»four«

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Nun gucke ich genervt und verdrehe die Augen, bevor ich ohne ein weiteres Wort weitergehe. Ich weiß ganz genau, dass Lisa am liebsten etwas ganz anderes von mir gehört hätte, aber ich schätze nicht, dass ich das über ihn sagen werde. Ich bin seit Jahren schon nicht mehr verliebt gewesen, weil mein letzter Freund sich selbst umgebracht hat. Genau aus diesem Grund musste ich auch zum Psychiater und durch diesen habe ich dann viel Zeit am Schießstand verbracht. Es mag verrückt klingen, aber das war die wirksamste Art, meine Trauer und die Wut zu verarbeiten und ich habe daran tatsächlich Gefallen gefunden. So habe ich, auch nachdem ich alles überwunden habe, fast täglich mindestens eine Stunde am Stand verbracht.

"Kommst du mit zu den Gyrosphären? Ich möchte unbedingt mit einer von ihnen fahren!" 

Beinahe schon flehend gucke ich meine beste Freundin an, die sich schon wieder zurück auf den Weg zur Magnetbahn gemacht hat. Nun guckt sie mich verwirrt an. 

"Gyro- was?", fragt sie und streicht sich eine Strähne hinter ihr Ohr, die sich aus dem Zopf gelöst hat. 

"Gyrosphären, man könnte sie rein theoretisch auch überdimensional große Hamsterkugeln nennen, aber das klingt nicht so professionell." 

Daraufhin lacht Li kurz, bevor sie mich entschuldigend anguckt. 

"Ich bin nicht so der Typ dafür, tut mir leid." 

Ich nicke knapp und fahre mir durch meine Haare. 

"Dann gehe ich eben alleine, treffen wir uns im Hotel?" 

Lisa nickt irgendwie erleichtert und umarmt mich, bevor sie mir noch viel Spaß wünscht und dann weitergeht. Schmunzelnd mache ich mich nun auf den Weg zu den Gyrosphären, vor denen eine ziemlich lange Schlange steht. Da ich aber keine sonderlich große Lust habe, so lange warten zu müssen, schleiche ich einfach an einigen Leuten vorbei, sodass ich nur noch knapp 20 Minuten warten musste, bis ich ganz vorne bin. 

Gerade rollt die nächste Kugel heran, in die ich dann auch einsteige und mich anschnalle. Von dem zuständigen Typen kommt nur ein gelangweiltes "Genieß' die Fahrt", bevor die Kugel auf das Gras rollt und ich nun die Steuerung übernehmen darf. Noch nie in meinem Leben war ich diesen so gigantischen Tieren so nahe und auch wenn man weiß, dass sie einem nichts tun werden, weil sie alle Pflanzenfresser sind, hat man einfach gehörig Respekt vor ihnen und hält einen gewissen Abstand ein.

Der Typ auf dem kleinen Monitor, der gerade die Funktion und Sicherheit der Gyrosphäre erklärt, wird von einer Sicherheitswarnung unterbrochen. 

"Aufgrund technischer Schwierigkeiten bitten wir alle Besucher, die Fahrgeschäfte zu verlassen und sich im Resort einzufinden." 

Seufzend will ich wenden, als mir eine weitere Kugel am Begrenzungszaun des Tals auffällt. Zwei Personen sitzen in der Gyrosphäre und scheinen miteinander zu diskutieren, bevor der Größere der beiden die Kugel direkt durch das Loch und in den Wald dahinter lenkt. 

Ich brauche nicht lange, bis ich herausfinde, dass in der Gyrosphäre dieser komische Junge und sein kleiner Bruder Gray sitzen. Ohne lange nachzudenken fahre ich ihnen hinterher und lasse mich damit in ein Abenteuer hineinziehen, das ich wahrscheinlich nie wieder vergessen werde.

loving a fool | zach mitchellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt