Pied Piper Girl [BTS FF]

12~Rückzugsort~12

Ohne weitere Diskussion antwortete ich Jin: "Es tut mir leid eure Privatsphäre verletzt zu haben. Ich werde mich in Zukunft an die Termine halten." Seokjin lächelte: "Danke. Ich hoffe du kannst meinen Standpunkt verstehen." Ich nickte nervös: "Ja."

Mir war unwohl zumute. Ich fühlte mich schrecklich. Ich wollte mich nur noch zurückwünschen. Ich presste kurz meine Lippen aufeinander und sagte dann: "Bis in zwei Tagen." Seokjin und Taehyung nickten beide winkend und im nächsten Moment stand ich neben der Tür zum Flur der Kunsträume ganz unten im Treppenhaus unserer Schule.

Ganz unten, so wie meine Laune. Ich war wieder wie aus einem Traum erwacht. Diesmal war es aber kein guter. Ich hatte ihn genervt, oder? Das war nie meine Absicht.

Gott, war das beschämend! Er sah jetzt bestimmt auf mich herunter. Auf mich, die obsessive Stalkerin, die einfach so in deren Dorm auftaucht nur weil ihr danach ist. So war ich doch gar nicht. Wenigstens hatte ich Taehyung halbwegs erklären können wieso die Dinge so waren, wie sie waren.

Ich spürte wie mir eine Träne über die Wange lief. Und noch eine und noch eine. Ich fühlte mich wie ein Baby. Heulte ich wirklich so einfach? Es war weil die Worte von Seokjin mir tatsächlich etwas bedeuteten. Ich wollte dass sie gut von mir dachten und mich nicht als Last empfanden.

Scheinbar war genau das Gegenteil der Fall gewesen. Ugh, I hate myself. Obwohl? Das war alles die Schuld von Michael dieser Evolutionsbremse! Oder auch Fenjas. Gosh, diese Geschwister waren das Schlimmste! Für sie war es ein Joke.

Das Traurige dabei war, dass sie dachten sie würden mich verletzen indem sie eine Kette von mir zerstören würden, was mir im Normalfall so am Pöter vorbei gegangen wäre, aber diesmal hatten sie es ohne zu wissen geschafft.

Es tat weh, weil Seokjin so reagiert hatte. Er hatte zwar noch gelächelt, aber seine Augen hatten etwas anderes gesagt. Am liebsten würde ich gar nicht mehr zurück gehen. Was wenn sie alle so dachten? Ich seufzte und ließ mich einfach auf den Boden plumpsen.

Auch wenn es hier unten staubig war. War mir egal! Ich starrte die kalkweiße Wand an und fragte mich, ob ich mich jemals idiotischer gefühlt hatte? Nicht einmal im Mathetest hatte ich mich so lächerlich gefühlt wie jetzt gerade.

Dennoch befestigte ich die Kette wieder an meinem Hals und blickte den Anhänger nachdenklich an. Nach einer gefühlten Ewigkeit erhob ich mich. Fuck, meine Sachen lagen noch beim Cambridge-Raum!

Hatte ich sie davor oder da drinnen liegen lassen? Aish, es war so hektisch gwesen, dass ich keine Ahnung mehr hatte. Und ich betete inbrünstig dass sie nicht im Raum lagen, sondern vor diesem. Als ich im richtigen Stockwerk war und den Flur betrat, sah ich meine Sachen dort liegen.

Yay! Gott sei Dank! Das hätte ich jetzt auch echt nicht mehr gebrauchen können! Neugierig blickte ich durch die Glastür und entdeckte Michael, wie er ganz normal im Klassenraum saß. Was 'ne Ratte!

Ich hatte recht gehabt. Er machte wirklich ganz normal seinen Cambridge-Kurs, nachdem er mich gesehen hatte wie ich das Treppenhaus hinunter gefallen war. Is he even human? Fucking monster! Wie konnte er dort sitzen, als wäre nichts passiert?

Hoffentlich würde er noch Alpträume von diesem Vorfall haben! Und ja ich wünschte ihm wirklich welche! Wenn man scheiße zu mir war, war ich auch nicht mehr nett. Ich bin kein überfreundliches Dummchen! Wenn man es sich mit mir verscherzt hatte, konnte ich die reinste Racheprinzessinn werden.

Ich schlüpfte genervt in meine Jacke, schulterte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Dieser Tag war die reinste Enttäuschung, genau wie ich. Während ich an der Haltestelle auf den Bus wartete, wurde der Himmel grauer und passte sich meiner Stimmung an. Erste Regentropfen kündigten gerade einen Schauer an, als der Bus vor meiner Nase hielt.