Kapitel 23 - Familienbesuch

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Kapitel 23 - Familienbesuch

"Lucy wach auf! Wir müssen gehen! Paul hat angerufen. Er hat gesagt Richard und seine Leute seien auf dem weg hierher!"

Geschockt fuhr ich aus dem Bett hoch. "Was?!" "Ja! Keine Angst ich habe schon alles gepackt und wir können sofort los." "Aber wir haben doch einen großen Vorsprung." warf ich ein. "Er ist in Wolfgestalt und deswegen schneller, als wir mit dem Auto." "Und wieso sind wir nicht mit Wolfgestalt gerannt?" Fragte ich während ich mich ins Bad aufmachte. "Weil ich nicht weiß ob du dich kontrollieren kannst und jetzt beeil dich. Außerdem haben wir ja unsre ganzen Sachen gebraucht. Ich dachte wir wären definitiv eine längere Zeit weg." erwiderte er. Immer noch gehetzt. "Dieses mal rennen wir aber!" beharrte ich weiter während ich meine Zahnbürste im Mund hatte. Ich zog mir meine alten Sachen an und wartete draußen vor dem Hotel auf Johnson. Er wollte Auschecken und dann gleich zu mir kommen. "Und mein Auto?" rief er mir zu, nachdem ich ihn aus der Tür eilen sah. "Das holen wir wenn das fertig ist, genauso wie die Sachen und jetzt komm; du hast selbst gesagt,  dass er gleich hier ist." Sehr unglücklich darüber nahm er meine Hand und zog mich über den Parkplatz in den tieferen Wald. Jungs und Autos, dachte ich mir nur. Die Zeit darauf zu achten wohin ich trat blieb mir nicht. Wir durften keine Zeit mehr verlieren. Wenn Johnson schon so aufgebracht war, wollte ich nicht wissen, wie nah sie uns wirklich waren. "Hier warte! Das ist weit genug." bestimmte er und zog sich hastig das T-Shirt schon über den Kopf. Den Rucksack warf er achtlos in den Dreck. Wieso hatte er alle Sachen im Auto gelassen nur diesen einen Rucksack nicht?  Ich tat es ihm gleich, aber zum ersten mal fühlte ich mich zu aufgeregt für eine Verwandlung. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich bekam kaum Luft. *Steig auf!* entschied er kurzerhand, nachdem ich es noch immer nicht geschafft hatte. Da war kein kribbeln, keine Hitze nur meine Aufregung und der Druck der auf mir lastete. Normalerweise müsste man denken in solchen Situationen wäre es einfach, doch das war es nicht. Schnell streifte ich mir meine Klamotten wieder über und diesen einen Rucksack der zuvor noch im Dreck gelegen hatte. "Was?!" rief ich empört. *Ich sagte steig auf!* Ich dachte noch immer das sollte ein Witz sein. Als ich jünger war hatte ich ein paar Reitstunden gehabt, aber das hier? Na gut okay mit Lars hatte ich das auch schon ein paar mal gemacht, aber nie sind wir dabei schneller gelaufen, als in einem gemütlichen Tempo und das sah nicht so aus, als ob das ein gemütlicher Spaziergang werden würde. Er meinte vorhin ja, in Wolfsgestalt wären wir schneller als im Auto, wie sollte ich mich da festhalten können? Auffordernd blickten mich seine grünen Augen an. Demonstrativ legte er sich hin um mir ein Aufsteigen zu erleichtern. "Na gut..." murmelte ich vor mich hin und stieg unsicher auf. Uns blieb ja mehr oder weniger keine andere Wahl. Meine Hände vergrub ich tief in seinem Fell. Jetzt hieß es wohl gut festhalten. Verzweifelt suchte ich irgendetwas woran ich mich überhaupt festhalten konnte! Ich würde definitiv runterfallen! *Keine Angst. Vertrau mir. Das wird schon.* Ich konnte sein Lächeln nicht sehen, jedoch wusste ich das es da war. Das Band zwischen uns ließ es mich fühlen. Er war genauso aufgeregt wie ich. Dann stand er auf. Unsicher rutschte ich auf seinem Rücken hin und her. *Alles okay?* fragte er. Ich nickte, mir fiel nicht auf, dass er es gar nicht sehen konnte. Der Wind wehte mir durch die Haare als er begann zu laufen. Zuerst war ich unsicher doch dann gefiel es mir. Es war als ob es kein Boden mehr gäbe. Als ob wir abheben würden. Ich spürte nur noch den gleichmäßigen Rhythmus seiner Bewegungen. Die Versuchung meine Arme auszustrecken war mehr als da. Tief atmete ich ein, als könnte ich diesen Moment in mich hineinsaugen. Für immer möchte ich diesen Moment bei mir behalten. Ihn völlig auskosten. Es war als würde ich fliegen.*Na gefällt es dir?* Das Band zwischen uns war frei. Ich zeigte ihm was ich fühlte. Ich konzentrierte mich darauf, dass ich ihm zeigen konnte, wie ich alles wahrnahm. Dort oben auf seinem großen und starken Rücken. *Es ist unbeschreiblich. Das müssen wir unbedingt öfters machen!* Ich fing an zu kichern. Bei Lars hätte ich mich sowas niemals getraut, aber Johnson vertraute ich. Vor zwei Jahren hätte ich mir das nie zu Träumen gedacht. Und täte ich es, hätte es all meine Vorstellungen übertroffen. Ich vergrub meine Hand fester in seinem fast Mitternachts-Schwarzem dennoch gestromten Fell, welches immer noch etwas schokoladiges an sich hatte.

Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt