»three«

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Hier sind unglaublich viele Menschen und sie alle scheinen mindestens genauso begeistert zu sein wie wir. Li und ich lassen uns einfach von dem Strom der Menschen mitziehen, bis wir vor einem Spielstand zum Stehen kommen. Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben und betrachte das Gewehr, mit dem man verschiedene Ziele treffen muss. 

"Oh Gott Emma? Spielst du das bitte? Ich möchte diesen Panda haben!", meint Lisa da auf einmal ganz aufgeregt und deutet auf den Plüschpanda, der als Hauptgewinn ausgeschildert ist. Zweifelnd gucke ich sie an. Aber als sie mich mit ihrem Hundeblick anschaut, kann ich gar nicht mehr Nein sagen und hole leicht seufzend einen 5€-Schein hervor, den ich dem Besitzer des Standes gebe. Dann nehme ich mir eines der Gewehre und betrachte es erst kurz. Nachdem ich tief durchgeatmet habe, stütze ich mich auf den Tisch und fange an, zu zielen. Ein Ziel nach dem anderen kann ich treffen und als nur noch ein Ziel übrig ist, will ich abdrücken, doch kein Schuss erklingt. Verdammt nochmal, Ladehemmung! 

Frustriert puste ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich mir das Gewehr einmal genauer anschaue. Optisch scheint nichts zu sehen zu sein, wahrscheinlich ist mal wieder ein Blindgänger in der Kammer. Und da ich in letzter Zeit ja sehr viel Zeit am Schießstand verbracht habe, kenne ich mich ganz gut mit Schusswaffen aus und genau aus diesem Grund klopfe ich gegen die Unterseite des Magazins und ziehe dann am Verschluss, sodass tatsächlich eine Patrone herausfliegt. Dann ziele ich erneut und treffe das letzte Ziel mit Leichtigkeit. Der Besitzer gibt mir mehr als nur verblüfft den Panda, den ich dann an Lisa weiterreiche. 

"Du bist die Beste Emma!", bedankt sie sich breit grinsend und umarmt mich kurz. Da erst bemerke ich die Leute, die sich um den Stand versammelt haben und mich entweder überrascht oder leicht ängstlich mustern. Da mir das Ganze aber schnell zu unheimlich wird, hake ich mich bei Lisa unter und ziehe sie weiter.

"Guck mal, der Raptor da sieht fast schon echt aus!" 

Lisa wirkt mal wieder wie ein Kleinkind und immer wieder aufs Neue fällt es mir ziemlich schwer ihr zu glauben, dass sie tatsächlich fast ein halbes Jahr älter als ich ist. Sie hat sogar diese Woche Geburtstag und wird einfach 17 Jahre alt...

Wir schauen uns ein wenig um, als ein Junge fast in mich reinrennt, weil er zu der Quiztafel einige Meter von uns entfernt laufen will. Der Kleine entschuldigt sich flüchtig, als schon der Nächste auf uns zukommt. Da erst erkenne ich ihn; er ist der Junge, neben dem ich in der Magnetbahn saß, der mit den Kopfhörern und dem Desinteresse. Er hat ein weinrotes Shirt und eine graue Sweatshirtjacke an, zu dem er ganz einfach Chucks und eine dunkle Hose trägt. Als er an uns vorbeiläuft, huscht sein Blick kurz zu Lisa, bevor er weiter auf den kleinen Jungen zuläuft. 

Ich schnaufe ironisch und gehe dann in Richtung Labor, wo man die Genetiksträhnen der Dinosaurier betrachten kann. Gerade mustere ich eine Animation der Entstehung von DNA, als Lisa mir auf die Schulter tippt. Fragend drehe ich meinen Kopf, als sie schon anfängt, zu reden. 

"Was war eben mit dir los?" 

"Dieser Junge hat dich abgecheckt. An sich kein Problem für mich, aber wenn er nicht 5 Meter weiter schon das nächste Mädchen angegafft hätte, wäre es noch weniger ein Problem für mich." 

Lisa schmunzelt. 

"Aha und wieso hast du ihm bitte hinterhergeschaut?"

loving a fool | zach mitchellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt