Kapitel 31 ❀ jamais

1.7K 104 119
                                    


ALIÉNOR

„Nein...", wisperte ich unmittelbar. „Ihr habt dies nicht für mich getan. So jemand seid Ihr nicht..."

„Wieso nicht?" Seine Stimme klang rau und jagte mir ungewollt einen Schauer über den Rücken, ehe er mit einem kurzen, schnellen Tritt die Tür hinter sich schloss. „Ihr wollt wieder behaupten, Ihr würdet mich aufgrund dieses dümmlichen Fehlers vor der Verlobung mit Eurer Schwester in und auswendig kennen. Doch wie soll das gehen, wenn Ihr mich nie meine Sicht der Dinge erklären lasst?"

Das Lächeln verblasste auf meinen Lippen. Am liebsten hätte ich sie zusammengepresst, da mir bewusst war, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen.

Jeder schätzte ihn so ein, wie ich ihn nur als Comte Lorenzo eingeschätzt hätte. Ich hingehen sah nur den Lügner, den Feigling in ihm. Doch trotzdem wollte ich die Dinge sich nicht entwickeln lassen... ich konnte es nicht tun.

„Und Ihr wollt mir sagen, dass Ihr dies hier..." Ich deutete auf die wundervolle Dekoration. „... das alles nicht wegen eines gewissen Hintergedankens anordnen lassen habt?", wollte ich bemüht ruhig wissen.

„Tut nicht so, als wüsstet Ihr nicht, was für eine Anziehungskraft Ihr auf mich ausübt", antwortete er ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, während sein Blick nach wie vor an dem Meinen klebte. „Jedoch habe ich dies getan, um Euch trotz alledem davon zu überzeugen, dass ich nicht der bin, für den Ihr mich haltet."

Etwas eingeschüchtert – was ich aber niemals zugeben würde – brach ich den Blickkontakt ab und gluckste. Dabei wussten wir beide schon ganz genau, dass er sein Vorhaben schon längst ausgeführt hatte.
Ich trat einen Schritt auf ihn zu. „Was glaubt Ihr, was dann geschieht?"

Ohne zu Lächeln hob er einen Mundwinkel an. „Ich hoffe nach wie vor, Eure Freundschaft zu gewinnen."

„Und nicht mehr?", fragte ich argwöhnisch nach, auch wenn die Spannung zwischen uns mir ein erregendes Prickeln auf meiner Haut bescherte.
Ich war mir sicher, ganz genau zu wissen, was er vorhatte. Doch mein Verstand kämpfte klar und deutlich dagegen an, mir bloß in den Kopf zu rufen, was für Probleme meine Zustimmung zu seiner Freundschaft bedeuten würde. Probleme mit Rafael, Brienne... für mit mir selbst.

„Ich weiß, dass ich nicht mehr als Freundschaft von Euch verlangen kann und darf. Alles weitere wäre unangemessen", erläuterte er, als ginge es um eine physikalische Gleichung oder ein Militärmanöver.

„Unangemessen", wiederholte ich verächtlich und schüttelte mit dem Kopf. „Wisst Ihr was? Es ist mir egal, was Ihr alles vorbereitet habt, ich werde nicht zu Eurer persönlichen Hure, die zu allem Übel auch noch die Schwester Eurer Verlobten ist! Wir wissen beide, dass Ihr insgeheim hofftet, mich so an Euch zu binden!"

Louis-Antoine verschränkte die Arme vor der Brust, sah zunehmend aber so aus, als würde er versuchen, sein Temperament zu zügeln.

„Und auch wenn ich mir mehr erhoffte, was ist dabei?", entgegnete er und kam mir nun so nahe, dass ich das Flackern in seinen dunklen Augen sehen konnte. „Ihr überseht zwei wichtige Punkte, Prinzessin: Erst einmal handelt Ihr zu schnell, bevor Ihr für Euch selbst nachgedacht habt."

Mein Oberkörper hob und senkte sich. „Ihr schiebt mein Verhalten auf das eines dummen, naiven Mädchens, nur weil Ihr mich schon einmal so gewinnen konntet?", fauchte ich ihm entgegen und spürte wie die Wut gepaart mit der Erregung in mir hochstieg.



PRINCESS OF ROSES  ᵗᵉⁱˡ ᵉⁱⁿˢWhere stories live. Discover now