Kapitel 36

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Mit aufgerissenen Augen starrte ich Dyan an, der gefesselt an einem Stuhl saß und dessen Mund zugeklebt war. Ganz ruhig blickte er mich an und zeigte keinerlei Emotionen in seinem Gesicht. Als ich kurz nachdachte, wurde mir erst jetzt bewusst, warum er mich gar nicht angerufen hatte. Ich war so dumm und hatte es einfach nur ignoriert. Nicht mal eine einzige Nachricht hatte er mir geschrieben und ich hatte mir nicht einmal Gedanken darüber gemacht, ob was passiert sein könnte.

"Willst du noch immer nicht kommen?", riss mich Steven aus meinen Gedanken.

Dyan seine Augen wurden automatisch größer und er begann hektisch den Kopf zu schütteln. Verzweifelt blickte ich ihn nur an und brachte kein einziges Wort raus, da ich selbst nicht wusste, was ich nun machen sollte. Er wollte schreien und mich davon abhalten, dass ich nicht kommen sollte, aber wegen dem Klebeband funktionierte es nicht. Steven drehte wieder die Kamera um, sodass ich ihn ansehen musste.

"Ich werde dich zum letzten mal fragen, wirst du kommen oder soll ich ihn jetzt vor deinen Augen töten?", fragte er, wobei mir keine andere Wahl mehr blieb.

"Wo seit ihr?", wollte ich schließlich wissen, worauf er zum grinsen begann.

"Die Adresse werde ich dir schicken und ich hoffe, dass es dir bewusst ist, dass du niemanden etwas davon erzählen wirst, denn wenn irgendjemand anderes hier auftauchen sollte, wird er wegen dir sterben", warnte er mich und legte auf.

Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich ließ das Handy langsam sinken, sodass es aus meiner Hand fiel. Ich fühlte mich gerade so schwach wie noch nie, weshalb ich auf die Knie fiel und meine Hand in die Bettdecke krallte. Ein unerträglicher Schmerz bildete sich in mir und Tränen liefen über meine Wange, die ich nicht mehr unterdrücken konnte. Am liebsten würde ich so laut schreien, dass diese Angst aus mir ging, aber ich konnte nicht, weshalb ich nur leise weinte.

"Es tut mir so leid", flüsterte ich verzweifelt.

Dyan steckte wegen mir in dieser Situation und dafür hasste ich mich. Ich wünschte ich wäre in seiner Lage, ich wünschte mir einfach das Steven nie in meinem Leben getreten wäre. Dieser Mann war einfach nur krank und gefährlich, aber ich würde den Jungen, den ich liebte niemals in seinen Händen lassen. Aus diesem Grund wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und schaffte es auf die Beine. Ich durfte nicht schwach werden, denn ich musste Dyan aus meinen Problemen befreien. Er hatte mit all dem nichts zutun und das verdiente er nicht.

Im selben Augenblick bekam ich eine Nachricht, worauf ich mein Handy vom Boden hob und mir sie durchlas. Steven hatte mir die Adresse geschickt, weswegen ich keine Sekunde länger hier oben blieb und mich auf den Weg nach unten machte. Bevor ich aber aus der Tür gehen konnte, hatte mich Bryan von der Couch aus entdeckt und stoppte mich somit.

"Wohin so eilig?", fragte er leicht verwirrt, weshalb ich für einen Moment nachdachte.

"Zu Dyan", antwortete ich und eigentlich war das auch keine Lüge.

"Okay, komm nicht zu spät", meinte er nur.

"Ja...b-bis später", verabschiedete ich mich, jedoch würde es vielleicht kein später mehr geben.

Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, lief ich direkt los und stieg anschließend in ein Taxi ein, da mein Weg weit war. Ich sagte dem Mann am Steuer die Adresse und lehnte mich in den Sitz zurück. Meine Gedanken spielten verrückt und ich versuchte ruhig zu bleiben, jedoch gelang es mir nicht all zu gut. Am ganzen Körper begann ich nämlich zu zittern und es fühlte sich so an als ob ich keine Luft mehr bekommen würde, weshalb ich die Autoscheibe runter drehte und der kalte Wind mir entgegen kam. Meine Atmung wurde ruhiger, doch meine Angst blieb gleich.

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