"Ist ja alles gut, aber wie sollen wir das mit dem Arzt klären?", wollte Jasper wissen.

"Dr. Johnson kennt mich und macht uns bestimmt einen kleinen Gefallen", meinte ich.

Dyan's Sicht

Irgendwas schweres lag auf mir und langsam versuchte ich meine Augen zu öffnen, jedoch schlug ich sie direkt zu, da mich die Sonnenstrahlen blendeten. Amir, der auf mir saß, akzeptierte das aber nicht und bellte einmal, sodass ich einige Male blinzelte und zu ihm hochsah. Ein kleines Lächeln legte sich an meine Lippen und ich streichelte ihn, was er sehr gerne mochte. Man konnte schon fast sagen, dass er mein Wecker war, denn jeden Morgen wachte ich so auf.

Sofort sprang er von mir wieder runter, sodass ich aufstehen konnte. Ich verließ das Schlafzimmer und ging ins Badezimmer, dabei gefolgt von Amir. Vor dem Waschbecken blieb ich stehen und machte mein Gesicht etwas nass, um wacher zu werden. Als ich damit fertig war, blickte ich hoch und betrachtete mich selbst im Spiegel.

Tiefe Augenringe waren unter meinen Augen und ich sah einfach nur müde aus. So fühlte ich mich auch, da ich nicht länger, als drei Stunden schlafen konnte. Ich bekam Alpträume oder konnte einfach nicht einschlafen. Mein Blick wanderte zu meinen Haaren, die immer länger wurden und mir fast in die Augen fielen. Genauso war auch mein Bart, den ich nie anfasste und so ließ wie es war.

Innerlich verspürte ich eine Leere in mir. Nichts konnte ich daran ändern und das zerstörte mich nur noch mehr. Mir selbst konnte ich nicht helfen, aber ich wollte auch nicht das es andere taten. Ich fühlte mich nämlich schuldig, denn ich war hier, aber sie nicht. Atmen tat ich, aber leben nicht. Warum sie? Diese Frage stellte ich mir jeden Tag und noch immer hatte ich keine Antwort darauf. Es war meine Schuld, das sie nicht mehr hier war und dafür hasste ich mich selbst. Trotzdem verdiente sie den Tod nicht. Nicht sie, nicht meine Amelia, nicht das Mädchen, das ich nur geliebt hatte und es noch immer tat. Am liebsten würde ich mich an diese eine Klippe stellen und mich fallen lassen, um bei ihr wieder zu sein, aber sie würde mich dafür hassen und das wollte ich nicht. Der Tod würde mich nur befreien, aber ich wollte keine Erleichterung, denn ich verdiente es zu leiden.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Amir bellte. Mit einem Handtuch trocknete ich mir das Gesicht ab und blickte anschließend zu ihm runter. Da er mich so ruhig anschaute, stellte ich fest, dass er Hunger hatte. Aus diesem Grund ging ich an ihm vorbei und machte mich auf den Weg in die Küche. Seine Schüssel füllte ich mit seinem Essen zu und begann mir dann selbst etwas herzurichten, auch wenn ich keinen Appetit hatte. Ich aß nicht viel, da ich keinen Hunger verspürte, aber trotzdem brauchte ich etwas, um nicht krank zu werden.

Nach einer kurzen Weile saß ich am Esstisch und wollte einen Schluck von meinem Tee trinken, jedoch klingelte es in dem Moment an der Tür, worauf ich innehielt. Mich kam niemand besuchen außer Luke, aber eigentlich hatte ich gedacht, dass er es schon längst aufgegeben hätte. Ich ließ ihn nämlich nie rein und redete auch kein Wort mit ihm, da er nur versuchte mich zu überreden wieder nach Hause zukommen. Durch das ganze Klopfen wurde auch nun Amir aufmerksam, weswegen sich dieser neben die Tür setzte und immer wieder hochblickte.

"Dyan mach die verdammte Tür auf!", schrie Luke, jedoch reagierte ich nicht darauf und trank seelenruhig aus meinem Tee.

"Ich weiß, dass du da drinnen bist!", rief er, worauf ihm Amir einmal zu bellte.

Mir war bewusst, dass sie mich alle vermissten und ich vermisste sie genauso, aber ich konnte einfach nicht. Ich hatte keine Kraft von dort weiterzumachen, wo ich aufgehört hatte. Es würde mir nämlich nicht helfen, denn ich würde ihnen nur ein Leben vorführen, was sie von mir erwarteten, dass aber ich nicht wollte. Warum konnten sie mich nicht einfach verstehen? Mir machte es nichts aus alleine zu sein, denn selbst in der Nähe von ihnen würde dieses Gefühl in mir nicht verschwinden. Schon unglaublich, was dieses Mädchen mit mir angestellt hatte. Sie war nämlich nicht ein Teil meines Lebens. Amelia selbst war mein Leben.

Mein LebenWhere stories live. Discover now