~18~ Antwort

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Betrübt schaue ich weg. Er hat Recht. WiBla Lotus war meine Vergangenheit. Die Vergangenheit, die ich für immer vergessen wollte, es aber nie geschafft habe.
Und auf ein mal ist mir nichts mehr egal. Ich bin den Tränen nahe.

Ohne, dass ich hingucke, fängt Jed an zu reden. Es ist viel mehr ein trauriges Hauchen.
,,Ich erinnere mich an dieses Drogenkartell. Jedenfalls hab ich mal davon gehört. Vor zwei Jahren, als es hochgenommen wurde. Die Polizei hat nicht viele Worte darüber verloren. Doch es soll ein sehr gut organisiertes Kartell gewesen sein. So gut, dass nicht einmal Neuseelands besten Leute es finden konnten.
Ich vermute, dass du wohl kaum freiwillig dort warst... Ach Leonora, so ein Schicksal wünsche ich einfach keinem Kind...“

Ohne seinen Worte wirklich zu zu hören, nehme ich einen Zettel und schreibe schnell eine Bitte darauf.
'Bitte erzähle keinem etwas davon. Allein die Erinnerung schmerzen. Wenn Das noch andere wissen, würde es nicht besser werden.'

Der Kiwi liest es sich langsam durch und schaut mich dann mitfühlend an.
,,Ich weiß, wovon du sprichst. Keiner wird es erfahren. Versprochen!“
Dankbar gucke ich ihn an. In seinen Augen erkenne ich die Besorgnis.

,,Wenn was ist, komm einfach zu mir.
Ich geh dann auch mal wieder. Du möchtest wahrscheinlich deine Ruhe haben.“
Ein letztes mal lächelt er mich mit diesem unglaublichen Lachen an, bevor er aufsteht und wieder geht.

Bis zum nächstes Samstag verkrieche ich mich in meinem Trailer.
Esse nur wenig, bewege mich kaum.
Es ist einfach nicht mehr aus zu halten. Diese Ungewissheit.
Die Ungewissheit darüber, ob Myra wirklich meine Mutter ist... ich meine war oder doch nicht.
Doch diese Ungewissheit wird mir genommen, als ich spät Morgens mal endlich meine Augen aufschlage.
Vor mir auf dem kleinen Tisch liegt ein Brief.

Sofort hell wach schlage ich die Decke um und greife nach dem Brief.
Auf der Rückseite steht noch etwas handgeschriebenes.
Hoffentlich stört es dich nicht, dass ich einfach so rein gekommen bin.
Adam
Der kleine Brite war also hier und hat mir die Post gebracht.

Unachtsam reiße ich den Brief auf und falte ihn ungeschickt und meiner Meinung nach viel zu langsam auf.
Es ist die Antwort, auf die ich so lange gewartet habe.
Die Antwort der Polizei auf meine Frage, ob Myra Lanly meine leibliche Mutter ist.

Ich überfliege den Text bis zu der Stelle, die interessant wird.
Bis zu der Stelle, an der die Antwort steht.

Myra Lanlys DNA stimmt zu 99,99% mit der Ihren überein.

Und mit einem mal fällt alles von mir ab. All die Last. All der Zweifel. All die Ungewissheit, die mich Tage lang quälte, ist wie weg gepustet.
Auf ein mal geht es mir wieder gut.
So doof es sich auch anhören mag, ich bin wieder glücklich.
Ich habe Frieden gefunden. Frieden in der Gewissheit, dass Myra wirklich meine Mutter war.
Komisch, aber wahr!
Jetzt kann ich Jeds Verhalten von letztens auch ein wenig nachvollziehen.

Jed! Verdammt! Ich muss ihm und allen anderen zeigen, dass es mir wieder gut geht! Sonst machen sie sich noch mehr unnötige Sorgen.
Ich muss grinsen. Vor ein paar Monaten hätte ich nicht mal in meinen Träumen daran gedacht, dass sich ein Mann eines Tages meinetwegen Sorgen macht.

Schnell ziehe ich mir was vernünftiges an - natürlich wieder was langärmliges - und mache mich augenblicklich auf den Weg zur Kantine.
Je näher ich komme, desto deutlicher werden die Stimmen der Männer.
Bis ich sie erkenne. Sie gehören zu Jed, Dean, Graham und Adam.
Die Vier hängen oft miteinander ab. Das ist einfach eine tolle Truppe.

Ich betrete nach knapp einer Woche endlich mal wieder die Kantine, und blicke direkt in die braunen Augen von Adam. Freudig weiten sich diese und er muss lächeln. Schon drehen sich die anderen ebenfalls um und müssen breit lachen.
,,Leo! Du bist wieder hier! Wie geht es dir? Alles wieder gut?“ will Graham besorgt wissen und mustert mich.

Breit lächle ich ihn an und deute mit beiden Daumen nach oben.
Schnell bin ich bei ihnen und setzte mich neben Adam, gegenüber von Jed. Alle gucken mich freudig an.
,,Es ist wie bei dir, Jed. Von einen auf den anderen Tag wieder glücklich.
Komisch, aber dann doch lieber so, als dass sie noch länger krank ist. Naja, bedrückt trifft wohl eher zu...“ flüstert Dean, als ich gerade mal nicht in seine Richtung guckt.

,,Aber was ist es wohl, das sie so sehr bedrückt?“ hängt der Fili-Darsteller neugierig hinten dran.

Stilles LebenWhere stories live. Discover now