Sauftour ohne Saufen - Short 45

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Es war ein lauer Abend und ich beschloss, im Park joggen zu gehen. Ich zog mir meine Sportsachen an und hüpfte die Treppe runter. "Ich geh im Park joggen! Wenn ich in zwei Stunden nicht wieder da bin, könnt ihr von mir aus die Polizei rufen. Aber nicht früher!" Und schon war ich aus dem Haus.

"Hey! Du bist do Ronja oder?" Ich blieb erstaunt stehen. Vor mir stand ein Mädchen, das mindestens 18 Jahre alt war. Sie ging mit mir aufs Gymnasium und war in der letzten Klasse. "Ja bin ich. Und du bist Miriam oder?" "Ja. Komm lass uns ein bisschen quatschen. Ich muss meinen ganzen Scheiss ja irgendwann rauslassen."

Und dort saßen wir nun. Miriam hatte sich Alkohol besorgt, und schüttete als in sich rein, während ich ihr zuhörte. Sie erzählte von ihren familiären Problemen, ihren Schuldruck und von ihrem Ex. "Ich weil einfach nicht mehr leben!" "Nein so darfst du nicht denken." Ich schaute beunruhigt auf mein Handy. Die zwei Stunden waren fast um. Ich öffnete Snapchat und schaute auf die Karte. Gott sei Dank waren alle noch Zuhause. Ich schrieb Julia schnell ne Nachricht, dass es länger dauern würde. Dann konzentrierte ich mich wieder auf Miriam.

"So junge Dame! Ab nachhause und zwar dalli!" "Alex! Es ist nicht so wie du denkst!" "Das klären wir zuhause! Los komm!" Miriam winkte mir zu. "Tschüss Ronja." "Lass dir helfen Miriam!" Alex schob mich den Weg entlang. "Könntest du mich freundlicherweise mal los lassen?" Alex ließ mich los. "Mann ich habe nichts gemacht und werde behandelt wie ein Schwerverbrecher!"

"Ronja war gar nicht joggen! Sie hat sich in Park mit einem anderen Mädchen getroffen und Alkohol getrunken!"  Alle Anwesenden, darunter Julia, Franco und Phil schauten mich böse an. "Ich habe nichts getrunken! Miriam hat mich auf meiner Strecke abgefangen und sich mir geöffnet. SIE hat getrunken! Nicht ich!" "Ronja! Wenn du uns sagst dass du joggen gehst, vertrauen wir dir eigentlich auch!" "Mann ich war doch auch! Dann glaubt mir halt nicht! Wie habt ihr mich überhaupt gefunden?" "Über Snapchat." "Fuck! Die Karte..." "Jap. Snapchat kann doch ganz schön nützlich sein." "Ich habe nichts getrunken! Ich habe mit Miriam geredet und mehr nicht. Und sie hatte es wahrscheinlich auch nötig bei dem Shit, den sie mitmachen muss! Die hält das wahrscheinlich nicht mehr lange aus und dann springt die von irgendsoner scheiss Brücke! Und nur weil sie Alkohol getrunken hat, was sie auch darf, heißt das nicht, dass ich gleich mitgetrunken habe! Mensch!" Ich verließ wütend die Küche.

Am nächsten Morgen, ich war gestern nicht mehr aus meinem Zimmer gekommen, stand ich schlecht gelaunt auf. Es regnete und meine Stimmung war gleich null. Langsamer sonst ging ich in die Küche, wo fast alle da waren außer Alex und Julia. Todesverachtend fing ich an zu frühstücken. "Ronja es tut uns leid wegen gestern Abend. Wir haben vielleicht ein bisschen überreagiert..." "Mhm. Schön dass ihr das auch mal einseht." Mein Handy bimelte.
"Unbekannte Nummer?" mutmrlte ich, öffnete aber die Nachricht.

Ronja ich kann nicht mehr. Gestern wieder riesigen Streit gehabt...Ichb beende das heute. Wenn du mich nochmal sehen willst, komm zur Brücke, die über die A56 führt. Vielleicht ist im Himmel ja ein besserer Platz für mich... Du hast gesagt, loslassen ist die beste Lösung. Ich lasse jetzt los!

"Sie macht es wirklich! Scheisse! Und am Ende bin ich noch Schuld!" Ich stand auf, und ließ mein Handy auf dem Tisch liegen. Schnell holte ich meine Jacke. Dann ging ich wieder in die Küche und nahm Phil mein Handy weg. "Was hast du jetzt vor?" "Na was wohl? Sie aufhalten?"

"Miriam wehe du springst! Mann ich habe das gestern nicht so gemeint!" "Es ist doch eh alles egal oder? Mich wird niemand vermissen!" "Darum geht es dir?!" "Nein! Ich will einfach nicht mehr!" Ich sah kurz zu Franco und Phil. Dann fasste ich einen Entschluss. "Gut. Dann spring halt. Aber ich werde nicht auf deine Beerdigung gehen." Ich drehte mich um. Phil und Francos Gesicht zeigte entsetzen auf aber ich drehte mich wieder rum. Miriam schaute zu mir. "Ja du hast richtig gehört! Wenn du meinst das es in ganz Köln keinen mehr gibt, der dir helfen kann, kannst du gerne springen." "Mann Ronja! Du verunsicherst mich total! Die stecken mich doch in die Klapse! Und mein Vater bringt mich eh um, wenn er mich nochmal sieht..." "Wenn du eine gescheite Therapie machst, wird dich keiner in die Klapse stecken. Und für deinen Vater gibt es so was, dass nennt sich Polizei. Schon mal gehört ja?" Ich ging siegessicher auf sie zu. "Und jetzt komm da weg!" Ich half Miriam über das Geländer. "Danke Ronja." Sie umarmte mich fest und ich ließ es über mich ergehen.

ASDS- Kurzgeschichten Where stories live. Discover now