~3~ Plan

380 28 1
                                    

In der Kantine nehme ich mir eine Suppe und setzte mich an meinen Stammplatz. Doch plötzlich sehe ich zwei Paar Schuhe über den Schüsselrand hinweg und hebe mein Blick. Es ist Graham. Er steht vor mir und lächelt mich an. ,,Komm schon, Leonora. Setzt dich doch zu uns. Wir können das nicht mehr mit ansehen. Wie du hier so einsam sitzt. Außerdem würden wir dich gerne näher kennenlernen. So als Arbeitskollegen.“ spricht er locker.
Ich schüttle jedoch meinen Kopf. Ich finde es schon schwer, im Studio so nahe bei Männern zu stehen. Aber direkt neben ihnen sitzen?! Nein danke! ,,Ach komm schon. Das geht jetzt schon über eine Woche so.“ jammert der Schotte. Noch energischer schüttle ich erneut den Kopf.

Graham seufzt schwer, gibt aber nach und setzt sich zu seinen Freunden.
,,Ich würde gerne etwas mit ihr zu tun haben. Ich meine mehr, als nur Kollegen zu sein.“ meint Jed und ich spüre seinen Blick auf mir. Und irgendwie kommt es mir so vor, als würde eine Sehnsucht aus ihm sprechen. Als würde er es wirklich ernst meinen. ,,Ich auch. Sie ist noch jung, vermisst wahrscheinlich ihre Familie und sitzt dennoch ganz alleine da.“ stimmt ihm Richard zu.
Er hat zwar nicht ganz recht, aber ich bin doch schon gerührt, dass er sich um mich sorgt. ,,Ich wüsste gerne, was sie gegen uns, als eher gegen Männer, hat.“ murmelt Aidan. Der Ire ist auch echt okay. Nur finde ich ihn zu aufgedreht. Und seid dem Dean, der neue Fili, hier ist, sind die beiden manchmal echt unerträglich. Jedenfalls für mich. ,,Wir müssen auf irgend eine Art und Weise das Eis zwischen uns und Leonora brechen.  Aber wie?“ Jed grübelt deutlich nach. Auch Richard macht sich Gedanken. Eigentlich machen das alle.

Eine weitere Woche verging seit dem. Passiert ist jedoch nichts. Das einzige, was ich beobachten konnte, war, dass Ian immer deprimierter wurde.

Nach der Mittagspause an diesem Dienstag richte ich noch kurz Noris Haar und gehe dann zu Ian und Andy rüber. Erstens, weil ich mich - und ich kann es selber nicht glauben - um Ian sorge. Und zweitens, weil ich mal Abstand von den anderen Männern brauche.
Co-Regisseur Andy lächelt mir kurz zu, bevor er das Action für den Dreh gibt. Der alte Mann sitz wie eh und je alleine in dem Greenstream und sieht nicht sehr froh aus.

In der Pause stehe ich wie immer am Rand der Kulisse. Ian stellt sich schweigend neben mich. Das erste, was ich tue, ist, etwas Platzt zwischen uns zu machen.
Kurz schweigt der alte Mann noch, bevor er beginnt zu sprechen. Seine Stimme drückte so viel Trauer aus.
,,Ich halte das nicht mehr aus. Ich will einfach nicht mehr. Seit zwei verdammten Wochen bin ich nun alleine. Halte mich nicht für egoistisch, aber ich glaube, ich hänge das hier an den Nagel.“ Ich stocke in meinen Gedanken. Hat er das gerade wirklich gesagt?! ,,Ist das egoistisch? Was meinst du? Wahrscheinlich schon, was? Ich weiß, dass der Film ohne Gandalf nicht läuft. Ich würde all meine Freunde, meine Kollegen, all die Fans enttäuschen. Natürlich wäre das egoistisch. Aber ich kann nicht mehr... Behalte das bitte für dich.“ Und damit geht er wieder. Ich stehe einfach nur da. Er hat wirklich vor auf zu hören...

Schnell gehe ich wieder ins andere Studio, um mich um Jed zu kümmern. Seine Nase ist halb abgefallen und ich muss sie neue ankleben.
Als ich mich ein wenig entferne, beginnen die Gespräche. Die, die ernst sind. ,,Wer schreibt den Brief?“ will Adam wissen. Von was für nem Brief reden die bloß? ,,Das kann ich machen. Wenn ihr nichts dagegen habt.“ bietet sich Richard an. Alle nicken einverstanden. Irgend etwas führen die doch im Schilde. Fragt sich nur, was das sein könnte.

Am Abend wird klar, was es mit dem Brief auf sich hat. Denn als ich mich mit meinem Abendessen an meinen Stammplatz setze, liegt dort ein Briefumschlag.
An Leonora.
Von den Zwergen und dem Hobbit.
Steht darauf.
Genervt verdrehe ich die Augen. Dennoch nehme ich den Umschlag, öffne ihn und lese ihn mir durch.

Stilles LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt