01 - Shopping

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Man hörte viele Geschichten über ihn. Was er alles schon getan hatte, es gab viele verschiedene Gründe, zu viele Taten. So viele Geschichten und keine davon ließ ihn gut da stehen, keine einzige.

Ashton McClane war nichts für schwache Nerven und schon gar nicht für unscheinbare Mädchen wie mich. Und doch geriet ich in sein Visier. Wer die Geschichten über ihn kannte wusste mit Sicherheit eines: Er kriegt was er will.

„Claire?", hörte ich eine Stimme von unten und zog meine Decke über meinen Kopf.

Bitte komm nicht rein. Bitte komm nicht rein. Bam! Meine Tür flog auf und jemand sprang auf meinem Bett rum. Ich schlug die Decke runter und sah genervt zu der Blondine die lachend auf und ab sprang. Ihre Locken flogen dabei hoch und runter. Sie ließ sich neben mich aufs Bett fallen, zog ihre kurzen grauen Shorts und das schwarze Top zurecht und grinste mich an.

„Guten Morgen Sonnenschein", sagte sie so gut gelaunt wie immer.

„Du weißt ich hasse das", murmelte ich genervt und schloss wieder meine Augen.

„Claire Bates. Du stehst jetzt auf, gehst duschen und ziehst dich an. Wir gehen shoppen und heute Abend wird gefeiert", sie sah mich mit ihren braunen Augen abwartend an.

Ich sah sie schief an, wie konnte man sich so darauf freuen die Nacht in einem engen Kleid und High Heels zu verbringen? Am besten sturzbesoffen so das man bei jedem Schritt so aussieht als würde man gleich mit dem Gesicht auf dem Boden landen.

„Emma ich liebe dich, aber lass mich verdammt nochmal schlafen", quengelte ich.

Meine beste Freundin sah mich gespielt geschockt an, stand endlich von meinem Bett auf und zog, zu meinem Bedauern, die Decke vom Bett. Da lag ich nun in meinem kurzem grauen Shirt und meinen schwarzen Shorts, die beim schlafen hochgerutscht waren und jetzt noch kürzer wirkten. Emma haute mir auf meinen Hintern und grinste.

„Beweg deinen süßen Arsch aus dem Bett, Ash kommt heute auch."

Mit einem Mal war ich hellwach. Ich setzte mich auf und sah sie überrascht an.
Sie grinste zufrieden und zog mich aus dem Bett, nur um mich dann ins Bad zu schieben.

„Geh duschen Süße!", rief sie und dann hörte ich auch schon Schritte die die Treppe runter gingen.

Ich sah in den Spiegel, meine braunen Haare waren zu einem Dutt gebunden. Meine blauen Augen musterten mich kritisch im Spiegel, ich hatte mal wieder zu wenig geschlafen.

„Der interessiert sich doch nie für mich", nuschelte ich.

Ich zog das Haargummi aus meinen Haaren, zog mich aus und sprang unter die Dusche. Als ich fertig war wickelte ich mich in ein Handtuch, ging zurück ins Zimmer und suchte nach was zum anziehen.

Emma und ich waren gerade zusammen gezogen. Ihre Eltern waren nach Europa gezogen und mein Dad hatte einen Job in Brasilien angenommen. Wir wollten uns nicht trennen, da entschieden wir mit gerade mal 20 Jahren zusammen zuziehen. Die Blondine war in meinem Leben seit ich denken konnte und sie war das komplette Gegenteil von mir.

„Bist du fertig?", rief sie und ich konnte nur die Augen verdrehen.

Ich zog mir eine weiße enge Hose an und ein lockeres graues T-Shirt, das mir über die rechte Schulter hing. Ich griff nach einer kleinen Handtasche, warf mein Handy rein und band mir beim runter gehen die noch nassen Haare zu einem hohen Zopf. Unten angekommen zog ich meine weißen Chucks an und schnappte meine Schlüssel.

„Fertig", grinste ich und Emma nickte.

Wir gingen raus und ich sah zu dem Mädchen im roten Top und dem schwarzem Rock der kurz über ihren Knien aufhörte. Sie hatte eine große Sonnenbrille auf und lief in ihren High Heels zu meinem schwarzem Audi. Ich wusste selbst nicht was das genau für ein Modell war, mein Vater hatte mir sein Auto überlassen. Sie stieg auf der Beifahrerseite ein und machte das Radio an. Ich stieg ebenfalls ein, schnallte mich an und fuhr los.

„Wo willst du genau hin?", fragte ich und versuchte mich bei der lauten Musik auf die Straße zu konzentrieren.

„Shopping Center. Du brauchst ein Kleid für heute", grinste sie.

„Kann ich nicht einfach so gehen?", seufzte ich und bekam wie erwartet ein „Nein"

Ich fuhr also zum Shopping Center, parkte im Parkhaus und stieg aus. Emma lief vor zum Aufzug und ich folgte ihr kopfschüttelnd.

Ich besaß Kleider, die gefielen Emma nur nicht, zumindest nicht für eine Party. Ich mochte es unauffällig. Flache Schuhe, schlichte Farben. Ich war jemand der sich eher versteckte als sich zu präsentieren. Emma war das Gegenteil, überall wo sie Aufmerksamkeit kriegen konnte bekam sie diese auch.

Sie zeigte auf ein Schaufenster und grinste mich an. Bevor ich was sagen konnte zog sie mich schon mit sich in den Laden, suchte nach dem Kleid im Schaufenster und hielt es vor mich. Ich sah an dem Kleid runter und schüttelte den Kopf.

„Auf keinen Fall, das ist viel zu kurz", protestierte ich.

„Auf jeden Fall", grinste Emma und schob mich in die Umkleidekabine, „probier es an!"

Ich sah mir das Kleid nochmal an, zog mich um und trat dann aus der Umkleide. Emma grinste zufrieden und nickte, sie nahm das Haargummi aus meinen Haaren und legte sie zurecht.

„Wenn die gelockt sind und ich dich Schminke, ein paar High Heels...", redete sie vor sich hin.

„Die High Heels kannst du vergessen. Ich zieh meine Turnschuhe an und du kannst mich nicht umstimmen", lachte ich und zog das Kleid weiter runter, so das es auch meinen Hintern bedeckte.

Emma schmollte und gab nach. Ich hatte zum ersten Mal gewonnen. Ich durfte meine Turnschuhe anziehen. Ich grinste zufrieden, verschwand wieder in der Umkleide und zog mich um. Mit dem schwarzen Kleid in der Hand ging ich an die Kasse während Emma sich noch umsah. Sie hielt mir eine Kette vor, schüttelte den Kopf und suchte weiter. Ich sah ihr dabei zu wie sie fast jede Kette durchging und mich dann frustriert ansah.

„Es gibt noch mehr Läden", lachte ich und sah wie ihre Augen aufleuchteten.

Sie packte mein Handgelenk und zog mich weiter zum nächsten Laden. Erst einen Schmuckladen indem sie eine Kette raussuchte um das Kleid nicht so langweilig aussehen zu lassen und zu guter letzt in einen der viele Schminkläden. Im Eingang sah ich mich um und ich begriff nicht wie man sich für sowas begeistern konnte.

Ich besaß selbst Schminke. Concealer, Mascara, drei schlichte Farben Lidschatten und einen hell-rosafarbenen Lipgloss. Mehr nicht und mehr brauchte ich auch nicht.

Emma hielt einen Matten Lipgloss nach dem anderen vor mein Gesicht, kniff kritisch die Augen zusammen und suchte weiter. Während sie die ganze Zeit hin und her lief setzte ich mich auf einen der Stühle und wartete.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie alles zusammen und ging an die Kasse. Ich wusste genau das in diesem kleinen Tütchen 90% für mich gedacht waren und der Rest für sie. Ich versuchte schon gar nicht mit ihr zu diskutieren. Ich würde heute geschminkt und gestylt zu dieser Party gehen, aber immerhin hatte ich meine Turnschuhe richtig?

Emma und ich gingen weiter, blieben an einen Pommesstand stehen und holten uns was zu essen. Jetzt war ich glücklich, ich bekam Essen. Mich konnte man so leicht glücklich machen, egal mit was Pizza, Pommes, Burger. Hauptsache ungesund. Wir setzten uns draußen auf eine Bank und Emma sah grinsend zu mir.

„Wann spricht du ihn an?", fragte sie.

„Wen meinst du?", fragte ich verwirrt und steckte mir eine Pommes in den Mund.

„Ashton McClane, wen soll ich sonst meinen?", grinste sie über beide Ohren.

„Nicht so laut", zischte ich und sah mich um.

Es war eine Kleinstadt, die Leute kannten sich und das letzte was ich wollte war das bei Ashton ankam das ich was von ihm wollte.

Lose Myself || AbgeschlossenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz