3. Kleidertausch

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"Sang, es tut mir wirklich leid. Ich wollte es nicht!", kommt es plötzlich wie aus der Pistole geschossen von meinem Sitznachbar. "Das bringt mir auch nichts! Verdammt, Jian! Wie soll ich denn so in den Unterricht?! Meine Sachen sind nass und bis die sauber sind, kann das dauern! Jetzt werden mich alle auslachen!", schreie ich ihn wütend an. Und tatsächlich kichern einige Leute jetzt schon hinter vorgehaltener Hand. Bastarde! Die freuen sich doch nur, dass mein perfektes Outfit zerstört ist! "Ich weiß, dass das jetzt vielleicht nicht der beste Trost ist, aber ich kann dir meine Sportsachen anbieten, wenn du willst. Oder du kannst auch meine Uniform haben. Dann ziehe ich die anderen an!", verzweifelt und leicht flehend sieht er mich aus großen Augen an. Ihm scheint es wohl echt wichtig zu sein, dass ich ihm verzeihe. "Aha, ich soll also in Sportsachen durch die Gegend laufen?" "Ist nicht schlimm, Sang. Mache ich auch ständig.", Jeup versucht irgendwie diese Situation zu retten. "Ähm, ich würde nur mal kurz einwerfen wollen, dass du sein Angebot lieber annehmen solltest. Immerhin ist es sehr unangenehm, wenn Cola anfängt zu trocknen besonders da, wo sie bei dir überall gelandet ist...", Taeho lächelt mich zögerlich an. Langsam sehe ich nach unten. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein NEIN! Wieso immer ich?! Verzweifelt sehe ich mich an.

"Lass uns schnell gehen, Sang. Du kannst meine Uniform anziehen. Bei mir sind die Lehrer es eh gewohnt, dass ich aus dem normalen Bild falle...", murmelt der grün-blau haarige und gibt mir seine Jacke, damit ich mir auf dem Weg etwas vor den hässlichen Fleck halten kann. Dankbar nehme ich sie an mich und stehe zögerlich auf. "Wir sehen uns dann spätestens im Unterricht. Um den Tisch hier kümmern wir uns schon.", unser Klassensprecher ist wirklich eine Klasse für sich.

So huschen wir schließlich durch die Flure und versuchen möglichst nicht gesehen zu werden. Irgendwie bin ich dankbar, dass ich gerade nicht alleine bin und mein Begleiter alle abschüttelt, die versuchen uns aufzuhalten und in ein Gespräch zu verwickeln. "Geh schon mal auf die Toilette. Ich hole kurz mein Sportzeug.", murmelt er schuldbewusst und rennt in die entgegengesetzte Richtung, in die ich gehe. Zum Glück hatte mir Jeup vorhin schon kurz erklärt, wo hier was zu finden ist.

Zögerlich öffne ich die Tür, aber es ist niemand da, weshalb ich schnell den gefliesten Raum betrete und mich gegen die Waschbeckenreihe lehne und auf den Flüchtigen warte. Na gut, Flüchtiger ist vermutlich nicht ganz der richtige Ausdruck. Immerhin hilft er mir ja. Aber was, wenn er Angst hat, dass ich ihn auf der Toilette umbringe, weil er meine Sachen dreckig gemacht hat? Was, wenn er wirklich die Flucht ergriffen hat?

Immer wieder starre ich die Tür an. Kann sie nicht bitte einfach aufgehen? Es kommt mir so vor, als würde die Zeit still stehen. Es passiert irgendwie einfach nichts

Schritte kommen näher und die Tür wird aufgerissen. Ich will gerade den Mund auf machen und etwas sagen, doch es ist nicht die Person, auf die ich warte. Es ist wieder diese Blonde von vorhin: "Sangie! Ich habe dich schon gesucht. Alles okay mit dir?" Mit klackenden Geräuschen rennt sie auf mich zu und wirft sich mir um den Hals. Schnell schiebe ich sie von mir, um einen etwas größeren Abstand zwischen uns zu schaffen. Boah, sieht denn hier keiner, dass sie ein Mädchen ist und sie am falschen Ort gelandet ist?! Oder bin ich falsch? Nee dafür riecht das hier zu sehr nach Zigarettenqualm und Männerdeo. "Minz was willst du?", versuche ich freundlich zu klingen. "Na, ich wollte nach dir sehen. Du sahst aus, als hättest du einen Geist gesehen.", LÜGEN!!! So wie sie gerade über ihre Klamotten fährt, hatte sie garantiert was anderes vor. Neben uns räuspert sich jemand. Bitte, Bitte, Bitte, lass es jemand sein, der sie hier raus bringt. "Minz, du siehst doch, dass der werte Herr keine Gesellschaft von dir verlangt. Außerdem hast du dich in der Tür geirrt. Es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für dich zu gehen.", und somit zieht Mr. Choi sie grob hinaus. Dankbar lächle ich ihn an. Er quittiert das mit einem Blick und einer Geste Richtung Minz, die wohl so viel heißt, dass die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Kopfschüttelnd denke ich mir meinen Teil.

"So, da bin ich. Lass uns uns umziehen.", erleichtert atme ich aus, als Jian herein kommt. Doch hinter ihm betritt eine kleine Jungsgruppe das Zimmer und sie besetzen die Toiletten außer eine. Was zum? Die ganze Zeit kommt niemand und jetzt auf einmal so viele?! Sag mal, hackts?!Muss ich mich jetzt mit Jian in dieses Teil quetschen?

"Tja, dann müssen wir wohl zusammen in eine.", kann der Gedanken lesen oder was? Seufzend zieht er mich hinter sich her und schließt die Tür hinter mir ab, nachdem er mich halb an die Wand drückt, um daran zu kommen. In Animes und Filmen wäre das der Teil, wo

a) eine Smut Szene kommt und einer von uns verdammt an sich halten muss, um nicht alle anderen wissen zu lassen, dass es da gerade zwei Kerle miteinander treiben

b) er mich mit dem Kopf in der Toilette versenken könnte, um mir zu zeigen, dass ich hier nichts zu suchen habe und er der King ist

oder c) er würde jetzt ein Messer ziehen und dafür sorgen, dass ich bei den Fischen schlafe.

Alle drei Optionen sind nicht gerade beruhigend und ganz ehrlich. Ich weiß nicht, was ich schlimmer finden würde.

Erst, als mir jemand an die Hüfte fasst und beginnt mir die Hose auszuziehen, erwache ich aus meinen Gedanken. Erschrocken, leicht wütend und mehr als empört funkle ich Jian an, welcher entschuldigend die Hände hebt: "Du hast ja nicht reagiert. Und da es eben zum Unterricht geklingelt hatte, dachte ich, es wäre ganz gut, wenn wir das so schnell wie möglich hinter uns bringen."

Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch. Doch darauf achtet er gar nicht mehr, sondern beginnt, sich seine Schuluniform auszuziehen. Langsam tue ich es ihm gleich.

Nach zwei Minuten stehen wir uns nur in Unterhose bekleidet gegenüber und starren uns an. Wieso tun wir das? Aber ich muss zugeben, dass er wirklich mehr Muskeln hat, als ich erwartet hätte.

"Okay, du ziehst meine Schuluniform an und deine nehme ich mit und wasche sie, ja?", ich nicke. Es ist zwar alles echt nett von ihm und er gibt sich echt Mühe, mich zu besänftigen, aber ein bisschen angefressen bin ich schon. Immerhin hat es ewig gedauert, bis alles so saß, dass ich auch zufrieden war.

Vorsichtig schlüpfe ich in die warme Hose, die er mir gegeben hatte, und ziehe mir das weiße Shirt über. Sogar seine grüne Kapuzenjacke überlässt er mir. Dabei wirkt es auf mich so, als ob sie für ihn wichtig wäre.

Zum Schluss noch das Jackett und fertig! Hm, so schlecht ist dieses Outfit eigentlich gar nicht. Es ist bequem und sieht gut aus. Anscheinend bin ich doch nicht nur von Modeunfällen umgeben.

"Wollen wir langsam?", ich nicke und flüchte schon halb aus der kleinen Toilettenkabine. Jian folgt mir mit einem breiten Grinsen.

"Und, was sagst du?", fragt er, als er feststellt, dass ich ihn mustere. Eine schwarze, lockere Sporthose, ein weißes Muskelshirt und eine blaue Sportjacke. Zufrieden nicke ich und das Grinsen meines Gegenübers wird noch größer. "Trotzdem nehme ich dir das übel.", murmle ich in seine Richtung, als wir durch die ausgestorbenen Gänge wandern. Eigentlich lohnt es sich nicht mehr in den Unterricht zu gehen. Immerhin sind es nur noch 10 Minuten. "Was soll ich denn machen? Ich kann doch nichts dafür, dass Jae mich immer erschreckt. Ich wollte doch nicht, dass du meine Cola abbekommst...", hach, es macht so Spaß Leute zu ärgern. Und mal sehen, irgendwann werde ich mich schon dafür rächen. Aber bevor ich ihm verzeihe, muss er schon noch etwas leiden. Das ja wohl das Mindeste! Mit erhobenen Kopf gehe ich also an ihm vorbei, schmeiße mir meine Tasche über die Schulter und trete den Heimweg an.

Ja gut, ich weiß, dass ich mich eigentlich bei seinem besten Freund rächen müsste aber nein. Irgendwie ist es bei Jian unterhaltsamer. Mal sehen, wann ich meine Uniform zurück bekomme. Aber ob das vor dem Wochenende noch was wird?

You are my LollipopWhere stories live. Discover now