Kapitel 46

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,,Kyle", hauchte ich überrascht.

,,Ja hey, ich bins. Ich wollte nur kurz mit dir reden, weil du ja vorhin einfach gegangen bist. Ich hab mir Sorgen gemacht." Sorgen? In meinem Herzen flammte ein warmes Feuer auf.

Er hat sich Sorgen gemacht, um mich!

Auch wenn mich doch noch der Gedanke quälte, ich solle aufhören, mir so einen Quatsch zuzureden, er habe sich niemals Sorgen um jemanden wie mich gemacht, freute ich mich, dass er mich anrief.

Ein schlichtes Grinsen legte sich auf mein blasses Gesicht, während ich mich in der Spiegelung vom Glas des Backofens betrachtete.
,,Tut mir leid, ich musste wirklich schnell los." Lüge, Lüge, Lüge.
,,Wer war das überhaupt?", fragte mich Kyle wohl sehr neugierig.

Und um meine Lüge von heute Mittag nicht auffliegen zu lassen, fungierte sie nun als Dauerausrede. ,,Mein Onkel."

Aus dem Augenwinkel nahm ich Bewegungen seinerseits war. Doch achten tat ich nicht weiter drauf. Aus der Leitung hörte ich nur Kyles Atmung und ein simples "Achso". Er herrschte für einige Sekunden ein kurzes Schweige, in denen ich dazu tendierte, eine kleine Verabschiedung auszusprechen, doch ehe ich mich versah, sprach Kyle weiter. ,,Du, ich wollte dich noch fragen, ob du dich morgen mit mir-"
Kyles Frage wurde von Nicks Taten abgeschnitten. Mitten in seinem Satz griff Nick nämlich an den Hörer und gab ein bissiges "Nein, will sie nicht" von sich und legte direkt auf.

Fassungslos sah ich ihn an. ,,Nick? Was soll das?" Mit einer geschickten Bewegung steckte Nick sich mein Handy in die Hosentasche und sah mich ernst an. ,,Du wirst dich nicht mit ihm treffen, verstanden?!" Von Aggressivität getränkt wagte sich seine Stimme an die Öffentlichkeit und ihre Wirkung verbreitet sich wie ein Raumduft in der Küche.

Doch motzig wie ich war, nahm ich das nicht einfach so hin. ,,Nein!", protestierte ich von meinem Stuhl aufstehend. Meine kleinen Hände stemmte ich in meine schmale Hüfte und mit meinen Augen funkelte ich ihn an. Ein kleines Machtgefühl floss durch meine Adern, als ich auf den großen jungen Mann hinab blicken konnte, wenn auch nur ein bisschen. Doch dieses Gefühl verblasste immer mehr, während sich mein Gegenüber ebenfalls erhob und leider nun auf mich hinabblicken konnte, und das mehr als nur ein bisschen.

Meine Haltung wurde immer schwächer und meinen Kopf zog ich auch immer weiter hinein, denn diese Situation erinnerte mich nur zu sehr an die, als ich außversehen Apfelschorle über Jasons Shirt gekippt hatte und er danach langsam und bedrohlich von der Bank aufgestanden und auf mich zu gelaufen war. Danach hatten mich Maddox und er zu den Mädchentoiletten geschleppt und meinen Kopf in die Klos unter Wasser gedrückt. Bei der Prozedur habe ich mich mehrmals übergeben müssen, denn der Ekel durchtränkte meinen Kopf und verursachte ein sehr unwohles Kribbeln in meinem Bauch.
Damals war ich in der siebten Klasse gewesen und hatte schrecklich viel Panik gehabt. Hysterie, Angst und Ekel waren eine ganz grässliche Kombination. Hysterie, da ich keinen Sauerstoff durch meine Lungen ziehen konnte und somit der Angst ausgeliefert war, zu ersticken und Ekel, da die Hygiene in dem Toilettenwasser nun wirklich zu Wünschen übrig ließ.

Immer weitet lief ich nachhinten und knallte irgendwann mit dem Rücken an die Wand. Kurz wandte ich meine Kopf vor Schreck zur Seite und diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Nick aus platzierte knallend seine Hände rechts und links neben meinen Kopf, sodass ich wie von seinem Körper eingekesselte an der weißen Wand stand. Ich versuchte seltbewusst den Kopf oben zu behalten, jedoch warf ich den Plan direkt nach einem Blick in Nicks Gesicht hinfort.

,,Hab ich dir nicht gesagt, dass in meinem Haus ein anderer Ton herrscht?"

Mein Hals schwillte an.

,,Antworte mir!", zischte er mich mit finsteren Augen an.

Da war sie wieder. Seine dominante und harsche Seite, die wirklich jeden einschüchtert. Jeder würde den Kopf einziehen, da war ich mir sicher. Sein Dominanzverhalten zwingt sein gegenüberliegendes Individuum Unterwürfigkeit zu zeigen und so die Kontrolle zu erlangen. Ich wusste nicht, durch welche Anwendungen physischer oder psychischer Methoden er die devote Haltung anderer erzwingen konnte, doch was auch immer er tat, es funktionierte offenbar.

,,J-ja, hast du."

Er zog seinen linken Mundwinkel nach oben und zog ebenfalls seine rechte Augenbraue spöttisch hoch. Sein heißer Atmen striff meine Stirn entlang und seine tiefgrauen Augen sahen auf mich hinab.
,,Und hast du meine Regel befolgt?"

Ich unterbrach unseren Augenkontakt und sah beschämt nach links. Seine Unscheinbarkeit, die er mit seinem intensiven Blick ausdrückte, machte mich  nervös. Doch einmal wollte ich auch wenigstens ein bisschen Selbstsicherheit ausstrahlen, so wie Catherine oder Aurora es immer konnten.

,,Ich... es-"

,,Guck mich an, wenn ich mit dir rede!" Forsch schnitt er mir das Wort ab, doch auf Grund der Härte seiner Worte tat ich wie befohlen und blickte nach kurzem Zögern wieder hoch. Erst jetzt fiel mir auf, dass sein kühles Grau mit gelblichen Farbtumpfer beprenkel war und zugegeben sah es sehr besonders aus. Solche Iriden hatte ich zuvor noch nie gesehen.

,,Also?" Nick sah mich auffordernd an. Ich solle seine Frage wohl beantworten.

Ich schüttelte meinen Kopf, belehrte mich aber schnell eines besseren und antwortete richtig, um ihn nicht wieder zu verärgern. ,,Nein, ich habe die Regel nicht befolgt."

Zufrieden von der Erkenntnis des Fehlers meinerseits (ich solle bloß meinen Mund zum Reden benutzen), nickte er herablassend und sprach weiter.

,,Richtig. Und weißt du, was man mit bösen Mädchen macht?" Seine Augen wurden schmaler und meine immer größer.

Man prügelt die Dummheit aus ihnen heraus.









So das wars für heute🤷🏼‍♀️ Ich werde jetzt erstmal eine Pause einlegen, was das uploaden betrifft.
Bis bald

BesessenWhere stories live. Discover now