Kapitel 07 ❀ la fuite

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ALIÉNOR

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. Nicht nur, dass ich höchstwahrscheinlich zu spät oder gar nicht zu dem Treffen mit dem mysteriösen Comte erscheinen würde, machte mir Sorgen – auch noch die Folge, dass ich hier drin gefangen war, machte mir zu schaffen. Ich hasste es eingeschlossen zu sein.

Jedoch besaß nun Brienne den einzigen Schlüssel für meine Zimmertür, weshalb der Ausbruch durch den normalen Eingang schonmal wegfiel. Nach kurzer Überlegung, fiel mir somit nur ein Weg ein: Der Balkon.

Schluckend drückte ich die vergoldete Klinke zu diesem herunter und öffnete somit die Glastür. Nach ein paar Schritten war ich am Geländer angekommen und schloss schweratmend meine Finger um das edle Geländer. Da mein Zimmer im ersten Stock war, konnte ich problemlos vom Balkon steigen, jedoch musste ich auf die Erhöhung darunter klettern und daraufhin auf den Pflasterstein springen.

Normalerweise würde selbst ich so etwas nicht tun, doch ich brach niemals meine Versprechen – schon gar nicht, wenn man es vermeiden könnte.

Schnell schlüpfte ich noch in den rechten Ärmel meinen Kleides und überprüfte, ob alles saß. Zuletzt atmete ich nochmal schnell ein und aus, ehe ich ein Bein über das Geländer setzte. Das zweite folgte.
Anschließend hielt ich mich mit den Händen an den Steinsäulen des Geländers fest und setzte vorsichtig meine Füße auf die Erhöhung.

„Puh", atmete ich erleichtert auf. Um einmal kurz zu kontrollieren, dass mich auch ja niemand beobachtete, schaute ich mich prüfend um. Doch alle Wachen in den Nähe waren mit dem Rücken zu mir gedreht und meine Familie saß wahrscheinlich im Garten und plante den Geburtstag meiner Schwester.  

Mit pochendem Herzen nahm ich letztendlich meinen ganzen Mut zusammen und sprang.

~*~

LOUIS - ANTOINE

Mit geschlossenen Augen saß ich unter einer Eiche und spielte ein paar Melodien auf meiner Mandoline, während mein Pferd auf einer Wiese graste. Die Sonne schien über meinem Kopf und die frische Waldluft war unglaublich angenehm.

Ich liebte es – wenn ich nicht gerade mit Regieren, Unterhaltungen mit Staatsmännern oder Lesen von Dokumenten, Anzeigen oder Büchern beschäftigt war – in meiner Freizeit auf dem altertümlichen Zupfinstrument zu spielen. So eine Art von Ablenkung hielt meine Mutter, die Madame von Frankreich, zwar für eine etwas zu feminine Beschäftigung, doch mein Selbstbewusstsein war groß genug, diese Bezeichnung mir nicht zu Herzen zu nehmen.

„Ihr spielt Mandoline?"
Die engelsgleiche Stimme meiner Cousine ließ mich zusammenzucken, sodass ich mein Instrument zur Seite legte und mich augenblicklich aufrichtete.

„Prinzessin Aliénor", stellte ich, obwohl ich ihre Ankunft erwartet hatte, etwas zu aufgeregt fest, verbeugte mich und berührte mit meinen Lippen kurz ihre ausgestreckte Hand.

„Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin. Es gab... Unangenehmlichkeiten", teilte sie mir lächelnd mit und überrascht musste ich feststellen, dass sie ihre Haare vollkommen offen trug.

Mein Blick schien ihr aufzufallen, sodass sie sogar etwas beschämt eine hellblonde Strähne hinter ihr Ohr steckte: „Ich hatte leider wenig Zeit, meine Haare herzurichten."

Bevor ich etwas erwidern konnte, begann sie jedoch über sich selbst zu lachen: „Was Sie wohl von mir denken müssen... erst reite ich allein aus und jetzt trage ich meine Haare offen, als gehören Sie zu meiner engsten Familie."

Oder als wäret Ihr meine Gemahlin..., kam es mir in den Sinn. Obwohl unsere Verwandtschaft gar nicht so eng verlief, wurde mein Mund bei ihrem Vergleich etwas trocken.

PRINCESS OF ROSES  ᵗᵉⁱˡ ᵉⁱⁿˢWhere stories live. Discover now