Kapitel 7 | Das Haus am Fluss

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"Hey, Jax!", schnellen Schrittes spurtete Ben seinem alten Freund hinterher, der nach draußen gelaufen war. Er hatte sich auf seine Harley geschwungen und ließ gerade den Motor aufheulen, da hielt Ben ihn an der Schulter fest. "Bevor du losfährst!"
Er streckte ihm ein Blatt Papier entgegen.
"Hier, das ist das Beste was ich finden konnte", schnaufte er und schaute ihn eindringlich an, "Versprich mir, dass du ihn lebend findest."
Jax beäugte das Papier und nickte dann. Es war ein Ausschnitt der Überwachungskamera, auf der man den vermeintlichen Entführer ziemlich gut erkennen konnte.
"Alles klar Bro. Mach dir keinen Kopf. Wir sehn' uns." Er schlug ihm brüderlich auf die Schulter steckte das Foto ein und fuhr los.
Noch während er vom Parkplatz fuhr, telefonierte er kurz mit Clay, um ihn über die Situation aufzuklären.

"Scheiße", knurrte Clay Morrow im hinteren Teil der Werkstatt und schlug energisch sein Klapphandy zu. Er rieb sich über die ergrauten Bartstoppeln und überlegte erst Mal, wen er zu Jax' Unterstützung schicken sollte. Mit den Leuten von White Power war schließlich nicht zu spaßen.
Tig kam gerade zum linken Tor der Werkstatt herein und wollte seine Handschuhe anziehen, da hielt Clay ihn auf. Er ging auf ihn zu und legte die Stirn in Falten.
Tig musterte ihn und strich sich eine braune Locke aus dem Gesicht.
"Du schaust angespannt aus, Boss. Was steht an?"
Clay hob sein Telefon in die Höhe und schüttelte es leicht.
"Jax hat gerade angerufen", brummte er.
"Ja, der sucht doch den Jungen? Hat er ihn gefunden?", neugierig verschränkte der Mechaniker die Arme vor der Brust.
"Nein. Besser. Der Kleine wurde gekidnappt. Vermutlich von unseren arischen White-Power-Wichsern." Clay schnaubte und nickte in Richtung Hof, auf dem zwei kleine Transporter, ein Abschleppwagen und einige Motorräder standen.
"Du fährst zur Flussbiegung. Unser Vize vermutet, dass sie ihr altes Quartier neu eröffnet haben."
Tig verzog den Mund und nickte.
"Alles klar Boss. " er warf die Werkstatthandschuhe bei Seite und machte sich sofort auf den Weg, zog aber vorher noch seine Kutte über.
"Und seht mir JA zu, dass ihr den Jungen in EINEM STÜCK zurück bringt!!", rief Clay ihm mit Nachdruck hinterher.
Tig winkte nur kurz ab und fuhr mit lautem Röhren durch das große Tor, das hinaus auf die Straße führte.

Nur wenige Minuten später, stieß Jax hinzu und holte zu Tig auf. Die Beiden fuhren nun nebeneinander auf der Straße und nickten sich zu.
Jax fuhr ein Stück vor seinen Kollegen, denn er schien es ziemlich eilig zu haben, doch Tig konnte problemlos mithalten.

Ihr Weg führte sie eine Weile durch Charming hindurch, an einigen kleinen Shops und einem Diner vorbei, bevor sie von der Hauptstraße auf eine Seitenstraße und schließlich auf einen geteerten Feldweg wechselten.
Dieser Weg schlängelte sich an kleineren Häusern entlang und führte nach dem letzten Haus, das ein weit ausladendes Grundstück mit einer Scheune besaß, durch einen Wald.
Jax hielt ausschau nach Autos oder Menschen, schaute immer wieder nach links und rechts, immer mit dem Gedanken an die Waffe in seinem Holster.
Der Asphalt war hier und da an manchen Stellen ein wenig aufgebrochen, da dieser Weg vor vielen Jahrzehnten angelegt und seither nicht mehr erneuert wurde.
Sie mussten aufpassen, nicht über zu große Steinbrocken oder Äste zu fahren.
Die hohen Bäume des Waldstücks um sie herum legten den Weg in Schatten und schützten die Beiden vor der Sonne, die schon den ganzen Tag auf sie herab schien.
Jax hielt den rechten Arm in die Höhe und machte eine Geste, die Tig verdeutlichte, hier zu halten.
Sie wurden langsamer und hielten schließlich an einer Abzweigung auf einem unbefestigten Feldweg. Jax nickte in Richtung des Schotterwegs und nahm den Helm ab. Sein Kollege tat es ihm gleich und hing den Helm an den Lenker.
"Ist noch ein paar Meter bis zur Hütte", Jax stieg vom Motorrad und griff nach seiner Glock 17. Er kontrollierte das Magazin und nickte dann Tig zu.
Die Beiden machten sich zu Fuß auf den Weg zu der Hütte an der Flussbiegung, die Clay erwähnt hatte.

Vor etwa drei Jahren hatten Clay Morrow und der Rest der Sons of Anarchy es geschafft, die Männer der rechtsradikalen Bewegung White Power aus ihrer Heimatstadt Charming zu verbannen.
Die Weißhäuter mit den Nazi-Tattoos hatten es sich an einigen versteckten Plätzen rund um die Stadt herum gemütlich gemacht und brauten in ihren Küchen Meth und andere Drogen. Doch sobald Sam Crow davon Wind bekommen hatte, war der Krieg eröffnet worden und sie sprengten nicht nur eines der Meth-Labore in die Luft, sondern gleich mehrere.

the Anarchy of the HeartWhere stories live. Discover now