kapitel 2

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Julians P.o.V.

Vielleicht war es nicht gerade der beste Gedanke, es ausgerechnet jetzt durchzuziehen. Kurz vor der Europameisterschaft.

Aber ich überlegte schon viel zu lange und ich hatte mich entschieden.

Ich wollte ein reines Gewissen haben und mit offenen Karten spielen. Auch wenn ich eine Person, damit sehr verletzen würde.

Aber es ging nicht anders.

Außerdem hatte ich lange genug nicht an mich selbst gedacht. An meine Gefühle.

Seufzend wählte ich ihre Nummer und wartete, bis sie den Anruf annahm.

"Hallo! Das ist die Mailbox von -", hörte ich die Computerstimme, die ungefähr jeder zweite als Mailbox eingespeichert hatte.

Mist. Mist, Mist, Mist.

Ich wollte es doch endlich klären und wenn ich es jetzt nicht machen würde, dann bestand vielleicht doch das Risiko, dass ich einen Rückzieher machen würde.

Das durfte nicht passieren. Ich musste das einfach durchziehen.


Gegen Abend, als ich gerade auf der Couch saß und mir die Sportnachrichten ansah, klingelte es an der Tür. Wer war das denn jetzt?

Ich erhob mich und lief zur Tür. Diese öffnete ich sofort und sah direkt eine gut gelaunte Lena.

"Hey!", quietschte sie und umarmte mich direkt, während ich wie ein Stock vor ihr stand.

Ich schluckte kurz.

Sollte ich es ihr vielleicht direkt sagen? Das wäre meine Chance.

"Alles okay?", fragte sie mich und musterte mich. "Du siehst so blass aus." Ich nickte nur und lief mit ihr ins Wohnzimmer.

"Ähm.. Wo warst du heute? Ich hab dich den ganzen Tag nicht erreicht.", begann ich langsam.

Lena lachte erstmal. "Ach, wie süß. Hast du mich etwa schon vermisst? .. Nein Spaß, ich war mit meiner Schwester shoppen. Ich habe mir endlich den Ring gekauft, den ich dir -", plapperte sie fröhlich drauf los.

"Lena, wir müssen reden.", unterbrach ich sie.

...

"WAS?", schrie Lena schockiert und riss ihre Augen auf. "Das ist doch ein schlechter Scherz oder?", fragte sie mich.

"Nein, Lena. Du hast es richtig gehört.", erwiderte ich ernst.

Empört schnappte sie nach Luft. "Du meinst es ernst.. Du willst tatsächlich mit mir Schluss machen. Nach über fünf Jahren Beziehung, willst du einfach alles aufgeben. Ist dir das alles scheiß egal?", rief sie aufgebracht.

Prompt bekam ich ein schlechtes Gewissen, aber es war besser so. "Natürlich ist mir das nicht egal.", verteidigte ich mich.

"Unsere gemeinsame Zeit war schön, aber ich -" Jetzt unterbrach sie mich. "Julian, du hast eine Neue. Richtig? Gibs zu! Welches Flittchen ist es? Die Blonde, die dich letztens im Club angemacht hatte? Hab ich's doch geahnt. Ist ja klar, dass Jungs wie du nur auf die Oberweite gucken. Oder nein. Ist es ein Fan? Ist es weil ich nichts mit Fußball am Hut habe?", wollte sie bitter wissen.

"Keine. Ich hab keine Neue, Lena.", gab ich zu. Meine Gefühle waren einfach nicht mehr da.

Es war alles so einfach geworden zwischen uns. So alltäglich. Wir schätzten uns nicht mehr gegenseitig und das war falsch. Ich vermisste die Liebe, die ich am Anfang gespürt hatte, als wir uns kennen und Lieben gelernt hatten. Ich vermisste das Kribbeln. Ich vermisste die Sehnsucht, die ich verspürte, als wir uns mal einen Tag lang nicht gesehen hatte. Ich vermisste das alles. Denn es war einfach weg.

"Julian, du bist echt das aller letzte! Komm ja nicht mehr bei mir an. Du bis für mich gestorben.", rief sie noch, ehe sie ihre Handtasche schnappte und nach draußen lief.

Ich hörte, wie sie ihre Autotür zuknallte und kurz darauf fuhr sie auch schon weg.

Leise seufzend setzte ich mich auf die Couch und dachte nach.

Klar, Lena tat mir gerade echt leid. Ich hätte es ihr einfach schon viel früher sagen sollen, dass die Luft raus war.

Aber ich musste auch auf meine eigenen Gefühle schauen. Und ich hatte uns beiden lange genug etwas vorgemacht.

Aber jetzt war eindeutig Schluss damit. Ich würde mich während der EM nur auf den Sport konzentrieren und sonst auf gar nichts.

Keine Frauen. Darauf würde ich schwören.

without you? [julian draxler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt