Kapitel 25 | Die Offenbarung

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"Und, hast du was?", nervös tigerte Jax hinter Unser hin und her. Er rieb sich den Bart, kratzte sich am Kopf und kaute auf der Innenseite seiner Wange herum. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nun schon seit fast zehn Minuten wartete.

Jede Minute die verstrich kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit. Während er hier herum lief und nichts tat außer zu warten, ärgerte er sich darüber, dass er die Sache nicht einfach allein in die Hand genommen hatte. 
Er hätte Juice gebeten, Gabriels Handy zu orten und wäre dann einfach mit einem M16 Sturmgewehr vor Ort aufgetaucht. Das hätte die Sache vielleicht nicht einfacher gemacht, aber mit Sicherheit deutlich schneller erledigt. 
Ungeduldig wippte er mit dem Knie, lief ans Fenster und zückte eine Zigarette. 

Chief Unser saß vor einem der Rechner des Charming Police Departments und durchsuchte gerade die Datenbank nach dem Kennzeichen, das Jax ihmgegeben hatte. 
"Bist du dir sicher, dass es das ist?", fragte er und legte die hohe Stirn in Falten. Jax wirbelte herum, ließ die Zigarette sinken und verzog das Gesicht. 
"Was soll das heißen?", knurrte er, "Natürlich bin ich mir sicher! Das ist das scheiß Kennzeichen, das auf dem Pickup war!"
Unser drehte sich langsam zu Jax und schüttelte den Kopf. Mitleid zeichnete sich auf seinem Gesicht wider. Am liebsten hätte Jax dem alten Mann eine rein gehauen.
Könnte die Welt vielleicht mal aufhören ihn zu bemitleiden und anfangen nach dem Jungen zu suchen?
"Chief, verdammt nochmal, wem gehört das scheiß Kennzeichen?!"
"Es sollte an einem Chevrolet befestigt sein, es ist geklaut Jax", der alte Mann lehnte sich zurück und strich sich seufzend über den Kopf.
Jax zerknüllte die Zigarette in seiner Hand und warf sie in den Mülleimer neben sich. 
"Verdammt nochmal die Polizei ist mal wieder zu nichts zu gebrauchen. Ich hätte es von Anfang an auf meine Art machen sollen..."
"Hey hey, immer langsam mit den jungen Pferden", Unser packte ihn am Arm und hinderte ihn daran, den Raum fluchtartig zu verlassen. 
"Was?!"
"Das ist jetzt auch Sache der Polizei! Du bist hier her gekommen, also wirst du es auf unsere Art und Weise machen!"
Jax entriss sich dem Griff des alten Mannes und schüttelte den Kopf, wobei er dem Chief ziemlich nahe kam. 
"Wenn die verdammte Polizei zu langsam ist, um den Jungen lebend zu finden, dann ist das euer scheiß Problem. Ich werde ihn nicht auf meinem Gewissen haben, hast du verstanden?"
Unser schaute den etwas Größeren genau an und sein Blick wurde nachdenklich. 
"Alles klar, Jackieboy. Jetzt komm erst Mal runter, bevor du den nächstbesten Kerl der dich schief anguckt erschießt.", er hob die Hände vor sich und begann zu grübeln. "Machen wir es erst auf deine Art, dann kommen wir dazu, alles klar?"
Jax schnaubte und machte etwas Luft zwischen sich und dem Chief. 
"Wo wärst du jetzt hingefahren?", hakte Unser nach. 
Jax überlegte hin und her, krallte die Hände in den Nacken und lief nochmals auf und ab, ehe er eine Entscheidung gefällt hatte. 
"Sein Haus. Die Schlampe die ihn entführt hat, hat dort gelebt. Sie muss doch irgendwas haben, was uns sagt, wo sie sind. Irgendwas."
Chief Unser musterte ihn einen Moment lang und nickte anschließend. 
"Einverstanden. Na dann mal los. Ich bin hinter dir."

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Am ganzen Leib zitternd hielt Gabriel Blickkontakt mit seinem Vater. Er schaute in seine unergründlich grauen Augen und versuchte, aus ihm schlau zu werden. 
Die Menschen um ihn herum machten ihm Angst. Der junge Mann, Francis, hatte sich direkt neben ihm positioniert und hielt die Kette fest, an der er eben noch gehangen hatte. 
Gabriel wandte für einen Moment den Blick von seinem Vater und beäugte den Jungen neben sich. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn. Er war angespannt. Er machte das vermutlich zum ersten Mal, denn der andere Mann, Frank...
Er schien völlig ruhig und gelassen zu sein. 

Zögerlich warf er einen Blick zu seiner Hand, wobei sich ihm der Magen umdrehte und er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Sich durch den Schmerz nicht zu übergeben, stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Immer wieder musste er die Augen schließen, denn alles um ihn herum drehte sich.

the Anarchy of the HeartWhere stories live. Discover now