Kapitel 11

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Ängstlich sah ich nach vorne, als ich Jasons Stimme vernahm.
,,Wir wollen deinen Scheiß Apfel nicht!", schrie er mir ins Gesicht.
Ich konnte es nicht stoppen, heiße Tränen kullerten meine Wange hinab.
Valentin fing nur an zu lachen, während Maddox die Augen verdrehte.
,,Boa hör auf zu flennen, du Heulsuse. Ist ja nicht auszuhalten."
Weitere spöttische Lacher.

,,Was wir wollen, ist etwas wertvolleres."
Valentin kam mir näher, woraufhin ich einige Schritte zurück machte. ,,Du verstehst uns wohl immernoch nicht. Wenn wir was wollen, kriegen wir es auch", hauchte mir der blonde Typ ins Gesicht. Seine braunen Augen verengten sich, wobei sich sein Mund zu einem teuflischen Lächeln verzog. ,,Und was wir wollen, ist dir wohl sehr heilig."
Sein kühler Blick glitt leicht hinunter und meine Hände fingen an zu zittern. Er schaute auf mein Dekolleté.

Nein.

Ich umfasste direkt die Kette.

Bitte nicht!

,,Ihr könnt mir alles nehmen, alles. Nehmt mir mein Geld, meine Klamotten, mein Handy, mein Selbstbewusstsein und ja, nehmt mir meine Würde... aber niemals werde ich euch die Kette meiner Mutter überreichen."
Meine Stimme war seltsamerweise fest. Sie war bestimmt.
Man hätte sie fast schon als selbstbewusst bezeichnen können, wenn mir nur nicht diese Träne aus dem Augenwinkel geglitten wäre.

Nun fing Maddox an zu grinsen. ,,Glaubst du, uns interessiert, von wem du dieses Teil hast? Mich würde ja eher interessieren, wie viel dieses Ding wert ist."

Er setzte einen Schritt vor den anderen und als er bei mir ankam, wollte er meine Kette packen. Doch ich konnte meiner Starre entkommen und entwich seinen Griff. Ich drehte mich blitzschnell um und rannte los.

Ich wusste, wie riskant diese Aktion war, doch ich durfte dieses eine mal nicht so einfach aufgeben, ich musste um die Kette meiner Mama kämpfen. Was auch immer es für Konsequenzen mit sich tragen wird.

Ich sprintete über den Hof nach draußen auf den Bürgersteig. Ich lief und lief und hörte Jason, Maddox und Valentin aggressiv meinen Namen brüllen.

Was tat ich hier bloß?!

Ich war so in Rage, dass ich kaum auf die Fußgänger achtete und mehrere anstieß, die sich daraufhin lautstark beschwerten. Aber ich beachtete sie nicht.

Sie durften meine letzte Erinnerung an sie nicht nehmen, meinen letzten Halt. Sie konnten mich gespucken, ihr Essen von der Kantine über mich schütten und mir mein eh schon weniges Taschengeld abnehmen, aber um diesen Besitz werde ich kämpfen. Und Reue werde ich auch nach Prügel nicht zeigen. Diesmal nicht.

Langsam aber merkte ich, wie mir die Puste ausging. Ich konnte nicht mehr, hörte aber trotzdem noch das Getrampel meiner Peininger.

Plötzlich wurde ich am Kragen gepackt und zu Boden geschleudert. Schmerzerfüllt schrie ich auf. Mein Kopf krachte gegen den Boden und mir wurde leicht schwindelig.
Ich sah nach oben und erkannte Jason, der auf meiner Hüfte saß und meine Handgelenke auf den Asphalt presste.
,,Dachtest du ernsthaft, du könntest uns entkommen?" Sie lachten. ,,Du bist so erbärmlich, du kleine Hure."
Jason stand auf und zog mich direkt hoch. Ich stand also nun an einer Wand gepresst und von ihnen umzingelt. Wie ein scheues Reh im Scheinwerfenschein stand ich da. Pure Furcht durchströmte mich. Das Adrenalin war wie weggeblasen.
Erneut kam Valentin auf mich zu und mit jeden Schritt wünschte ich mir, in der Betonwand versinken zu können. Ich machte mich immer kleiner unter ihren Blicken.
Der Blondhaarige sah verächtlich auf mich hinab. ,,Ich glaub, du verstehst nicht recht, Caprice. Uns ist dein Wohlbefinden scheiß egal. Jedem ist es egal. Das haben wir dir, denke ich, schon oft genug unter Beweis gestellt, nicht wahr?" Diese Rhetorik machte mich fertig. Und doch nickte ich.
,,Dann weißt du wohl auch, dass wir alles bekommen, was uns gefällt, richtig?"
Wieder nickte ich.
,,Gut so, meine Liebe."
Valentin streckte seine Hand langsam aus und umfasste ganz leicht den Bund meiner Kette.

Ich schloss gequält meine Augen. In diesem Moment wollte ich einfach nicht existieren. Danach werde ich nichts mehr haben, nichts. Mir wurde schon alles weggenommen. Danach werde ich allein sein und tun konnte ich nichts dagegen. Ich konnte nur hoffen, dass die Qualen bald vorbei sein würden.

Und schon spürte ich einen harten Ruck am Hals. Er hatte sie mir abgerissen.
Triumphierend hielt er sie hoch und die anderen beiden lachten wieder.
Beschämt wandte ich meinen Blick ab. Ich wollte ihre dunklen fiesen Fratzen nicht sehen, ich konnte sie nicht mehr sehen.
,,Na geht doch."
Maddox erhob nun das Wort. ,,Und das, kleine Caprice, ist dafür, dass du dich mal wieder wiedersetzt hast:"

Ich wusste, was jetzt kommen würde. Es war wie immer.
Ich nahm wahr, wie Maddox seine rechte Hand hob und kräftig ausholte. Ich kniff sofort meine Augen zusammen und wartete auf den kommenden Schmerz.
Doch er kam nicht.

Verwundert öffnete ich vorsichtig meine Lider und erschrak, als ich sah, was vor mir ablief und was ich da sah... oder eher gesagt wen ich da sah.











Hallo meine Lieben🌹
Ich freue mich auf eure Reads und wollte mich mal kurz für die zwar kleine Zahl bedanken, die mich aber trotzdem anspornt überhaupt weiter hochzuladen.
Feedback wäre auch super toll!

Gefällt euch der Ablauf bisher?

Mögt ihr Nick?

Wie findet ihr Caprice?

Was glaubt ihr, wer da wohl aufgekreuzt ist? ;)

Schönen Tag euch noch♡

BesessenWhere stories live. Discover now