kapitel 3

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Sophie's P.o.V.

Ich war wirklich froh, dass ich mich für den Trip nach Frankreich entschieden hatte. Letztendlich sah ich es als Chance, beziehungsweise als Erlebnis.

Welches normale Mädchen hatte denn schon die Möglichkeit, im selben Hotel wie die deutsche Nationalmannschaft zu wohnen? Und zudem jedes EM-Spiel von Deutschland live im Stadion zu gucken? Richtig niemand.

Ich konnte wirklich von Glück sprechen, dass eine andere Spielerfrau abgesagt hatte und Nina sich so für mich eingesetzt hatte.

„Hast du alles?", fragte mich Nina kurz vor der Abreise, nachdem sie in meiner Wohnung angekommen war. Wir würden gleich gemeinsam mit der Bahn nach Frankfurt zum Flughafen fahren. Von dort aus ging dann die Fanhansa, das Flugzeug der Nationalmannschaft, nach Frankreich. Ins EM-Quartier.

„Ich denke schon...", erwiderte ich und blickte skeptisch auf meinen Koffer und meine Handtasche, die daneben lag.

Ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte?

Aber was packte man denn am besten ein für eine Europameisterschaft ein, die theoretisch vier Wochen dauern könnte?

„Ob ich doch lieber noch zwei Kleider mehr einpacken hätte sollen? Was ist, wenn wir doch öfters feiern gehen werden? Oder nein, vielleicht lieber noch eine zweite Leder-„, überlegte ich laut und klang sehr verzweifelt und überfordert. Bevor ich noch hysterischer wurde, hatte mich Nina jedoch unterbrochen.

„Sophie. Jetzt hör mir mal zu. Du hast insgesamt, wenn ich mich nicht irre, zehn Kleider dabei. Außerdem fünf Miniröcke, deine schwarzen Lederhosen und eine Menge Röhrenjeans. Du hast eindeutig genug Outfits zum Feiern dabei. Mach dir nicht immer so viele Gedanken. Außerdem wissen wir nicht mal, ob Deutschland überhaupt so weit kommt. Wenn es schlecht läuft, dann ist dieser Trip bereits nach zwei Wochen zu Ende.", predigte sie mir und ich seufzte.

Wow, sie hatte aber viel Vertrauen in ihren Freund und seiner Mannschaft...

„Aber-„, wollte ich erneut einwenden und wurde erneut von ihr unterbrochen.

„Nichts aber! Und zur Not kaufen wir einfach dort ein. Du weißt gar nicht, was es für tolle Boutiquen in Frankreich gibt. Glaub mir, das wird die Zeit unseres Lebens in Frankreich.", schwärmte sie.

Und so hatte sie mich. Wie immer.

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„Manuel! Hier!", rief meine Freundin, nachdem wir uns durch die ganzen Menschenmengen gequetscht hatten und endlich in dem abgesperrten Bereich am Frankfurter Flughafen ankamen, wo die Nationalmannschaft und deren Angehörige einchecken konnten.

„Ich glaube er hört uns nicht...", murmelte ich, doch dann kam der besagte bereits auf uns zu.

„Hey.", begrüßte er uns und nahm sofort eine strahlende Nina in seine Arme.

„Hi. Endlich.", rief auch sie und schlang überglücklich ihre Arme um seinen kräftigen Oberkörper.

Die beiden waren wirklich süß. Vor allem da er um die drei Köpfe größer war als sie und viel kräftiger gebaut war als sie. Denn Nina hatte eine genauso zierliche und kleine Figur wie ich. So bildeten sie und Manuel einen unheimlich guten Kontrast zueinander und wirkten auf mich wie das perfekte Paar. Ich wünschte den beiden nur das Beste und am wichtigsten war es, dass Nina endlich glücklich war. Und wenn meine beste Freundin glücklich war, dann war ich es auch.

So war es immer bei uns. Ninas Freunde, waren auch meine Freunde. Und umgekehrt war es genauso. Wir hatten schon immer unser Leben miteinander geteilt. Und das war auch das, was eine gute Freundschaft für mich ausmachte. Man unterstützte sich gegenseitig, motivierte sich und war immer für einen da. In guten, sowie in schlechten Zeiten. Nina war auch diejenige, die mich bei meinem größten Kater gepflegt hatte, als meine Mutter nur „Wer saufen kann, der kann auch einen Kater haben", gemurmelt hatte. Nina war es, die von meinem ersten Kuss und meinem ersten Mal als Erste Bescheid wusste. Und sie war es, die mir in Physik und Chemie Nachhilfe gegeben hatte, als meine Lehrer mal wieder komplett wegen mir verzweifelt sind, sodass ich gerade in beiden Fächern noch eine vier geschafft hatte. Und ich war es, die sie getröstet hatte, als sie einen schlimmen Pferdeunfall hatte und sechs Monate lang nicht reiten durfte. Ich war mit ihr mehrmals in der Woche zum Reitstall gefahren, sodass sie wieder eine Beziehung mit ihren Pferden aufbauen konnte.

without you? [julian draxler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt