Da ich Nina und Manuel nicht länger beim rumknutschen zuschauen wollte, sah ich mich etwas um. Hier waren wirklich viele Leute. Einige Fußballer kamen mir direkt bekannt vor. Zum Beispiel Mesut Özil und Thomas Müller. Kurz verspürte ich sogar den Drang, die beiden um ein Autogramm oder Selfie zu bitten. So unwirklich wirkte das alles auf mich.

Doch ich musste mich zusammenreißen. Ich war schließlich nicht als Fan hier, sondern der Ersatz für eine Spielerfrau, die sich kurzfristig das Bein gebrochen hatte und deshalb nicht mitfahren konnte.

Nachdem Nina sich endlich von Manuel losgerissen hatte, checkte ich gemeinsam mit ihr ein und eine Stunde später durften wir dann auch endlich ins Flugzeug.

„Welchen Platz und welche Reihe hast du?", fragte mich Nina, woraufhin ich auf mein Flugticket blickte und es vorsichtig festhielt, als wäre es ein kostbarer 100-Gramm-Goldbarren.

Schnell antwortete ich ihr: „Reihe 4, Platz C. Du?" – „Cool! Auch Reihe 4. Aber Platz D. Dann trennt uns nur der Gang."

Ich war wirklich erleichtert, dass Nina bei mir saß. Denn ich kannte hier niemanden außer ihr und Manuel. Und ich fühlte mich aufgrund der vielen Leute und vor allem bekannten Fußballspieler leicht eingeschüchtert.

„Wo sitzt denn Manuel?", fragte ich Nina, während wir mit den anderen Leuten ins Flugzeug stiegen. „Die sitzen alle weiter hinten. In einem abgetrennten Bereich. Löw möchte später noch eine kleine Ansprache halten. Deshalb sitzen die Familienangehörigen und Freundinnen der Spieler alle weiter vorne."

Als wir endlich bei unseren Plätzen ankamen, ließ ich mich erschöpft auf meinen Sitzplatz fallen und schloss kurz die Augen. Die Ruhe hielt jedoch nicht lange an, da ich direkt von einer weiblichen Stimme unterbrochen wurde.

„Dürfen wir rein? Wir haben die Plätze A und B.", hörte ich sie. Ich blickte hoch und sah zwei wunderschöne Frauen vor mir.

„Klar!" Schnell sprang ich auf und ließ die beiden Frauen rein. „Ich bin Ann-Kathrin und das ist Lina.", stellte sich die mit den dunkelblonden Haaren vor. Sie sah wirklich aus wie ein Model.

„Von wem bist du die Freundin? Wir haben dich noch nie gesehen.", wollte Ann-Kathrin wissen, nachdem sie sich neben mich auf ihren Platz gesetzt hatte.

Oh je. War klar, dass die Frage kommen würde.

Während ich nach einer passenden Antwort suchte, nahm mir Nina das bereits ab. „Sie ist eingesprungen, weil ein Platz frei wurde. Sie ist meine beste Freundin.", erzählte sie und ich nickte zustimmend, sowie erleichtert.

Ann-Kathrin und Lina lächelten und ich freute mich jetzt schon ziemlich auf die bevorstehende Zeit. Die beiden waren nämlich sehr nett und das beruhigte mich sofort.

Julian's P.o.V.

Endlich war es soweit! Die EM ging los!

Wie lange ich doch auf diesen Moment gewartet hatte.

Die letzten Wochen waren wirklich nicht einfach gewesen. Die Vorbereitung auf die EM, die letzten Spiele der Bundesliga und die Trennung von Lena.

Doch jetzt war ich voll und ganz bereit, mich auf die EM einzulassen. Das würde mein Turnier werden. Das spürte ich.

„Lena hat mir gestern schon wieder geschrieben.", erzählte mir Benedikt (Höwedes), nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte. Sofort nahm ich meine Kopfhörer ab, damit ich ihn besser verstehen konnte.

Entsetzt schüttelte ich meinen Kopf und blickte zu Benedikt. Lena konnte es einfach nicht lassen. Seit Tagen bombardierte sie meinen besten Freund und fragte ihn ständig über mich aus.

„Was wollte sie denn dieses Mal?", fragte ich ihn fast schon belustigt.

Ich wollte Lena echt nicht fertig machen, denn schließlich hatte sie mir nie etwas getan und ich hatte sie wirklich geliebt. Aber schon langsam übertrieb sie wirklich. Und Benedikt war der letzte, der etwas dafür konnte. Das war ganz alleine meine Entscheidung gewesen.

„Rate mal.", forderte mich Bene auf.

„Ob ich eine Freundin habe?" – „Richtig!"

„Ich habe es ihr doch bei der Trennung gesagt, dass ich keine Neue habe, verdammt. Wieso versteht sie es denn nicht? Außerdem WILL ich nicht mal eine neue Freundin. Ich will einfach mal meine Ruhe von dem ganzen haben und mich auf den Fußball konzentrieren.", regte ich mich auf. Doch Benedikt zuckte nur mit den Schultern.

„Also ich würde meine Freundin für nichts auf der Welt hergeben.", meinte er nur.

Kurz darauf ließ sich Manuel (Neuer) auf den letzten freien Platz unserer Dreier-Reihe fallen. Zur Begrüßung gaben wir ihm beide einen Handschlag und umarmten ihn freundschaftlich.

Er grinste uns an: „Ich weiß zwar nicht, worum es bei eurer tiefgründigen Unterhaltung geht. Aber ich kann Bene nur zustimmen. Ich würde meine Freundin auch niemals hergeben. Für nichts auf dieser Welt. Vielleicht kommt dir das jetzt alles nur so vor, weil du Jahre lang eine Beziehung hattest und dich eingeengt gefühlt hast. Aber glaub mir, irgendwann wird dir dein neues Single-Leben auch auf den Keks gehen und du wirst dich nach etwas Festem sehnen."

Na, wenn er meinte. Ich konnte ihm da jedenfalls gerade nicht zustimmen. „Das glaube ich nicht.", erwiderte ich und war mir da hundertprozentig sicher. Manuel lachte leise. „Dann lass uns darüber in ein paar Wochen nochmal reden."

Und so war das Thema für uns drei auch schon beendet, da Jogi in unseren Flugzeug-Abteil kam und mit einer sehr langen Rede begann.


without you? [julian draxler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt