7. Monday

61 13 2
                                    

Kann dieses Mistvieh nicht einfach mal die Klappe halten?!

Wütend schlage ich auf den Wecker ein, welcher laut Alarm schlagend über den Boden rutscht. Doch kaum habe ich diesen aus, beginnt ein anderer in meiner Klamottenecke mit einem nervigen Pfeifen. Knurrend richte ich mich auf und versuche den Lärmverursacher mit Todesblicken zu erdolchen. Da das leider auch nicht funktioniert, erhebe ich mich fluchend und tapse über den warmen Holzboden, um auch den letzten der beiden Störenfriede zum Schweigen zu bringen. Seufzend fahre ich mir durch die Haare und ziehe die Rollläden nach oben, damit endlich etwas Licht in mein Zimmer kommt.

Lächelnd sehe ich mich um und stelle fest, dass ich noch eine Stunde Zeit habe, ehe ich loslaufen muss. Anscheinend habe ich den kompletten Sonntag verschlafen.

Mit skeptischem Blick betrachte ich die Stangen. Stimmt ja, meine Uniform hat immer noch Jian. Hm ob ich seine nochmal anziehen soll? Schulterzuckend werfe ich mir das Shirt, die Hose und beide Jacken über den Arm, schnappe mir noch frische Unterwäsche und Socken und mein Handy und den Bluetooth Lautsprecher, ehe ich mich im Bad verbarrikadiere.

"Sang, bist du fertig?", höre ich die Stimme meiner Mutter durch die Tür, "Dein Essen liegt auf dem Tisch. Bis heute Abend." "Bis dann", verabschiede ich mich und stelle erschrocken fest, dass ich mich jetzt wohl doch noch beeilen müsste.

Auf dem Weg nach unten schnappe ich mir meine Tasche und stopfe mir das Toast in den Mund, ehe ich meine Schuhe anziehe und das Haus beinahe fluchtartig verlasse.

"Morgen!", verwirrt sehe ich zu dem Kaugummi, der mir gähnend entgegen winkt. "Was machst du denn hier?" "Naja ich wohne ein paar Straßen weiter. Eigentlich wohnen wir alle hier im Viertel. Aber da bei uns momentan 'ne Sperre ist, muss ich immer Umwege machen.", schulterzuckend zieht er mich hinter sich her. "Wie fandest du G?", neugierig sieht er mich an und jetzt fällt mir auch ein, dass ich noch gar nicht die Nachrichten gelesen habe, die ich bekommen hatte. Ob er mir auch geschrieben hatte? "Joa, ganz gut und nett. Aber seine Musik ist noch ausbaufähig." Lachend legt er mir einen Arm um die Schulter: "Dafür hat er ja dann dich. Persönlicher Kritiker von G/., fühle dich geehrt!" Belustigt schnaube ich und lächle. Was für ein verrückter Kerl das doch ist. Also Ungjae. Obwohl, G vermutlich auch. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass er sich zu uns stellt und dann auch noch so einen Narren an dir frisst. Hast du bemerkt, wie er an deinen Lippen gehangen hat? Und als er bei diesen Fangirls war, hat er immer wieder zu dir geguckt." Überrascht sehe ich zu ihm. "Wirklich? Das habe ich gar nicht bemerkt." Ist es seltsam, dass ich mich darüber freue? "Vielleicht sehen wir ihn ja öfters. Immerhin kann ich mir vorstellen, dass ihr irgendwann gemeinsam in seinem privaten Studio sitzen werdet und an einem Song arbeitet.", schwärmt der Jüngere. "Du magst ihn, oder?" "Natürlich! Aber nur als Musiker. Weißt du, ich stehe vielleicht ein bisschen auf Jungs. Aber eben auch auf Mädchen. Ach, keine Ahnung! Ich weiß es ja selbst nicht mal..." Perplex starre ich ihn an. Er ist Bisexuell, okay. Aber das in dieser Situation zu offenbaren und wie konnte das Thema so schnell wechseln? "Keine Sorge. Ich bin zwar hetero, aber wieso sollte mich das stören?", erwidere ich schnell, als seine Mundwinkel sich immer weiter senken und ein weinerlicher Ausdruck auf sein Gesicht tritt. Erleichtert atmet er aus und nach einer viertel Stunde, in der wir nur über Gott und die Welt geredet haben, sind wir endlich da.

"Na Jian, wie war es beim Familientreffen?", ruft der Kaugummi von weitem, als er seinen Hintermann entdeckt, wie er Richtung Schulgebäude schleicht. Jedoch bekommt er nur einen Todesblick zugeworfen, ehe der grün-blau haarige die Beine in die Hand nimmt. Und ein paar Sekunden später wussten wir auch wieso. Seine Fans von der Schule verfolgen ihn gerade.

"Ist das immer so?" "Oh, nein. Das kommt relativ selten vor. Aber manchmal haben sie ihre Anfälle. Allerdings nur, wenn Ji mal im wachen Zustand ist.", lacht er und ungläubig betrachte ich ihn. Mein Banknachbar ist auch mal wach? Okay, eines der neusten Weltwunder, würde ich mal sagen.

"Hey Leute. Sorry, dass ich mich die letzten Tage nicht gemeldet habe. Aber ich war einfach so unendlich müde.", verlegen kratzt Taeho sich am Hinterkopf, was seine Begleitung mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert. "Du hast mich nicht losgelassen. Ich meine, du hast mich als Kissen und Kuscheltier missbraucht! Aber ganz süß warst du ja schon. Wusstest du eigentlich, dass du im Schlaf redest?" Naw, Jeup plappert alles aus und merkt nicht mal, wie angesprochene Person gerade rot wird. Verzückt sehe ich unserem Klassensprecher hinterher, als er mit rosa Wangen die Flucht ergreift. "Sag mal, Jeup, bist du in ihn verliebt?", kumpelhaft schlingt unser Maknae dem rosa haarigen einen Arm um die Schulter. Und als unser Sportler ebenfalls seine Gesichtsfarbe wechselt, grinsen wir uns wissend an und der Kaugummi quietscht unmännlich auf, ehe er traurig meint, dass er es bei den Beiden dann gar nicht erst versuchen muss. Und so schlendern wir ebenfalls in die Klasse, wo eigentlich schon alle anwesend sind und allen möglichen Mist machen.

"Ungjae, lass mich in Ruhe und geh wen anders nerven!", panisch und am Rande der Verzweiflung versucht Jeup sich zu befreien. Doch der Kleine hat eine ungeahnte Kraft entwickelt und so schafft es auch nicht das Ass der Basketballmannschaft sich zu befreien, sondern wird mit immer peinlicheren Fragen gelöchert. Was für ein armer Kerl.

Schadenfroh grinsend lasse ich mich auf meinen Platz fallen und zücke mein Handy. Oha, 287 Nachrichten. Okay, ich hatte auch schon mal mehr. Zehn sind von Jian, der sich Samstag, als wir bei G/. waren, gelangweilt hat und versucht hat vor seiner Oma zu fliehen, da diese ihm immer in die Wangen kneift. Kurz lache ich auf und schiele zu dem 'Opfer', nur um festzustellen, dass er mich anguckt und wohl ganz genau weiß, weshalb ich so reagiere. "Glaub mir, wenn du in meiner Haut stecken würdest, hättest du keinen Grund zum Lachen. Es tut verdammt weh und sie reißt mir auch immer nen Haarbüschel aus! Irgendwann habe ich ne Glatze!", verzweifelt fährt er sich durch seine Haare und tatsächlich fehlte da ein kleines Stück. Okay, aua. Der Arme. Vielleicht habe ich doch noch Mitleid mit ihm. Aber nicht heute. Erst, wenn ich Zeit habe.

You are my LollipopWhere stories live. Discover now