Kapitel 44

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Wir hatten zusammen an seinen Tisch Platz genommen, nachdem er uns Essen gekocht hatte und um ehrlich zu sein, war ich nicht überrascht, dass er diese Tätigkeit ebenfalls beherrschte. Nick war einfach perfekt, genau wie Catherine.. oder auch Aurora. Sie würden perfekt zusammenpassen und ein tolles Paar abgeben. Catherine hatte zwar Joseph, aber soweit ich das mitbekommen habe, war Aurora single und ich hatte so irgendwie das Gefühl, als wenn sie ein Auge auf ihn geworfen hätte, zum Beispiel bei der Poolparty, was mir komischerweise ein merkwürdiges Ziehen in meiner linken Brust verursachte.

,,Schmeckt es dir nicht?" Ich schreckte hoch und sah ihn verwirrt an, bis ich seine Anspielung auf mein Schweigen erkannte. ,,Oh n-nein, das Essen ist toll. Ich hab nur kurz nachgedacht; das ist alles." Nick zog eine seiner Augenbrauen hoch und schaute mich etwas länger an.
,,Wie du meinst.." Er faltete seine Hände mittig auf dem Tisch und ließ keine Sekunde die Augen von mir.

,,Willst du mir wirklich nichts über deine Familie erzählen?" Geschockt von dieser Frage biss ich mir augenblicklich auf die Lippen und knetete meine Hände. Ich konnte nichts über meine kaputte Familie erzählen. Das ging niemanden was an. Selbst wenn ich berichten würde, wie es bei mir zu Hause überhaupt ablief, würde es nichts daran ändern. Keine Last würde von mir fallen, denn ich hatte nicht das Bedürfnis, jemandem davon erzählen zu müssen. Es würde mir nur alles erschweren.

Verlegen kratzte ich mich an meinem Hinterkopf, doch ihm schien das nicht zu reichen.

,,Hast du Geschwister?" Ich nickte nur, immernoch den Blick gesenkt. ,,Eine Schwester." ,,Älter oder jünger?", fragte er mich weiter aus. ,,Älter. Vier Jahre." Er neigte seinen Kopf zur Seite. ,,Lebt nicht mehr im Elternhaus, nehm' ich an?" Ich schüttelte stumm meinen Kopf.

Dass sich jemand so sehr für mich interessiert, war ungewöhnlich. Normalerweise ist die Einsamkeit mein einziger Begleiter. Ich hatte zwar Catherine, aber eine gewisse Distanz war schon immer zwischen uns gewesen.
Zur Zeit war die Distanz leider auch durch Aurora bestehend, denn sie schien sich echt mit jedem gut zu verstehen; sogar mit Kyle und den anderen aus den höheren Stufen war sie befreundet.
Aber auf irgendeine Art und Weise genoss ich seine Aufmerksamkeit, aber das würde ich niemals zugeben.

,,Hast du denn Geschwister?", platzte es aus mir heraus. Zuerst sah mich Nick überrascht an, das jedoch nur für einen Hauch einer Sekunde.
,,Nein", antwortete er mit belegter Stimme. ,,Einzelkind."

,,Oh.."

So recht wusste ich auch nicht, was ich dazu sagen sollte. Störte es ihn? Genoss er es? Klang er deswegen so seltsam, weil er vielleicht doch welche hat, sich mit ihnen nur nicht versteht? Oder ihnen ist was passiert und sie weilen nicht mehr unter uns?
Ich sollte aufhören, so viel in einzelne Wört zu interpretieren. Das war töricht.

,,Was ist mit deinen Eltern?"

Erneut verspürte ich einen unangenehmen, fast schon unerträglichen Druck in meinem Hals. Als säße ein dicker Stein in meinem Rachen fest, den ich mit keiner Macht der Welt entnehmen könnte.

Ich räusperte mich einmal und begann, zu sprechen. ,,Ich leb' mit meiner Ma und meinem Dad zusammen in dem von meiner Oma vererbten Elternhaus meiner Mutter."
Lügen waren schrecklich. Ich wollte es nie, aber tat es. Und Vergebung war keinesfalls selbstverständlich, nein, man musste sie verdienen und mit meinem Verhalten tat ich dies nicht, was mir irgendwann noch zum Verhängnis werden wird.
Nick neigte seinen Kopf erneut.

Hat er einen Tick oder was?

,,Du magst doch Katzen oder?" Irritiert über diesen Themenwechsel schaute ich wahrscheinlich erstmal dümmlich rein, bis ich ein verständnisloses "Ja" über die Lippen brachte. Als hätte Nick nur auf das Einsatzwort gewartet, schlich sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht und im Nu sah er wie ein kleines Kind aus, das gleich die Weihnachtsgeschenke entpacken durfte.
Plötzlich stand mein Gegenüber auf und lief aus dem Raum. Allein blieb ich also in seiner geräumigen Küche zurück.

Ich sah auf meine Uhr und bemerkte, dass es schon halb 10 war. Draußen war es schon fast dunkel und innerlich beschwerte ich mich, dass die Zeit schon so schnell rumgehangen war. Bedauerlicherweise konnte ich es mir auch eigentlich nicht mehr leisten, zu Hause zu fehlen... Wobei vielleicht war das gar nicht so schlecht. Papa wird denken, ich wäre auf der neuen Arbeitsstelle. Und wenn wir gleich bei dem Thema waren... Ich musste noch einen Termin für ein Treffen zum Besprechen der Bezahlung, der Arbeitszeit, des Vertrages und allen anderen fomellen Angelegenheiten ausmachen. Doch das würde ich klären, wenn ich zu Hause sein würde. Jetzt war mir das mit Nick nun mal wichtiger.








Eigentlich wollte ich erst in paar Tagen hochladen, aber ich bin furchtbar krank und kann deswegen nicht lernen, weswegen ich mir die Zeit vertreiben muss..
Jedenfalls hab ich beschlossen, gleich mehrere Kapitel hintereinander hochzuladen, weil ihr es so gewollt habt. Ich werde heute 3 Kapitel uploaden, aber mit kleinen Pausen dazwischen.
Schönen Samstag noch❤

PS: Die nächsten Kapitel gefallen mir wesentlich besser als die letzten von mir:)

BesessenWhere stories live. Discover now