Kapitel 15

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Ich zog mir noch eine Latzhose an, wovon ich nur einen Träger befestigte und den zweiten zwar schloss, doch unter meinem Arm hängen ließ. Meine Haare ließ ich dieses Mal offen. Früher hatte ich nur selten Zöpfe getragen, mittlerweile verließ ich so selten das Haus ohne einen Zopf, dass mir das Bild mit offenen Haaren fremd vorkam. Mit etwas Make-Up verbarg ich die Augenringe, die sich dank der letzten wenig erholsamen Nächte gezeugt hatten.

Es klingelte bereits an der Tür, als ich noch die nötigsten Sachen in den Tiefen meiner Hosentaschen verstaute. Wir hatten keine Zeit ausgemacht, war mir gestern Abend eingefallen. Das hatte mich so verrückt gemacht, dass ich heute Morgen früh aufgestanden war und mich fertig machte. Anscheinend reichte die Zeit trotzdem nicht aus.

„Elias ist da, Carolin!", rief mein Vater.

„Komme!", schrie ich zurück. Ein letztes Mal überprüfte ich mein Aussehen am Spiegel an meinem Kleiderschrank. Definitiv nichts Besonderes. Ein gewöhnliches Outfit, was nicht langweiliger hätte sein können aber es würde reichen.

Ich lief eilig die Treppen nach unten, stolperte beinahe, konnte mich allerdings noch rechtzeitig retten. Elias unterhielt sich noch mit meinem alten Herrn, hatte ein eigenartiges Lächeln im Gesicht und sogar rötliche Wangen. Irgendwas musste mein Vater gesagt haben, was Elias aus der Fassung geworfen hatte. Etwas, was ihn in Verlegenheit gebracht hatte.

„Sekunde, ich muss noch zu Mama", waren meine ersten Worte an meine heutige Begleitung gerichtet. Ich lief Barfuß in die Küche zu meiner Mutter und ließ mir von ihr Bargeld geben, um für die Katzen einkaufen gehen zu können. „Danke", lächelte ich und küsste sie auf die Wange. Der Unfall hatte meine Mutter und mich nicht nur optisch verändert. Er hatte die Familie verändert. Wir waren zusammen gerückt, redeten viel offener miteinander und vor allem ich hatte ein besseres Verhältnis zu meinen Eltern entwickelt, wie sie mir erzählt hatten. In meiner Pubertät war ich anscheinend nicht besonders einfach gewesen.

„Bis später, Papa", frohlockte ich und gab auch ihm einen Kuss auf die Wange.

„Passt auf euch auf. Macht euch einen schönen Tag", rief er uns nach. Ich winkte ihm zu und wandte mich schließlich an Elias, um ihm von meiner Routine zu erzählen, dass wir zuerst einen Supermarkt aufsuchen würden.

„Komm. Ich kenne einen kürzeren Weg." Seine Hand umschloss die meine und er zog mich mit sich. Ich stolperte ihm überrumpelt hinterher, war noch immer überrascht von seiner Kontaktfreude. Wir überquerten eine Straße und steuerten geradewegs eine Hecke an. Davon ließ er sich nicht aufhalten, sagte mir noch rechtzeitig, dass ich mich ducken sollte und führte mich in das Grün.

„Du solltest den Weg kennen. Wir sind ihn oft zusammen gegangen", erzählte er, während er sich einen Weg durch die Blätter und Äste bahnte. Wir rissen Blätter ab, die an unserer Kleidung hängen blieben. Meine Haare verfingen sich in den Verästelungen, die ich erst befreien musste, ehe wir unseren Weg weiter gehen konnten. Es waren nur ein paar Meter, doch als wir wieder auf der Straße standen, fühlte ich mich wie eine Vogelscheuche. Elias bestätigte mir das mit seinem lauten Gelächter.

„Ich helfe dir", gluckste er amüsiert und begann kleine Äste oder Blätter aus meinem Haar zu ziehen.

„Ich erinnere mich nicht", murmelte ich zerknirscht. „Es kam mir nicht einmal bekannt vor. Warum nicht? Warum kommen meine Erinnerungen nicht zurück?"

„Aber ich komme dir bekannt vor, oder?", fragte er zögerlich nach. Seine blaugrünen Augen blickten mir fest in die grünen Augen.

„Ich glaube schon", gab ich verlegen zu.

„Dann ist es gut, wie es ist. Ich zeige dir einfach, was wir gemacht haben, okay?"

Ich nickte. Warum war es mit ihm, einem für mich Fremden, so unkompliziert? Kannte er mich so gut, dass er wusste, was er sagen musste, um mich zu beruhigen? Konnte es sein, dass er mich gut genug kannte, um meinen Reaktionen entsprechend zu handeln?

Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts.

Wie ihr sicher bemerkt habt, kam gestern kein Kapitel. Erst hat mich mein Freund ausgeführt, Tretbootfahren und anschließend essen gehen. Abends dann noch Grillen, schon war der Tag vorbei.
Also kommen heute gleich zwei Kapitel, da das Kapitel für gestern bereits fertig geschrieben war.

Elias hat nun Caro abgeholt. Er wird sie zu ihrer Schule bringen und ihr versuchen zu helfen, ihre Erinnerungen zu finden. Was haltet ihr von ihm? Ist er zu direkt, zu offensiv?

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