Kapitel 46

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Zehn Minuten zuvor

Wir würden bald schließen, weshalb ich noch die Kleinigkeiten in der Küche aufräumte. Rose war nochmal rein gegangen um nachzusehen, falls es neue Kunden gab, obwohl um der Uhrzeit eigentlich nie welche kamen. Unsere Kunden kannten wir schon fast auswendig, da es öfters immer dieselben waren.

"Eine Bestellung?", fragte ich, als Rose mit ihrem Notizbuch kam.

"Ja, aber ich glaube sie sind nicht von hier, weil sie kein französisch können", antwortete sie und machte schon Mal Kaffee.

Genau als Rose alles auf ein Tablet stellte, begann ihr Handy zu klingeln, weshalb ich ihr die Bestellungen abnahm und sie mich dankend ansah. Ich lächelte nur und ging nach draußen. Zuerst konnte ich ein Gelächter hören und so langsam verging mir das Lächeln, denn es kam so vertraut. Als ob ich dieses Lachen kannte, aber ich konnte es irgendwie nicht einordnen. Kurz blickte ich mich um bis mein Blick zum Fenster wanderte und ich regelrecht erstarrte. Vor Schreck ließ ich das Tablet in meiner Hand fallen, woraufhin er mich genauso erschrocken ansah.

Sein Gesichtsausdruck änderte sich in Sekunden und seine Augen weiteten sich automatisch. Sofort stand er von seinem Stuhl auf und näherte sich zu mir, wobei mein Herz immer schneller schlug, sodass es immer schmerzhafter für mich wurde. Ich traute mich weder zu bewegen, noch etwas zusagen, denn ich konnte es einfach nicht glauben.

"Amelia", flüsterte Dyan und lächelte unsicher.

Als er weiterreden wollte, brachte ich ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Ich konnte nicht länger vor ihm stehen, weshalb ich in die Küche verschwand und vergeblich nach Luft schnappte. Tränen bildeten sich in meinen Augen, die ich mit viel Kraft zurückhalten wollte, aber es gelang mir nicht. Ich begann leise zu weinen und wollte es einfach nicht wahrhaben.

"Amelia, was ist los?", fragte plötzlich Rose, aber ich konnte nicht antworten, denn mein Mund war wie zugeschnürt.

"Ame mach mir keine Angst", wurde sie besorgter und ich versuchte mich einigermaßen zu beruhigen.

"I-Ich muss hier raus", war das einzige, was ich rausbrachte, weswegen sie kurz nachdachte.

Auf einmal verließ sie die Küche, doch ich fragte nicht warum, weil ich darüber jetzt nicht nachdenken konnte. Als sie wieder zurückkam, hatte sie meine Sachen in der Hand. Sie half mir schnell meine Jacke anzuziehen und drückte mir meine Tasche in die Hand. Zuletzt umarmte sie mich und wischte mir anschließend die Tränen weg.

"Ich weiß nicht, was du hast, aber du gehst jetzt nach Hause und ich werde den Laden schließen. Später wirst du mir aber alles erzählen, verstanden?", bestimmte sie, worauf ich nur stumm nickte und aus der Küche ging.

Ich wusste nicht, ob er noch immer dort war, aber als ich mich raus traute, war ich für einen Moment erleichtert. Es war niemand mehr hier, weshalb ich das Café verließ und zu meinem Auto gehen wollte, doch seine Stimme brachte mich zum Stehen.

"Amelia", hörte ich ihn sagen, aber ich konnte ihm nicht ins Gesicht schauen.

Ich hörte seine Schritte, worauf ich weitergehen wollte, doch er packte mich am Handgelenk, sodass ich erneut stehenbleiben musste. Er stellte sich vor mich und verzweifelt schloss ich die Augen um ihn nicht anzusehen. Das sollte nur ein Traum sein, das sollte nicht wirklich passiert sein, er sollte nicht jetzt und hier sein, denn sonst würde alles wieder kaputt gehen wie es schon mein Herz war.

"Lauf vor mir nicht weg", verlangte er und ich unterdrückte meine Tränen.

"Lass mich gehen", flüsterte ich nur und machte langsam die Augen auf.

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