4. Weekend with G/. Pt 1

68 11 37
                                    

Müde strecke ich mich und frage mich erneut, wieso ich gestern Abend zugestimmt habe. Und woher hatten die eigentlich meine Handynummer?

Immerhin hatte ich die keinem gegeben.

Seit gestern Abend um sieben hat mein Handy ständig vibriert und wollte Aufmerksamkeit. Als ich drauf sah, stellte ich fest, dass ich in einer neuen Gruppe bin und diese gerade fleißig am schreiben und mich volltexten ist. Tja, aber damit nicht genug. Jeder von den vier hat mich noch mal einzeln angeschrieben.

Von Taeho kam nur eine kurze Erklärung, dass ich mich nicht wundern solle und er es sei.

Jeup hingegen spamte mich mit Liedern voll. Anscheinend von besagtem Musiker, G/.. Jedenfalls kamen mir ein paar aus der Pause bekannt vor.

Und Kaugummi So ganz habe ich nicht verstanden, was er von mir wollte. Zu viele Fragen auf einmal, sodass ich den Überblick verloren hatte. Aber es ging um mein Privatleben und ob ich gut in der Schule bin und so weiter.

Der letzte in der Reihe war mein Banknachbar. Dieser begann mit einem schlichten 'Hi'. Alle anderen hatten die Begrüßung direkt ausgelassen. Danach erklärte er, dass er in meiner Hose einen Zettel mit meiner Telefonnummer gefunden hatte. Tja, und so löste sich auch dieses Rätsel.

Nun ja, die Gruppendiskussion, in welche ich unglücklicher Weise hinein geraten bin, endete schließlich damit, dass wir heute zu dem Auftritt von 'G/.' im '2morrow' gehen werden. Ich frage mich echt, woher Jian die Info her hat, dass der um 23 Uhr auftritt. Aber was mich wirklich verwundert: Wieso habe ich dann auch noch wirklich gesagt, dass ich mitgehe?! Ich meine, ich hätte auch einfach sagen können, dass ich keine Zeit habe oder so. Obwohl, Ungjae und Jeup hätten kein Nein akzeptiert. Diese Fanboys auch immer...

Naja vielleicht wird es ja gar nicht so schlecht. Und immerhin ist es ja auch kein normaler Club. Sonst darf man erst mit 22 Jahren in die meisten rein. Bei diesem geht es aber schon ab 17.

Nächstes Problem: Was ziehe ich denn jetzt an? Die anderen wollen mich um neun abholen, damit wir gute Plätze bekommen und vielleicht sogar in den VIP Bereich können, wo man diesen mysteriösen Rapper sogar persönlich begegnen kann. Aber wie man da einfach so reinkommt, ist mir ein Rätsel. Naja, ich werde es schon noch erfahren.

Ein kurzer Blick auf die große Uhr über meiner Zimmertür verrät mir, dass ich noch vier Stunden Zeit habe.

Seufzend springe ich von der erweiterten Fensterbank, wo ich bis eben gesessen habe, und mache mich auf in einen kleineren abgetrennten Teil des Raumes, wo ich meine Berge von Klamotten lagere.

Dann suche ich jetzt mein Outfit zusammen, schminke mich und dann bin ich soweit fertig, hoffe ich. Wenn ich noch ein bisschen Zeit habe kann ich mich ja auch noch ein wenig über die Person informieren. Aber allzu viel dürfte es vermutlich nicht zu lesen geben.

So beginnt die große Wühlerei durch meinen ganzen Kleiderschrank. Nach zwei Stunden bin ich dann auch endlich mit dem zufrieden, was ich anhabe und wie meine Haare liegen.

Ein etwas größerer weißer Pullover, auf welchem graue Bilder gedruckt sind. Darauf sind meine Freunde und ich zu sehen. Also die Freunde von meinem dritten Umzug. Das hier war ihr Abschiedsgeschenk. Trotzdem haben wir noch Kontakt. Nicht mehr so viel wie vor zwei Jahren, aber immerhin. Meine Beine stecken in einer dunkelblauen ausgefransten Jeans und um die Hüfte habe ich mir ein rot schwarz kariertes Hemd gebunden.

Zufrieden nicke ich meinem Spiegelbild zu, ehe ich mich umdrehe und mich vor meinem Laptop auf meinem Schreibtisch platziere.

Kaum habe ich einen Tab geöffnet und den Suchbegriff eingetragen, werden mir ein Haufen Seiten angezeigt. Und ganz oben: seine eigene Website. Aber ich sehe noch Fanpages, nicht gerade wenige, und auch eine ansehnliche Zahl Interviews von Jugendzeitschriften mit ihm. Okay, er scheint wirklich nicht so ganz unbekannt zu sein.

Aber momentan interessiert mich eher seine eigene Seite. Okay, anscheinend muss man sich da erst anmelden, um mehr zu sehen. Schulterzuckend registriere ich mich unter dem Namen './S' . Schnell kritzle ich Benutzernamen und Passwort auf meine Schreibunterlage.

Währenddessen wird die Seite schwarz und ich entdecke direkt die Startseite, auf welcher nicht gerade wenig steht.

Jetzt ist es kurz vor neun, stelle ich erschrocken fest, als es an der Haustür klingelt. Panisch renne ich die Treppe hinunter, stopfe Handy und Portemonnaie in meine Hosentaschen und schlüpfe in die Schuhe, ehe ich die Tür aufreiße.

"Nicht so stürmisch!", lacht der Kaugummi, als ich in ihn hinein renne. "Sorry. Wie lange wartet ihr schon?" "Hm, drei Minuten", stellt der Verantwortungsbewussteste von uns fest, "Wir sollten langsam los." Wir nicken und zu viert begeben wir uns in Richtung Club. Verwirrt sehe ich mich um. "Fehlt nicht jemand?" "Jian konnte nicht. Seine Mum zwingt ihn zum Familientreffen mit zu kommen.", der Kaugummi hat sich etwas zurück fallen lassen und beginnt erneut mit seiner Fragerei. Aber irgendwie ist es schon seltsam, dass wir nicht vollständig sind. Man merkt, dass einer fehlt. "Mach dir keine Gedanken. Ji kommt nie mit, wenn wir zu den Auftritten gehen. Frag mich nicht wieso, aber es ist eben so. Leider. Dabei könnte ihm das echt gefallen. Immerhin ist er ein riesiger Musikfan.", schmollt der Jüngste von uns. Ungefähr so sah mein ganzer Hinweg aus.

Die anderen Beiden interessierte mein Leiden nicht im geringsten. Hilfe, die kleben ja jetzt schon aneinander. Was soll das erst nachher werden?

"Ich bin so aufgeregt, Sang! Gleich sehen wir G/. !", und diesen Satz darf ich mir, seit wir hier sind, in Dauerschleife anhören. Aber von allen meinen Begleitern. "Ich gehe mir was zu trinken holen...", murmle ich und flüchte zu der hölzernen Bar am anderen Ende des Raumes. Nicht mit einer Person kann ich mich hier ordentlich unterhalten, Hilfe! "Was darf es sein?" "Eine Cola", murmle ich. Wenn ich auch nur ein bisschen Alkohol trinke, macht meine Mutter mich zur Schnecke. Ich weiß nicht wie, aber sie spürt so etwas. Manchmal ist das einfach nur unheimlich. Dankend nehme ich das kühle Getränk an und schiebe dem anderen das Geld über den Tresen, ehe ich mich wieder auf den Weg zum VIP Bereich mache.

Kaum lasse ich mich auf das bequeme Polster fallen, springt Jeup auf und deutet auf die Bühne: "Leute! Da ist er! Jian hatte Recht! OMG! Ich kann es gar nicht glauben!" Mit schmerzverzerrtem Gesicht halte ich mir mein linkes Ohr. Muss ich wirklich immer neben den Leuten stehen, die immer schreien müssen?

Langsam wandert mein Blick zur Bühne, nachdem ich meine Cola in Sicherheit gebracht habe. Die gleiche Situation wie gestern brauche ich nicht nochmal. Immerhin kann ich es diesmal nicht auf Jian schieben. Und umziehen ist auch nicht drin.

Suchend wandern meine Augen durch die Dunkelheit. Bis eben schallte noch lautstark die Musik aus den Lautsprechern und jetzt? Es ist totenstill. Nur das aufgeregte Brabbeln aller Anwesenden kann man wahrnehmen.

Langsam geht blaues und rotes Licht im Bereich der Bühne an. Die Umrisse einer Person kann ich erkennen.

Und endlich gehen die Scheinwerfer an und mit einem riesigem Jubel wird der Neuankömmling begrüßt. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass das die Person ist, wegen der wir heute Abend hier sind.

You are my LollipopWhere stories live. Discover now