Kapitel 02

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Am Sonntagmorgen war ich bereits wieder unterwegs. Ich trug einen Stoffbeutel mit mir, hatte darin ein paar Kleinigkeiten für drei Katzen, die ich durch meine täglichen Spaziergänge entdeckt hatte. Sie freuten sich immer, wenn ich kam und ihnen etwas zu Fressen mitbrachte. Wir kuschelten oft noch eine ganze Weile miteinander, bevor ich zum Park weiter lief.

Mein Weg führte zu einem unbewohnten Haus, wo sich die Tiere eingenistet hatten. Das Haus stand etwas abseits, sodass hier nur selten ein Mensch vorbei kam. Meist waren es Jugendliche, die das Gebäude für ihre Treffen nutzten und es mit Graffiti besprühten oder es dem Verfall noch näher brachten.

Heute war ich alleine.

Ich schob den Saum meines Kleides zwischen meine Kniekehlen und hockte mich auf den Boden des Vorgartens. Der erste Kater tapste gleich heran, als er das vertraute Rascheln hörte. Er mauzte, rieb sich an meinem Arm, was mir jedes Mal ein Lächeln entlockte. Dank ihm kamen auch die beiden anderen Katzen zum Vorschein und wagten sich vorsichtig zu mir.

„Ihr kennt mich doch. Kommt schon her." Ich streichelte den roten Kater über seinen Kopf. Das Unkraut pikste an meinen nackten Beinen. Ameisen verirrten sich garantiert gerade wieder auf meine Füße, die nur in Sandalen steckten. Aber das hielt ich für meine Vierbeiner aus.

Aus dem Beutel holte ich zwei Dosen mit Nassfutter heraus und öffnete sie. Im Supermarkt achtete ich stets darauf, dass sie einen Verschluss hatten, um sie öffnen zu können. Auch bei dem Rest sah ich mir erst die Verpackung an. Es half weder den Tieren, noch mir, wenn ich die Sachen kaufte und dann nicht öffnen konnte.

Die Katzen wurden unruhig, streiften um mich herum, sobald sie den Geruch von Futter in der Nase hatten. Ich ließ sie noch zappeln, holte eine Flasche Wasser heraus, um die Plastikschalen zu säubern, in denen ich jeden Tag das Essen schüttete. In einer Schale füllte ich Wasser hinein. Erst dann begann ich das Fleisch aus den Dosen zu schütteln, bis es mit einem dumpfen Geräusch heraus fiel. Die beiden Futterschalen stellte ich schließlich den Katzen hin und sie begannen gleich zu essen, während ich noch Trockenfutter, das ich als Testpaket geschenkt bekommen hatte, aufriss und es über das Nassfutter verteilte.

Während sie aßen, entsorgte ich den Müll an der Straßenecke und kehrte zu dem Haus zurück. Ich sah ihnen zu, wie sie nach ihrer Mahlzeit putzmunter durch das hohe Gras liefen, sich putzten oder anfingen zu spielen. Es dauerte immer ein paar Minuten, bis sie in Kuschellaune waren und zu mir kamen. Dann aber wichen sie mir kaum noch von der Seite, wollten alle drei Aufmerksamkeit haben. Die äußerlich jüngste Katze wälzte sich in dem Gras, genoss die Sonne auf ihrem Körper, während der Kater auf meinen Beinen lag und sich leckte. Neben mir ließ sich die andere Katze streicheln, schnurrte laut und rieb ihre feuchte Nase an meiner Hand.

Den ganzen Vormittagblieb ich bei meinen vierbeinigen Freunden.     

Verlust #catalyst500Where stories live. Discover now