Kapitel 24

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Da ich mehrere Kommentare bekommen habe, die sagen, dass ich nicht zu lange mit den Updates warten soll, will ich nur kurz etwas klarstellen: ich werde es nicht schaffen häufiger als einmal pro Woche zu updaten, da es eine Weile dauert ein Kapitel zu schreiben und ich nebenbei auch noch ein Leben habe.. :D Das soll allerdings nicht heißen, dass ihr aufhören sollt zu kommentieren! Ich freue mich über jeden Kommentar und es zeigt mir, dass es tatsächlich Leute gibt die meine Geschichte lesen wollen :)

Ich:

Oben angekommen führte Michael uns in einen kleinen Raum, dessen warme, stickige Luft mir schon von der Tür aus entgegen schlug. Alle Anwesenden saßen in einem Kreis auf dem Boden und blickten neugierig auf, als wir den Raum betraten. 

„Harry!“, rief eins der Mädchen mit unangenehmer hoher Stimme, sprang auf und viel Harry um den Hals. Hastig ließ ich seine Hand los und brachte unauffällig ein wenig Abstand zwischen uns. Harry erwiderte die Umarmung mit einem schiefen Lächeln auf dem Gesicht und drückte dem Mädchen dann noch einen kurzen Kuss auf die Wange. Unbehaglich schaute ich weg und bereute es bereits, dass ich darauf bestanden hatte, dass er mitspielte. Michael schien mein Unwohlsein zu bemerken, denn er warf mir ein kleines aufmunterndes Lächeln von der Seite zu und ließ sich dann auf dem Boden nieder. Da ich mir nicht sicher war, was von mir erwartet wurde, folgte ich seinem Beispiel und schaut mir dann die Personen im Raum genauer an. Meine Laune hob sich ein wenig als ich Niall mir gegenüber im Kreis erblickte. Ich winkte ihm zaghaft zu und er erwiderte die Geste mit einem breiten Grinsen. Neben mir setzten sich Harry und das Mädchen nun ebenfalls hin und ein kleiner Stich der Eifersucht machte sich bemerkbar, als ich sah wie eng sie beieinander saßen. Die beiden schienen sich gut zu kennen, denn sie unterhielten sich lachend und schienen ganz vergessen zu haben, dass sie nicht alleine im Raum waren.
Ich biss mir auf die Unterlippe und verdrängte das Eifersuchtsgefühl. Ich hatte kein Recht auf irgendwen eifersüchtig zu sein. Erst recht nicht auf Harry.

Natürlich war mir klar gewesen, dass Harry auch noch andere weibliche Freunde hatte, aber trotz allem war es ungewohnt ihn so vertraut mit einem anderen Mädchen zu sehen.
Genervt von meinen eigene Gedanken trank ich zwei weitere große Schlucke aus meinem Becher und hofft, dass der Alkohol meine Laune bessern würde.
„Bereit zu spielen?“, fragte ein blonder Junge neben Niall. Sein Name war Luke, wie Michael mir flüsternd mitteilte.
Harry schaute auf und zum ersten Mal seit wie hier oben angekommen waren, schien er sich daran zu erinnern, dass ich auch noch da war. Unsere Blicke trafen sich kurz, doch diesmal war ich diejenige die sofort wegschaute.
Alle murmelten zustimmend und Niall war als erstes an der Reihe.
„Taylor, Wahrheit oder Pflicht?“, sagte er an das Mädchen neben Harry gewandt.
„Pflicht“, antwortete diese ohne auch nur eine Sekunde zu zögern und blickte Harry durch ihre Wimpern hindurch an.
Niall entschied, dass Taylor ihr T-Shirt ausziehen musste, was dieser auch ohne Umschweifen tat. Ein paar Jungen pfiffen begeistert, als Taylors roter Spitzen-BH zum Vorschein kam und an ihrem Gesicht war deutlich abzulesen, dass sie die Aufmerksamkeit genoss.
Zu meiner Erleichterung schien Harry von Taylors Show allerdings nicht im Geringsten beeindruckt zu sein, stattdessen blickte er mit unleserlicher Miene auf sein Handy.
„Luke, du bist dran“, entschied Taylor und kicherte. „Wahrheit oder Pflicht?“
„Ich glaube ich gehe es heute mal langsam an“, antworte dieser und fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über das schwarze Piercing an seiner Unterlippe. Normalerweise war ich nicht wirklich ein Fan von Piercings und Tattoos, aber an Luke sah es überraschend gut aus. „Also Wahrheit.“
Taylor verdrehte gelangweilt die Augen. „Feigling“, murmelte sie so leise, dass er es nicht hören konnte. Laut sagte sie: „Was war der beste Moment in deinem Leben?“
Luke dachte kurz nach, doch dann leuchteten seine Augen auf. „Als Louis uns entdeckt hat und One Di……“
„Stop!“, rief Harry auf einmal laut dazwischen und alle drehten sich verwirrt zu ihm um, mich mit einbezogen. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen und seine Augen blickten gehetzt umher.
„Was ist los, Harry?“, fragte Luke besorgt.
„Ja, was ist los, Harry?“, wiederholte Taylor mit ihrer nervigen Stimme und rückte noch ein Stückchen näher an ihn heran. Ich verstand wirklich nicht wie irgendwer sie leiden konnte.
„Ich… also… ich dachte….ich dachte ich hätte Polizei vor dem Haus gehört“, stotterte Harry und fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. Ich hatte ihn noch nie so aus der Fassung erlebt.
Zögernd streckte ich meinen meine Hand aus und drückte seinen Arm beruhigend. Doch er schien das gar nicht zu bemerken, sondern schaute mit einem seltsamen Gesichtsausdruck auf die andere Seite des Raumes. Als ich seinem Blick folgte, sah ich, dass er Niall anschaute. Dieser blickte mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck zurück und bewegte stumm die Lippen. Gerad e als ich versuchen wollte herauszufinden, was er sagte, flackerte sein Blick zu mir herüber und ich schaute hastig weg.   
 „Okay Luke, du entscheidest wer als nächsten dran ist“, brach Niall schließlich die unangenehme Stille.
„Aber er hat noch gar nicht auf meine Frage geantwortete“, beschwerte sich Taylor und Harry sah aus, als würde er ihr am liebsten den Hals umdrehen. Ich hatte keine Ahnung wo seine schlechte Laune ihr gegenüber her kam, aber ich konnte nicht verhindern, dass es ein kleines Lächeln auf mein Gesicht zauberte. Dieses verschwand allerdings sofort wieder, als Harry Taylor fast beiläufig einen Arm um die Schulter legte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Was auch immer er zu sagen hatte, schien zu funktionieren, denn sie nickte und das Spiel ging weiter, als wäre nichts passiert.
Im Großen und Ganzen unterschied es nicht wirklich von anderen Partys, auf denen ich bisher war. Viele T-Shirts wurden ausgezogen, peinliche Erlebnisse erzählt, Geständnisse abgelegt und natürlich rumgemacht als würde es keinen Morgen geben. Eine Flasche gefüllt mir Ollys Spezial-Cocktail wurde herumgereicht und ab und zu trank ich auch daraus. Wenn ich schon nicht mitspielen durfte, musste ich halt anders Spaß haben. Normalerweise hätte ich allein Spaß bei so etwas zu zugucken, aber ich konnte meinen Blick einfach nicht von Harry und Taylor abwenden. Taylor war inzwischen so nah an ihn heran gerückt, dass sie beinahe auf seinem Schoß saß und die Tatsache, dass Harry inzwischen auch kein T-Shirt mehr trug, half nicht gerade gegen meine Eifersucht.
Außerdem schien Harry vergessen zu haben, dass er eigentlich nur 5 Minuten spielen wollte. Ich traute mich allerdings nicht ihn darauf hinzuweise, da ich nicht als Spaßverderber darstellen wollte. Aber alleine nach unten gehen wollte ich auch nicht, da ich niemanden bis auf Liam kannte und ich stark bezweifelte, dass ich ihn zwischen all den Menschen finden würde. Also blieb mir keine andere Wahl, als hier oben sitzen zu bleiben und dabei zuzusehen wie fremde Menschen sich gegenseitig Zungen in den Hals schoben. Ich seufzte frustriet und nahm einen weiten Schluck aus der Flasche, die mir gereicht wurde. Der Raum drehte sich bereits ein wenig und meine Gedanken waren langsamer als sonst, aber ich genoss das Gefühl, denn es ließ mich meine Eifersucht ein wenig vergessen. Ein Kichern stahl sich von meinen Lippen und ich presste mir erschrocken die Hand vor den Mund. Erst dachte ich niemand hätte es gehört, doch dann drehte sich Harry zu mir um und stellte, nach einen kurzen Blick auf mich, die Flasche weg.
„Hey“, protestierte ich, konnte allerdings nicht verhindern, dass ich erneut kicherte. „Gib mir die Flasche zurück!“
„Du bist betrunken“, sagte Harry leise und blickte sich unauffällig um, um zu sehen ob irgendwer unsere Unterhaltung mitbekam. Doch alle waren gerade zu sehr abgelenkt bei Niall, der versuchte auf dem Kopf stehend einen Becher Bier zu exen.
„Na und?“, gab ich zurück. „Du brauchst nicht auf mich aufzupassen. Ich kann machen was ich will.“
Harry seufzte leise, machte allerdings keine Anstalten mir die Flasche zurück zu geben. „Fang jetzt bitte keinen Streit deswegen an.“
Ich verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und schaute ihn wütend an. „Ich will keinen Streit anfangen. Aber ich verstehe nicht wieso du mich überhaupt auf diese Party mitgenommen hast, wenn du mich doch eh ignorierst. Und dann verbietest du mir auch noch bei dem Spiel mit zu machen, sodass ich dumm rumsitzen muss währen alle anderen Spaß haben.“
„Lass sie doch mitspielen, Harry“, mischte sich Michael von der Seite aus ein. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Niall zu seinem Platz zurückgekehrt war und Michael anscheinend unser Gespräch unauffällig mitverfolgt hatte.
Harry presste die Kiefer auf einander und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Halt dich da raus.“
Doch Michael schien sich nicht so schnell einschüchtern zu lassen.
„Das ist nur ein Spiel, Harry. Was soll schon passieren?“
Harry warf ihm einen letzten giftigen Blick zu, zuckte dann aber mit den Schultern.
„Na gut“, murmelte er und drehte sich zu Taylor ohne mich noch einmal anzuschauen.
Ich lächelte Michael dankbar zu und dieser zwinkerte mir grinsend zu. Langsam bekam ich das Gefühl, dass er mich möglicherweise zu sehr mochte und ich vielleicht aufpassen sollte, ihm keine Hoffnungen zu machen. Aber der Alkohol verdrängte den Gedanken und ich wollte endlich einfach nur Spaß haben.
„Ich nehme Wahrheit“, sprach ich in einem plötzlichen Anflug von Mut in den Raum hinein, obwohl ich nicht mal an der Reihe war. Ich erntete dafür ein paar seltsame Blicke aber ehrlich gesagt war mir das im Moment egal. Ich wollte endlich eine Ablenkung von Taylors billigen Flirtversuchen mit Harry haben. Übelkeit stieg in mir hoch als ich sah, dass sie inzwischen komplett auf seinem Schoß saß und Harry seine Arme um ihre Hüfte geschlungen hatte.
Taylor schien meinen verächtlichen Blick zu bemerken, denn sie lächelte mich herausfordernd an und lehnte sich gegen Harrys Brust.
„Wen im Raum würdest du am liebsten küssen?“, fragte ein Junge einige Plätzte weiter rechts von mir, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern konnte.
Augenblicklich waren alle Blicke auf mich gerichtet und ich rutschte unbehaglich auf meinem Platz hin und her. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Michael sich mit einem hoffnungsvollen Blick zu mir umdrehte doch ich tat so als würde ich es nicht bemerken. Meine ganze Aufmerksamkeit galt Harry, der mich mit undurchdringlichem Blick anstarrte und dann unauffällig den Kopf schüttelte. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich hatte keine Ahnung was er mir damit sagen wollte.

Normalerweise würde ich mich bei so einer Frage rausreden oder mir eine Ausrede einfallen lassen wieso ich sie nicht beantworten konnte, aber der Alkohol machte mich mutig.

„Harry“, sagte ich und an den Gesichtern um mich herum konnte ich sehen, das niemand wirklich überrascht war.
„Immer Harry….“, murmelte Michael missmutig hinter mir und für einen kurzen Moment tat er mir leid. Doch ich war zu sehr abgelenkt von Harry, der mich immer noch anstarrte, allerdings sah er inzwischen beinahe wütend aus. Wieso war er wütend auf mich?
„Ich glaube es ist Zeit, dass Anna und ich nach Hause gehen. Es ist schon spät“, sagte er schließlich und wandte den Kopf ab. Er machte Anstalten Taylor von sich herunter zu schieben, aber diese klammerte sich an ihn fest.
„Komm schon, Harry. Noch eine Runde. Ihr seit doch gerade erst gekommen“, bat sie und schaute mit einem Wimpernaufschlag zu ihm hoch. Harry schien einen Moment mit sich zu ringen, setzte sich dann aber wieder hin.
Peinlich berührt starrte ich auf den Boden vor mir. Ich hatte keine Ahnung wieso ich Harrys Namen gesagt hatte. Wir waren nur Freunde und eigentlich mochte ich es auch so wie es war. Es lag sicherlich am Alkohol. Schließlich war ich betrunken.
„Du bist dran, Harry. Wahrheit oder Pflicht“, trällerte Taylor auf einmal und riss mich so aus meinen Gedanken.
„Pflicht“, erwiderte Harry mit emotionsloser Stimme. Er hatte bis jetzt immer Pflicht genommen, was mich aber ehrlich gesagte nicht überraschte. Harry war ganz eindeutig nicht der Typ der in einem Partyspiel Geheimnisse über sich preisgab.
Taylor drehte den Kopf und blickte mich mit einem breiten, falschen Lächeln auf dem Gesicht an.  Bevor ich mich fragen konnte, was das zu bedeuten hatte, hatte sie sich schon wieder zu Harry gedreht und sagte dann in nicht zu überhörender Lautstärke: „Deine Pflicht ist mich zu küssen.“

Hasserfüllt starrte ich sie an und musste mich zusammen reißen um nicht aufzuspringen und sie an den Haaren von Harry wegzuziehen. Es war offensichtlich, dass sie es nur tat, weil ich kurz davor gesagte hatte, dass ich ihn gerne küssen würde. Mit angehaltener Luft blickte ich Harry an und wartete ab, was er tun würde. Er würde sie nicht küssen, oder? Nicht nach meinem Geständnis eben…
Harry hob leicht den Kopf und warf mir einen kurzen Blick zu. Allerdings wandte er den Kopf so schnell wieder ab, dass ich keine Gelegenheit hatte den Ausdruck auf seinem Gesicht zuzuordnen.
Im nächsten Moment beugte er sich zu Taylor runter und küsste sie direkt auf den Mund.
Mehr brauchte ich nicht zu sehen. Im Bruchteil einer Sekunde war ich auf den Beinen und schaffe es aus dem Raum zu stolpern, bevor die Tränen anfingen über mein Gesicht zu strömen. Ich hörte jemanden hinter mir meinen Namen rufen, doch ich rannte weiter. Ich wollte einfach nur noch weg. 

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