Kapitel 50

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Ich lief den überfüllten Flur entlang, während ich gebannt auf meine Handy starrte. Immer und immer wieder laß ich mir die letzten Nachichten zwischen Nick und mir durch und erinnerte mich daran, warum er mich überhaupt von der Party geschliffen hatte, wie unser Verhältnis kurz davor gewesen ist und wie riskant es überhaupt war, mich an ihn zu binden. Er hatte zu mir Dinge gesagt, die mich bis heute verwirren, aber für kurze Zeit aus meinem Kopf verschwunden sind. Nun sind sie wieder da und zertrümmern mir die Ruhe, die jetzt hätte in mir liegen können.

,,Weil du nur mir ganz allein gehörst."

Was sollte ich davon halten? Natürlich war es krank von ihm, mir, einer guten Bekannten 17jährigen, solche Worte an den Kopf zu werfen, schließlich hatte er kein Recht darauf, mich als irgendwas gleich eines Eigentums zu bezeichnen. Doch aus irgendeinem unerfindlichem Grund gefiel mir der Gedanke.

Er wollte, dass ich zu ihm gehörte.

Ich schüttelte einem heftig meinen Kopf. Das war doch gestört. Das, was Nick tat und das, was ich davon hielt. Wie kann man in seiner Meinung nur so zwiegespalten sein.

Nachdem ich mein billiges Handy wieder in meine Hosentasche verstaut hatte, raufte ich mir die Haare. Warum spukte dieser Typ nur so oft in meinen Gedanken umher?

Eine Stimme, die meinen Namen rief,  holte mich aus meinen alltäglichen Gedanken, zu deren Besitzer ich mich überrascht umdrehte.

,,Caprice?"

Die Rothaarige lief umzingelt von drei Mädchen und einer ausdruckslosen Aurora auf mich zu. Ihre Gesicht zierte ein schlichtes Lächeln. Als sie bei mir ankam, fing sie auch schon direkt an, zu sprechen. ,,Willst du mit zum Football spiel heute Nachmittag?" Sie grinste mich verträumt an. ,,Du weißt schon.. das von unserer Schule gegen die Grand Barrier High School. Jedenfalls hat Joseph für uns ein paar Karten besorgt, da er als Quaterback einfacher dran kommt. Eine ist übrig geblieben. Willst du mit?"

Aurora und die anderen Mädchen versuchte ich stetig aus meinem Kopf zu kriegen, denn ihre verletztenden Worte gingen mir natürlich nicht aus dem Kopf. Aber vielleicht sollte ich auch ein bisschen dankbarer sein, immerhin ließen sie mich weiterhin bei sich verbleiben. Sie nahmen mich wahr, wenn auch wenig, aber immerhin manchmal. Aurora fragte mich immernoch, ob ich bei ihnen mitgehen wollte, auch wenn ich die letzte Wahl war, jedoch war es nie anders und wird es auch nicht. Es gab eine Zeit, in der ich zu keinem gehörte und auch wenn ich mich verletzt von solch Worten fühlte... ich durfte trotzalledem ein kleinen, zwar unbedeutener, aber trotzdem existenter Teil des Kreises sein.

,,Wenn du nicht willst, musst du nicht. Dich zwingt keiner", sprach die Braunhaarige schlanke Person neben meiner besten oder einfach nur einzigen Freundin.

Eigentlich war ich wirklich kein sonderlich großer Fan von dieser Sportart. Ich liebte Volleyball, Golf, Handball, Reiten, Tennis, Baseball, Tanzen, Boxen und sonstige Kampfsportarten. Sie weckten alle meine Interesse und ich würde auch gerne alle mal ausprobiere, doch traute ich mich nicht, einem Club beizutreten vor Angst, man würde mein Können belächeln und mich hinter meinem Rücken verspotten.
Football jedoch hatte mir noch nie gelegen. Meine Mutter hatte es auch nie gemocht. Ihr lag besonders Baseball am Herzen. Wir beide waren oft zu zweit bei Baseballtunieren gewesen, wenn sie und ich am Wochenende mal Zeit hatten. Eigentlich war es ziemlich ungewöhnlich, dass die Mutter den Kindern die Liebe zum Sport vermittelt, jedoch war es bei uns nun mal so. Die Leidenschaft zu dieser Sportart hatte sie von Grandpa. Er hatte selber gespielt, genauso wie meine Mum, aber auf Grund eines Bandscheibenvorfalls konnte sie sie nicht mehr ausleben. Und genau deswegen versuchte sie, mir diese Leidenschaft weiterzugeben, die wirklich nur wir teilten. Weder Loren, noch Dad konnte man sonderlich davon begeistern.

Jedenfalls kam unüberlegt und ohne, dass ich es kontrollieren konnte, ein "Ich komme mit" über die Lippen, bevor man mir absagen konnte. Catherine nickte zufrieden, während ich mich dazu zwang, nicht in Auroras Gesicht zu blicken. ,,Dann wär das jetzt auch geklärt." Ich öffnete meinen Mund, um noch etwas beizufügen, als plötzlich eine andere Stimme über den Flur hallte.

,,Hey Babe."

Cath drehte sich zu ihrem populären und gutausehenden Freund um, der mit zwei anderen Typen uns entgegen kam. Beide steckten sich sofort ihre Zungen in den Hals und ich konnte nicht anders, als direkt wegzuschauen, da es mir äußerst unangenehm war, bei solch intimen Gesten Zuschauer zu spielen. Die anderen Mädchen jedoch schien das nicht weiter zu stören, schließlich war es für sie auch nichts neues.

Catherine und Joseph lösten sich voneinander und drehten sich wieder zu uns um. Dabei schlang er seinen Arm um ihre Taille und zog sie nah an sich. Seine gestylten schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, demnach vermutete ich, es sei gerade vom Sport gekommen. Er schaute einmal in die Runde und sah sich jede von uns kurz an, so als Begrüßung. Mich jedoch nicht.

Entweder er übersah mich..

Oder er ignorierte mich.

,,Naa, kommt ihr heute alle? Wir brauchen doch unsere treuen Fans." Joseph gewann jede für sich mit seiner Art und seinem Aussehen. Ohne ihn zu kennen, konnte ich schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass er die halbe Schule schon im Bett hatte. Nur Mädchen versteht sich.

Aber ich mochte ihn nicht. Er nahm mir indirekt meine Freudin weg und raubte unsere Zeit zusammen. Wenn ich frage, ob wir in den Park gehen, feiert Joseph eine Party; wenn ich frage, ob wir shoppen gehen, geht sie früher, da er früher Zeit hat; wenn ich mit zu ihr nach Hause will, geht sie leider schon mit ihm zum Fitnessstudio.. Jedes mal das selbe und immer öfter mied ich es, nach Treffen zu fragen, da ich nicht erneut eine Enttäuschung ertragen wollte.

Die Mädchem neben mir fingen aufdringlich an, zu strahlen. ,,Natürlich kommen wir alle." Joseph, neben dem sich nun auch seine zwei Kollegen gestellt hatten, zeigte sein charmantes Zahnpastalächeln. Seine glänzend weißen Zähne wirkten wie gebleicht und wirklich jedes Mädchen würde in diesem Moment diesem perfekten Mensch verfallen.

Ich jedoch nicht.

Wenn man die Hässlichkeit des Charakters eines Menschen erlebt hat, ist es beinahe unmöglich, dem Aussehen zu verfallen, da man immer an den gehässigen Ausdruck in den Augen und dem boshaften Grinsen im Gesicht denken muss, wenn sie dir gegenüber stehen. Ich kann es nicht mehr ausblenden.

,,Komm Babe, wir müssen jetzt los." Catherine schaute grinsend zu ihrem Freund hoch. ,,Entschuldigt uns Mädels, aber wir haben noch was vor." Damit schauten beide vielsagend in die Runde und alle verstanden natürlich. Aurora lachte, während Catherine und Joseph den Gang entlang zurückgingen. ,,Treibt es nicht zu wild, ihr Süßen." Von vorne konnte man noch die Lache Catherines hören, ehe sie in der Männertoilette verschwanden. Ich stand also noch mit den Mädchen im Gang. Die Freunde von Josph hatten sich zu uns gestellt. Wobei man eher sagen sollte, sie hatten sich zu den anderen Mädchen gestellt. Ich wurde aus dem kleinen Kreis ausgeschlossen und ignoriert, weswegen ich mich schlicht außer Reichweite bewegte. Keiner bemerkte dies, was mich ehrlich gesagt nicht wunderte.









Nach zwei Woche die nächsten Kapitel mal wieder:) Dieses mal zwar noch nicht, aber bald gibt es ein paar PoV von Nick direkt hintereinander.
Liebe Grüße

BesessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt