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Auch am nächsten Morgen sitze ich mit Jed und Ric, also eher Thorin und Nori, am Tisch. Ich bin immer noch davon überwältigt, dass ich diese beiden Männer als meine Freunde bezeichnen darf. ,,Sag Leonora, vermisst du deine Familie nicht?“ fragt mich Ric unerwartet.
Langsam schiebe ich meine leere Müslischüssel zur Seite. Dann lasse ich meinen Blick zu Jed gleiten. Bedeutend gucke ich ihn an und deute dann auf Ric. Dieser schaute mich bloß schief an, doch Jed versteht sofort. ,,Kann ich es ihm sagen?“ will der Kiwi noch mal auf Nummer sicher gehen, bevor er beginnt was möglicherweise falsches zu sagen. Ein nicken meinerseits bestätigt ihn. ,,Mir was sagen?“ Der Brite ist sichtlich verwirrt. Schnell klärt Jed ihn auf.
,,Leonora lebt schon seid zwei Jahren in einer Pfelgefamilie.“

Überrascht guckt Richard mich an. ,,Ach so ist das. Und deine leibliche Familie?“ will er wissen und schaut mich etwas mitleidig an. Traurig gucke ich weg. Darüber kann und will ich einfach nicht reden.
Jemand berührt mich kurz am, um meine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. ,,Hey, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Du wirst hier zu nichts gezwungen.“
lacht Jed mich mit diesem tollen Strahlen an. Sofort geht es mir besser. Dieses Lachen bewirkt einfach Wunder.

,,Ah! Endlich hab ich die Kantine gefunden. Halli hallo allerseits!“ höre ich eine Männerstimme gut gelaunt rufen. Ich reagiere nicht darauf.
,,Du bist dann wohl Sylvester, nicht wahr?“ Ian steht auf und begrüßt seinen Zauberer-Kollen herzlich. Auch die anderen nehmen ihn herzlich in Empfang. Nur ich bleibe sitzen und beobachte das ganze Spektakel.
Der Blick des alten Manner wandert umher und bleibt bei mir hängen.
,,Und wer bist du?“ fragt er an mich gewandt und will einen Schritt auf mich zu machen, wird jedoch von Graham aufgehalten. Irritiert guckt Sylvester den Schotten an. ,,Das ist Leonora. Sie ist taubstumm. Sie hats nicht so mit Männern und wir haben gerade erst das Eis zwischen uns gebrochen. Sei also... naja, du weißt bestimmt, was ich meine.“ erklärt Graham leise, als wolle er nicht, dass ich ihn höre. ,,Klar, kein Problem.“

Gemeinsam mit meinen Freunden - ja, meine Freunde... hach wie schön, das sagen zu können - begebe ich mich zu dem Studio. Noch kurz Noris Haar richten und schon geht der Dreh los.
Von PJ weiß ich, dass es nächste Woche zum ersten mal nach draußen geht. Das heißt so viel, dass wir nicht hier auf dem Studiogelände drehen, sondern irgend wo draußen in der Natur Neuseelands. Darauf freue ich mich schon richtig!

Drei weitere Tage vergehen und endlich ist es Wochenende.
Das erste was ich tue ist ausschlafen. Mal so richtig lange! Bis tatsächlich zehn Uhr. Als ich mich mal endlich dazu entscheide aufzustehen, dusche ich erst mal ausgiebig. Danach was bequemes anziehen und ab zur Kantine. Mein Magen knurrt nämlich schon erwartend.
Zu meinem Überraschen sitzt dort Jed. Was ist denn mit dem los? Sonst ist er doch der erste, der was unternimmt. Und der Rest der Männer ist anscheinend schon unterwegs. Komisch...

Mit einem Käsebrötchen setzte ich mich zu ihm. Und als ich ihm in die Augen schaue, sehe ich nichts weiteres als Müdigkeit. Er wünscht mir nicht mal einen guten Morgen wie sonst immer.
'Hey Jed, was ist denn los? Du siehst so müde aus.'
Ich schiebe ihm den Zettel zu und warte geduldig auf eine Antwort.
,,Weißt du, ich hab nicht so gut geschlafen. Naja, eher gar nicht.“ meint er und muss anschließend ausgiebig gähnen.
'Warum denn nicht?'
Irgendwie mache ich mir Sorgen. Jed sieht aus wie ein einziges Häufchen Elend. ,,Ach, nicht so wichtig. Aber sag, freust du dich auf den Auüen-Dreh?“ wechselt er das Thema. Nein, es sieht eher so aus, als würde er dem Thema ausweichen. Was ist bloß los?

Um ihn nicht weiter zu nerven gehe ich auf seinen Themenwechsel ein und nicke auf seine Frage. ,,Ich mich auch. Endlich mal was anderes sehen als das Studio.“
Wir reden noch lange über die bevorstehende, fünfte Dreh-Woche - ja, schon ein ganzer Monat ist seit dem Drehbeginn vergangen, fühlt sich irgendwie nicht so an.
Doch die ganze Zeit blickt fet Kiwi vor mir nur lustlos und müde in die Gegend. So kenne ich Jed überhaupt nicht. Sonst lacht er doch ununterbrochen, kann kaum still sitzen und ist voller guter Laune. Doch jetzte, ja jetzt ist er das komplette Gegenteil von dem was er sonst ist. Ich hoffe, dass es ihm morgen besser geht.

Stilles LebenWhere stories live. Discover now