Kapitel 24

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Elias lebte in einem kleinen Apartment. Ein kleines Zimmer mit einer Schlafcouch, ein paar Schränken, einem Schreibtisch, der ziemlich chaotisch war und ein paar Bildern an den Wänden. Die Küche war noch kleiner aber für eine einzelne Person groß genug, um dort kochen zu können.

Das Badezimmer präsentierte sich von einer Seite, die ich eher bei Mädchen erwartet hatte. Deo und Parfümflaschen standen auf der Fensterbank, Rasierschaum und ein Rasierer lagen auf dem Waschbecken, ein Handtuch flog auf dem Boden herum. Mit einer Dusche, einem Waschbecken und einer Toilette, was recht eng beieinander stand, war dies der kleinste Raum.

„Du trinkst noch immer keinen Kaffee, oder?", rief er durch die geschlossene Tür.

„Nein." Ich zog mir ein T-Shirt von ihm an, hatte eine Boxershort und eine Jogginghose bekommen. Es sah schlabbrig an mir aus und richtig wohl konnte ich mich auch nicht fühlen. Ohne BH und Slip war es doch sehr gewöhnungsbedürftig, in einer Wohnung eines Jungen herumzulaufen. Das Shirt roch nach ihm, nach seinem Parfüm, als hatte er dies bereits getragen. Mich störte das nicht, im Gegenteil. Der Duft gefiel mir, beruhigte mich etwas.

Meine nasse Kleidung stopfte ich in die Tüte, die er mir gegeben hatte und verließ das Bad. Die Tüte stellte ich zu meinen durchnässten Schuhen im Flur und ging in den Wohnbereich. Er saß auf dem Sofa, hatte wohl in Eile aufgeräumt. Kleidungsstücke, die eben noch auf dem Boden gelegen hatten, lagen nun auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch.

Ich setzte mich verlegen neben ihn, hielt die Arme vor meiner Brust. Es war wirklich unangenehm ohne Unterwäsche, vor allem ohne BH. Unter dem Shirt konnte man alles erkennen. Elias bemerkte es wohl gar nicht oder er war einfach nur verdammt gut darin, mich glauben zu lassen, dass er nichts gesehen hatte.

„Neben dir liegt eine Decke", merkte er an, ohne mich anzusehen. Das war wohl eindeutig genug. Die Decke nahm ich auf jeden Fall an mich und legte sie um meinen Körper. Er hatte eine Flasche Cola auf den Tisch gestellt und zwei Gläser dazu, obwohl er sich einen Kaffee gemacht hatte. Ich schüttete mir ein Glas bis zur Hälfte voll und nahm einen Schluck.

„Mein Vater hat mir im Krankenhaus erzählt, dass ich sofort in ein künstliches Koma gelegt wurde, um mein Leben zu retten", fing ich ohne Umschweife an.

„Ich habe mir schon gedacht, dass du im Koma warst aber dieser Zeitraum... Das ist so krass."

Ich nickte, stellte das Glas ab. „Mein Zustand war kritisch. Also, wirklich kritisch. Ich hatte etliche Verletzungen, innere Blutungen und anscheinend stand es um meine Wirbelsäule nicht gut. Man hat mich mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht, sonst hätte ich es wohl nicht überlebt. Bis zum Frühjahr dieses Jahres habe ich im Koma gelegen. In der Zeit ist alles verheilt und nur die Narben sind mir geblieben, an etwas, woran ich mich nicht erinnern kann."

Ich schob die Decke von meinen Schultern und den Kragen des Shirts zur Seite, um ihm meine Schulter zu zeigen, die von den Scheiben des Autofensters ziemlich zerfetzt gewesen war. Jetzt sah man nur noch einige Narben.

„Als ich aufgewacht bin, musste ich das Laufen erlernen. Nach so langer Zeit im Schlaf, verlernt man so einiges. Ich habe echt lange in der Reha des Krankenhauses gesteckt und nebenher hatte man mir beibringen müssen, dass ich keine achtzehn mehr bin. Die Ärzte und meine Eltern haben mich anfangs in dem Glauben gelassen, damit ich erst richtig Kraft tanken konnte. Aber als ich das erste Mal mein Spiegelbild gesehen habe... Es war entsetzlich. Ich kämpfe selbst jetzt noch mit dieser Tatsache. Sowas kann man nicht einfach verinnerlichen."

„Ich kann mir das gar nicht vorstellen", gestand er verbittert. „Hätte ich das nur gewusst... Ich habe dich so oft angerufen und war immer nur bei der Mailbox gelandet. Irgendwann habe ich geglaubt, dass du einfach nichts mehr von mir wissen willst aber glaub mir, ich habe dich nie vergessen, Caro. Das könnte ich gar nicht. Ich habe es zwar nicht mehr bei dir Zuhause versucht aber du hast immer einen festen Platz in meiner Gedankenwelt gehabt. Du hast keine Ahnung, wie froh ich war, als ich dich an dem Brunnen gesehen habe."

Elias errötete etwas, lächelte verträumt.

„Du hast mir so gefehlt, Caro. Du erinnerst dich zwar nicht aber so kannst du mich nochmal neu kennenlernen und... Nein, schon gut. Ich will dich zu nichts bedrängen." Er lächelte noch immer, als er mich ansah. Ich sprach es nicht aus aber ich wusste es. Elias war nicht diese Art von Freund gewesen. Zwischen uns war weitaus mehr gewesen und dass mein Körper so auf ihn reagierte, erklärte sich dadurch auch. Elias war mein Freund. Mein fester Freund.


Habt ihr damit gerechnet, dass sich Elias und Carolin so nahe standen? Er scheint ja noch immer sehr an ihr zu hängen.

Diese Hitze ist echt unerträglich, und dann noch etwas zu schreiben, macht es nicht einfacher. Ich bin schon froh, dass nur vormittags die Sonne auf den Balkon fällt und ich dann den Nachmittag im Schatten verbringen kann. Dachgeschoss ist zu heiß, draußen ist die Luft ekelhaft. Ein vorzeige Sommer, wie man es sich wünscht und doch kann ich mich bei 35 Grad nur beschweren.

Wie ergeht es euch? Ist es bei euch auch so heiß? Könnt ihr bei dem Wetter schreiben?

Verlust #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt