Kapitel 29

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Das Wetter spielte an diesem Tag besonders gut mit. Es war kaum eine Wolke am Himmel zu entdecken und die Sonne zeigte noch einmal, welch starke Kraft in ihr steckte. Sie schien warm zu uns herunter, wärmte unsere Körper und ließ es nicht einmal im Schatten zu kalt sein. Ich war froh, dass ich mich für Shorts und eine Bluse entschieden hatte. In meiner Tasche, die wir am Eingang in einem Schließfach eingeschlossen hatten, befand sich noch eine Überziehjacke, falls es am Abend zu kalt sein sollte. Für den Notfall war ich gewappnet.

Elias und ich hatten uns an einem Stand Pommes und Cola geholt und uns einen Platz auf einem kleinen Wiesenstück genommen, da an den Tischen kein Platz mehr und die Bänke ebenfalls belegt waren. Wir aßen in angenehmen Schweigen. Er wusste genau, dass mich seine Worte durcheinander gebracht hatten und ich völlig neben der Spur war. Ihm musste bewusst sein, dass ich mir eine einzige Frage stellte. Hatte er seine Worte wiederholt oder hatte er sie so gemeint, wie er sie gesagt hatte?

„Hast du dich an noch mehr erinnert?"

„Nein, nur an das Riesenrad, wie Marcel und du den Wagen gedreht habt." Ich warf einen Blick auf seine Pommesschale, worin sich noch ein paar der gelben Streifen befanden. Meine war bereits leer. Er hatte sich eine große Portion geholt, während ich davon überzeugt gewesen war, eine mittlere Größe würde für mich vollkommen reichen. Aber ich hatte noch Hunger.

„Vielleicht bekommst du hier ja noch mehr Erinnerungen zurück." Dass er vorhin noch von Liebe gesprochen hatte, ließ er sich nicht anmerken, als hätte es diese Situation nicht gegeben. Es war komisch, wie gelassen er das hinnahm. Hatte er diese Worte also nur wiederholt?

Ich schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken daran zu verdrängen. Wenn ich eine Freundschaft mit ihm wollte, dann durfte ich nicht an uns als Paar denken. Er war nur ein Freund, redete ich mir ein.

Kurzerhand stach ich mit meiner Plastikgabel in seine Schale und pickte mir ein paar Pommes heraus, die ich mir gleich in den Mund schob, bevor er mich daran hindern konnte. Sein entsetzter Blick war Gold wert und entlohnte mich für meine Straftat ihm gegenüber, doch als sich sein Blick wandelte und er seine Mundwinkel hochzog, war es bei mir vorbei mit meiner eigenen Gelassenheit. Ich rutschte augenblicklich von ihm weg, verschüttete meine Cola und griff mit der flachen Hand in meine eigene Schale, worin sich noch Ketchup und Majo befand.

Elias prustete lautstark los. „Da muss ich mich ja nicht mehr rächen!", lachte er.

„Sei froh, dass das keine Farbe ist", murrte ich und betrachtete angewidert meine Hand.

„Farbe oder Ketchup", sagte er und strich mit seinem Zeigefinger über meine Wange. „Das stört mich nicht."

„Wa-... Das ist nicht dein ernst", platzte es verdutzt aus mir heraus. Elias sah mich bloß unschuldig an und leckte sich den Ketchup von seiner Fingerspitze, was in meinen Augen viel zu erotisch aussah.

Er beugte sich zu mir. „Soll ich es vielleicht von deiner Wange lecken?", wisperte er heiser. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, sobald er wieder auf Abstand gegangen war und freien Blick auf mein Gesicht hatte. Ich war mir sicher, dass Rauch aus meinen Ohren stieg. In meinem Kopf musste gerade eine Bombe explodiert sein, so, wie das Blut in meinen Ohren rauschte und mein Gesicht glühte. Mit Sicherheit war ich purpurrot.

Ich wusste, er hätte es gemacht. Ich wusste es einfach.

Hatte er seine Worte vielleicht doch ernst gemeint?

Verlust #catalyst500Where stories live. Discover now