutter hörte ich fluchen. Doch plötzlich kam mir etwas in den Sinn: <Es bringt nichts! Ich muss stehen bleiben, was soll ich denn bitte machen alleine?> Ich wurde langsamer und kam nun zum stehen.

Sie holten mich ein und brachten mich wieder ins Auto. „ Das verdient eine Strafe, ich hoffe das weißt du!", sprach meine Mutter. Ich nickte stumm und hoffte das es schnell ging. Sie fuhren nach Hause und zerrten mich in den Keller.
<Ich will hier raus! Ich ertrage das alles nicht mehr, diese ständigen Schläge und das Wissen von allen gehasst zu werden, zerreist mich!
Heute Nacht werde ich flüchten!>

„ Denk dran, alle hassen dich. Niemand will dich! Du bist unbedeutend. Für alle!!!", das waren die Worte, die meine Mutter mir immer und immer wieder einredete. Und ich hasse es.
Mein Vater hatte wieder sein krankes lächeln im Gesicht. Und meine Mutter, hatte dies sowieso.
Mit der Zeit wurden es immer weniger und dann hörte es schließlich ganz auf und sie ließen mich liegen.
So endete jeder beschiessene Tag.
Doch damit ist jetzt Schluss! heute Abend werde ich ausbrechen.
Vorsichtig stand ich auf und ging hinauf in unsere Wohnung. Meine Eltern saßen im Wohnzimmer und unterhielten sich.
Kurz blieb ich stehen und lauschte: „ Sie müsste schon längst tot sein! Das Haus kann sie so nicht verlassen, dann werden sie alle fragen, was passiert ist und dann landen wir im Knast.“ meine Mutter schaute angstvoll zu meinem Vater. „ Aber sie redet nicht und sie ist alleine! Sie hat gar keinen, mit dem sie reden kann. Also haben wir nichts zu befürchten.“, sagte mein Vater sanft und schaute zur Tür.
Schnell versteckte ich mich und drückte mich gegen die Wand. Als sie schließlich wieder anfingen zu reden, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer um ein meine Sachen zusammen zu suchen.

Ich kramte meine große Tasche aus dem Schrank und warf alles hinein. Anziehsachen, Handy, Ladegerät. Und mein Erspartes. In eine andere Tasche stopfte ich Bettdecke Kopf Kissen und ein paar andere Dinge.
Alles zusammen versteckte ich die beiden Taschen sorgfältig unter meinem Bett und hoffte, es würde schnell dunkel werden.

AloneWhere stories live. Discover now