15: L'Anima Perfetta

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Ich ging bis zur Tür, drehte mich um und ging wieder bis zur Wand. Dort drehte ich mich wieder um und ging zur Tür. An der Tür angekommen drehte ich mich noch einmal um und ging wieder zur Wand. Umdrehen. Tür. Umdrehen. Wand. Umdrehen. Tür. Umdrehen. Kopfschütteln. Wand. Umdrehen. Haare raufen. Tür. Umdrehen. Stehen bleiben.

Ich hob meinen Kopf und sah zu meinen Freunden. Sie sahen sich nun schon zum sechsten Mal das Video an, welches Herr Romano uns gegeben hatte. Es kam angeblich mit der Post. Ich runzelte die Stirn und tippte mit meinem Zeigefinger an meine Unterlippe. Sie hatten es uns nicht einfach so geschickt. Es musste einen Grund haben.
Wir hatten uns genauer mit der Organisation L'Anima Perfetta beschäftigt und sie waren nicht der Typ dafür, um einfach Leute gefangen zu nehmen und sie umzubringen. Sie zogen aus allem einen Nutzen.

"Was hast du, Alex?", fragte Leo, der sich zu mir gedreht hatte.
"Was wollen sie mit dem Video nur erreichen?" Mein Zeigefinger wurde immer schneller.
"Sie wollen dich damit zu ihnen locken, sie sagen es doch direkt", sagte Luca und ich verdrehte meine Augen. Er verstand mich einfach nicht. Allerdings konnte ich mich nicht weiter auf ihn konzentrieren, denn plötzlich fing meine linke Hand an zu pochen und ich stoppte meinen Zeigefinger. Sachte strich ich mit meinen rechten Fingern über den Verband.
"Was wissen wir von Marianna?", fragte ich dann und sah auf.
"Sie ist aus der Psychiatrie ausgebrochen und hatte Hilfe dabei", meinte Teresa und drehte sich ebenfalls zu mir um. Denk nach, Alex. Denk nach! Es muss irgendeinen Hinweis geben.
"Was wäre denn, wenn...", murmelte ich vor mir hin. "Wenn Marianna...ja...so eine blöde Idee ist das gar nicht. Es würde Sinn machen...Perfekte Seele...meine Eltern...Nutzen...mh hm."
"Alex?" Flavia stand nun auf und kam ein paar Schritte auf mich zu. "Woran denkst du gerade?"

Flashback
Sie sah mich bloß gefühlslos an und holte langsam etwas hinter ihrem Rücken hervor. Es blitze im Licht auf und ich schreckte zurück. Ich sah geschockt in ihr Gesicht, wo sich ein krankes, gestörtes Grinsen breit gemacht hatte. War das wirklich meine Cousine?

"Marianna...aber d-das...NEIN!", schrie ich und rannte weg. In die Bibliothek hinein. Allerdings war es dort dunkel und ich übersah den Buchwagen, der in einem Gang stehen gelassen wurde. Ich krachte in diesen und stürzte zu Boden. Jetzt wusste sie natürlich wo ich war und langsam kam sie auf mich zu. Langsam. Andächtig. Böse.

"Du wirst das büßen, Alexandra. Du wirst alles büßen, was du mir angetan hast! Und damit du nie vergisst, was du mir angetan hast, werde ich dir jetzt ein paar Erinnerungen verpassen." Sie fing an böse zu lachen. Ich schrie wie am Spieß. Sie zückte das Messer und schob mein Shirt etwas hoch, um mir mit der Klinge ein paar mal über den Bauch zu fahren, nicht stark oder tief, nein, nur leicht, fast schon sanft. Danach waren meine Beine dran, da ich nur eine kurze Hose trug, war es einfach für sie auch dort das Messer anzusetzen und mir ein paar Wunden zu verpassen. Ich schrie um Hilfe, blieb jedoch still liegen, da ich nicht wollte, dass sie mir woanders hinstach. Meine Arme verschonte sie fast, nur an meinem linken Arm hatte sie etwas tiefer geschnitten. Weiter kam sie eh nicht, da ich Stimmen hörte. Schnell waren meine Freundinnen mit unserer Erzieherin da und Marianna wurde von mir weggezogen. Das Messer nahmen sie ihr schnell aus der Hand, was sie so gut wie freiwillig abgab, und mir halfen sie zur Krankenstation.
Flashback Ende

Ich hasste diese Bilder, doch ich versuchte ein noch klareres Bild von ihnen zu bekommen. Angestrengt legte ich meine Stirn in Falten und ballte meine rechte Hand zu einer Faust.

Sie zückte das Messer und ließ die Klinge über meinen Bauch fahren.

Sie zückte das Messer.

Das Messer besaß eine Gravur.

Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu konzentrieren.

Undercover 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt