Kapitel 30

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Wir fuhren noch einmal mit einer Achterbahn, die durch Wasser schoss. Etwas von dem Wasser bekamen wir beide ab, obwohl ich mich schon so eng an Elias gedrückt hatte, dass ich nicht hätte getroffen werden können. Dass seine Kleidung nasser war als meine bewies zwar, dass ich mehr Glück hatte, doch zufrieden war ich trotzdem nicht. Wie ein begossener Pudel wollte ich auch nicht herum laufen.

Für eine Stunde suchten wir uns einen sonnigen Platz, um die Klamotten etwas trocknen zu lassen, bevor es schließlich wieder weiter ging. Als nächstes gingen wir an einen Lotteriestand, kauften einige Lose und versuchten unser Glück. Wir tauschten unsere Lose, kauften noch weitere und bekamen einen Hauptgewinn zusammen, den wir allerdings noch nicht einlösen wollten. Mit einem großen Kuscheltier konnten wir unmöglich auf weitere Karusselle gehen.

Wir nahmen uns die Geisterbahnen als letztes vor, wovon es gleich mehrere in dem Freizeitpark gab. Die erste war eher lustig. Man fuhr in einem Wagen durch ein Haus, in dem man von Zombies erschreckt wurde, die kreischten oder mit Ketten rasselten. Es war nicht besonderes erschreckend.

Dagegen übertraf das zweite Haus sämtliche Vorstellungen. Wir mussten durch ein Haus laufen, welches nur notdürftig beleuchtet wurde. Spiegel befanden sich hier und da an Wänden, Decken oder Böden, wodurch ich mich schon einzig vor meinem Spiegelbild erschreckte. Als dann auch noch Puppen und Clowns auftauchten, die aus dem Nichts erschienen, wo zuvor nichts gewesen war, brannten meine Sicherungen durch und die weiteren Besucher, die weiter vorne oder weiter hinten waren, konnten meine Schreie hören.

Elias lachte über meine Reaktionen, wie ich meine Arme um seinen Arm geschlungen hatte und so dicht wie nur möglich bei ihm lief. Ich hatte tatsächlich Angst.

Was nur kurze erschrockene Schreie gewesen waren, war bei der letzten Puppe ein langgezogener panischer Schrei. Die gruselige Puppe, die nur einen Meter vor mir von der Decke hing, erschreckte mich dermaßen, dass ich rückwärts stolperte und den Boden küsste. Sie war absolut scheußlich, war ziemlich demoliert, als hätte man sie mit etlichen Werkzeugen behandelt. Diese Puppe glich eher einem Zombie, als die aus dem Zombiehaus.

Als wir aus dem Haus kamen, war Elias noch immer am Lachen und ich leichenblass. Ich schwor mir, dass ich nie wieder solch ein Haus betreten würde. Nie wieder.

„Du hast damals immer gesagt, dass du hier nie wieder reingehst aber bei jedem Besuch sind wir alle zusammen rein. Jedes Mal hast du solch eine Angst bekommen", erzählte Elias lachend. Tränen schimmerten in seinen schönen Augen. Mir fiel das Grübchen bei seinem rechten Mundwinkel auf. Ich bemerkte, wie unordentlich sein Haar war. Was mir allerdings besonders auffiel war, wie hübsch dieser Junge war.

Mein Herz schlug Purzelbäume. Dieses Bild, wie er so strahlend lachte, war mir vertraut. Alles von ihm, seine Augen, seine Lippen, seine Haare, seine Hände, seine Arme, seine Stimme. Alles war so vertraut. Ich bemerkte in diesem Moment, dass der Junge nicht mehr in meinen Erinnerungen existierte, jedoch hatte es nichts an der Tatsache verändert, dass ich mein Herz an ihn verloren hatte. Es mussten bloß neue Erinnerungen geschaffen werden.

Ich dachte nicht darüber nach, machte mir über seine Reaktion keine Gedanken. Ohne nur ein Wort zu verlieren, schmiegte ich mich an den fremden Freund. Er war überrascht, regte sich keinen Zentimeter und verstummte abrupt. Unter meiner Stirn, die gegen seine Brust lehnte, spürte ich sein Herz pochen. Es hatte einen viel schnelleren Schlag erhalten. Ihn schien meine Nähe aus der Fassung zu bringen, als würde er nach außen hin den gelassenen Jungen spielen, doch innerlich sah es bei ihm ganz anders aus.

Elias legte nach einigen Sekunden seine Arme um meinen Körper und drückte mich noch fester an sich. Er vergrub sein Gesicht an meiner Halsbeuge, ließ mich seinen warmen Atem spüren.

„Ich will dir so viel sagen", murmelte er. „Lass uns gehen."

„Ja, gleich", hauchte ich. Könnte er mir in das Gesicht sehen, so wusste ich, dass er erkannt hätte, wie ich mich fühlte. Er hätte gesehen, dass ich mich gerade verliebt hatte. Weil er mich so gut kannte, hätte er es an meinem Gesicht bestimmt ablesen können.

Wir neigen uns dem Ende. Ich kann es kaum glauben, dass der Monat bereits rum ist. Obwohl die Geschichte noch so ausbaufähig ist, steckt in ihr genau das, was ich mir vorgestellt habe. Ich konnte meine Idee komplett umsetzen. Selbst die letzten zwei Kapitel stehen bereits in den Startlöchern und warten nur darauf, von mir veröffentlicht zu werden - dem Wochenende sei Dank!

Was haltet ihr von der Entwicklung? Es ging jetzt alles sehr schnell, ich weiß. Ich hätte das Ganze gerne weiter ausgebaut, den Tag im Freizeitpark ausführlicher geschrieben, dann wäre ich allerdings nicht am 1. August fertig gewesen und genau das war mein Ziel.

Verlust #catalyst500Where stories live. Discover now