3: Unter die Gürtellinie

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Die letzten drei Stunden bis zur offiziellen Aufsteh-Zeit  hatte ich nicht mehr geschlafen. Leo wollte mich nicht alleine lassen und kam zu uns rüber. Allerdings waren sie alle wieder eingeschlafen. Ich nicht. Ich hatte Angst.
Ich hatte schon immer solche Albträume gehabt, meistens wenn mich etwas sehr beschäftigte, doch seit das mit Gaia passiert war, wurden sie schlimmer. Teilweise hatte ich immer den selben Traum, doch er variierte in den Details. Ich hatte das der Psychologin erzählt, was sie interessiert notierte. Alles was ich sagte. Doch ich hatte nicht das Gefühl, dass mir die Behandlungen sehr geholfen hatten. Natürlich hab ich das zunächst gedacht. Auch weil ich mich von meinen Freunden entfernte, sobald die Behandlungen aufhörten, doch mittlerweile wusste ich, dass mir die Behandlungen kaum geholfen hatten. Zwei Jahre lang wurde ich belabert. Nicht nur von einer Psychologin. Jetzt war ich froh diese Gespräche los zu sein. Ich hatte meine Freunde und Fabio hatte mir irgendwie klar gemacht, dass ich sie wirklich brauchte. Eigentlich hätten mir doch die Psychologen helfen sollen, das zu sehen. Oder nicht? Doch aus irgendeinem Grund war es nicht so.

"Alexandra und George. Selbstverteidigung." Ich sah auf, als ich meinen Namen hörte. Wir hatten gerade Kampftechniken und da wir nächstes Jahr unseren Abschluss machten, hatten wir teilweise zusammen mit den Jungs Unterricht. Der Lehrer reagierte gar nicht auf meinen entsetzten Gesichtsausdruck. Er teilte einfach weiter Gruppen ein. Schon bald tauchte George neben mir auf und setzte sich frech grinsend. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn nicht erfreut an.
"Du brauchst doch nicht gleich so zu übertreiben mit deiner Freude!", meinte er auch noch zu sagen und ich verfinsterte meinen Blick. Ich konnte ihn nicht leiden. Schon seit er hier aufgetaucht war. Er kam wie die Jungs vom anderen Internat und spielte sich immer auf. Er dachte, er sei der Beste und alle würden ihn lieben, doch das war so ganz sicher NICHT der Fall!

Ich drehte mich zum Lehrer, der uns gerade Zettel verteilte.
"Kann ich bitte einen neuen Partner haben?", fragte ich leicht verzweifelt.
"Wieso denn das?", fragte er mich und blieb vor meinem Tisch stehen. Ich sah aus den Augenwinkeln zu George, der bloß grinsend auf dem Platz neben mir saß.
"Es gibt da...so ein Problem", sagte ich, doch der Lehrer verstand nicht. Ich seufzte. "Ich kann ihn halt nicht leiden! Okay!? Bitte! Notfalls mache ich alleine oder so!" Ich sah ihn mit einem Hundeblick an, doch er schüttelte bloß den Kopf und verteilte seine Zettel weiter.
"Das ist eine Partnerübung. Sie müssen eben lernen, mit Ihren Partnern auszukommen. Man kann sich nicht immer seinen Partner aussuchen und alleine kämpfen kommt gar nicht in Frage! Sie gehen ja auch nicht alleine auf eine gefährliche Mission!" Ich stöhnte genervt auf und lehnte mich im Stuhl zurück. George kam mir näher.
"Soweit ich weiß, wolltest du schon mal deinen Partner wechseln, weil du ihn nicht ausstehen konntest und nun sieh mal, was draus geworden ist", wisperte er mir zu und ich verengte wütend meine Augen.
"Da gibt es nur einen winzigen Unterschied", sagte ich schließlich und drehte mich zuckersüß lächelnd zu ihm. "Leo kann ich inzwischen leiden...bei dir wird das wohl nie der Fall sein. Tja, Pech würd ich sagen!"
"Sag niemals nie", grinste er frech und ich musste mich zurückhalten ihn nicht einfach zu schlagen.

Es klingelte zum Unterrichtsschluss und ich wollte schnell verschwinden. Keiner meiner Freunde belegte mit mir den Kurs, nur Eliana, aber die zählte ich nicht zu meinen engsten Freunden.
Bevor ich aus der Klasse verschwinden konnte, wurde ich von George zurückgehalten. Ich sah zu ihm. Allein sein Gesicht machte mich wahnsinnig. Es hatte etwas komisches ansich, genau konnte ich es nicht sagen, aber mich störte etwas daran. Zumal hatte er einen total bescheuerten Namen. George SantoMichele! Wer hieß denn schon so?

"Wir treffen uns heute Abend in der Halle. Für die Übung." Ich blickte ihn stumm an. Er war nicht viel größer als ich, weswegen ich nicht so sehr hochsehen musste. Leo, Luca und Christian waren alle viel größer als ich und überragten somit auch George um Längen.
"Was ist, wenn ich heute Abend keine Zeit habe?", fragte ich und sah ihn abwartend an. Das kam noch, dass er mir jetzt Befehle erteilte.

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