Kapitel 31

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Kylan


Genervt und komplett übermüdet saß ich im Konferenzraum eines Wolkenkratzers in Seattle und hörte mit einem Ohr den Männern unser Plattenfirma zu. Seit Stunden saßen wir hier und alles drehte sich um die bevorstehende Tour. Normalerweise etwas, das mich wirklich interessierte aber heute war ich einfach nicht bei der Sache. Meine Gedanken schweiften seit gestern Abend immer wieder zu Alana und dann zu ihrem scheiß Ex, dem ich am liebsten die Zähne ausgeschlagen hätte.
Wie konnte man bitte so ein verdammtes Arschloch sein und ein Mädchen so behandeln. Sie von vorne bis hinten verarschen wenn sie einen am meisten braucht und sie dann nach über einem Jahr auch noch körperlich verletzen.
Was zur Hölle ging in seinem Spatzenhirn bitte falsch?

"Zusammengefasst heißt das, wir haben 61 Konzerte in 27 Ländern und 60 Städten. Ihr werdet insgesamt neun Monate unterwegs sein, natürlich mit Pausen."
Immerhin jetzt hatte mein Gehirn wieder eingeschaltet. Ich freute mich schon riesig auf die Tour, keine Frage, aber es würde eine unglaublich anstrengende Zeit werden, so viel stand fest.
"Und wann wird der Vorverkauf starten? Dann können wir schon mal posten ab wann man Karten bekommt." "Nächste Woche Samstag, 12.00 Uhr."

Ich hätte nicht erwartet, dass es jetzt doch so schnell gehen würde. Vorgestern hatten wir noch gesagt, dass noch nicht alles geplant sei und plötzlich haben wir schon die komplette Liste mit sämtlichen Tourdaten vor uns liegen.

"Ach bevor ich es vergesse. Kylan..." Mein Blick richtete sich auf unseren Pressemanager, der sich gerade über den Tisch beugte und mich ansah. Ich war mir ziemlich sicher was jetzt kommen wird. "...ich habe keine Ahnung wer dieses Mädchen ist oder wie ihr zueinander steht..." Jap, ich hatte recht. "...aber mach weiter damit. Auch wenn es ein paar Fans nicht all zu gut finden, ihr bekommt dadurch noch mehr Aufmerksamkeit wie sowieso schon. Das ist förderlich für den Kartenverkauf." Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte eher erwartet eine Standpauke zu kassieren, dass ich doch nicht die Fans gegen mich und vor allem gegen das Mädchen aufbringen konnte.

_ _ _ _

"Hast du nochmal mit ihr wegen den blauen Flecken geredet?" Chris sah mich fragend an und drehte sich in seinem Bürostuhl hin und her. "Was soll ich groß mit ihr darüber reden? Sie hat mir von ihrem Ex erzählt und ich weiß, dass er ein verdammtes Arschloch ist. Als Kylan würde ich ihm gleich auf die Fresse schlagen, aber Liam kann das kaum bringen. Aber Alana hat mir gesagt sie hätte ihm schon in die Eier getreten, also schätze ich mal sie bekommt das auch alleine gebacken."

Ich ließ mich auf einen der braunen Sessel im Studio fallen und sah Alex dabei zu, wie er gerade an seinem Bass herumhantierte. Ich fischte mein Handy aus der Tasche als es vibrierte und musste grinsen als ich Alanas Hilferuf las. Scheinbar wurde sie von Leslie und Molly zu einer Shoppingtour mit Cassidy und Emilia gezwungen.
Mit Leslie und Molly ließ es sich ja gut aushalten, aber als ich die anderen beiden Namen las, tat mir Alana wirklich leid.
Und da ich in letzter Zeit scheinbar auf Kurzschlussreaktionen stand, hatte ich ihr den Vorschlag ins Studio zu kommen und die Adresse des Gebäudes schneller geschickt als dass ich über die möglichen Konsequenzen nachdenken konnte.

Und so kam es, dass sie eine halbe Stunde später tatsächlich im Eingangsbereich des Studios stand und anfing zu grinsen als ich aus dem Fahrstuhl trat.
"Wie hast du es geschafft zu entkommen?" "Ich hab gesagt, dass ich mich kurzfristig mit einem Freund treffe. War ja nicht mal gelogen. Und Leslie und Molly nehmen es mir nicht übel, weil sie überhaupt schon froh waren, dass ich drei Stunden mit Cassy und Emilia ausgehalten habe." Lachend kam sie auf mich zu und sah mich abwartend an.
"Ich muss für die Jungs kurz was zum Essen holen, willst du mit? Um die Ecke ist ein Taco Bell."
Kaum hatte sie genickt zog ich sie an ihrer Hand hinter mir nach draußen. Kurzerhand hatte ich meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Wir waren zwar in einem recht unbedachten Viertel von Seattle, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass Alana morgen auf sämtlichen Zeitschriften abgebildet war. Zumindest nicht ihr Gesicht.

"Die Mädels sind vorher komplett ausgeflippt als ihr das vom Vorverkauf gepostet habt." Ich lachte leise und hielt Alana dann die Tür des Fastfoodladens auf. "Und da du mich ja nicht mehr so schlimm findest, wirst du sicherlich mit auf eines der Konzerte gehen, oder?" Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. "Sei dir da mal nicht so sicher, Superstar." "Der Spitzname gefällt dir, was?" Lachend nickte sie.

Es dauerte nicht lange bis wir mit vollbepackten Tüten wieder auf den Straßen Seattles waren. Ohne überhaupt nur ansatzweise darüber nachzudenken hatte ich ihre Hand wieder umschlossen und zog sie so immer wieder mal in die richtige Richtung zum Studio. Irgendwie fühlte es sich schlichtweg richtig an sie an meiner Seite zu haben.

Wir waren nur noch wenige Meter vom Studio entfernt als ein nicht unbekannter Rotschopf um die Ecke kam. Alana neben mir blieb wie angewurzelt stehen und mir entwich ein kleiner Fluch ehe ich den Kopf senkte, meine Schritte beschleunigte und Alana hinter mir zum Studiogebäude zog.

"Ally, hey! Warte mal!" Hektisch rannte ich mit dem blonden Mädchen im Schlepptau zum Fahrstuhl, hörte aber weiter hinten schon das Klappern von Absätzen und Cassidys elendig hohe Stimme, die nach Leslie und Molly rief. Ich hatte nicht so sonderlich viel Lust Alana in Erklärungsnot zu bringen, warum sie gerade mit mir Händchen haltend durch Seattle gestiefelt war.
"Geh schon mal hoch, ich kümmere mich um die Mädels." "Sicher?" "Ja. In welchen Stock muss ich nachher?" Dankbar sah ich sie an und rannte in Richtung Treppenhaus, weil dieser verdammte Fahrstuhl nicht kam. "Fünfter!", rief ich ihr noch über meine Schulter zu ehe ich die ersten Treppen erklomm.
Wenn Allys Freundinnen mich an ihrer Seite sehen würden, hätten wir beide so einiges zu erklären. Und dafür hatte ich jetzt erstens keinen Nerv und zweitens wäre es für Alana eine unglaublich beschissene Situation.

Dezent außer Atem kam ich wieder bei meinen Freunden an und pfefferte eine der Tüten auf einen Tisch. "Wo ist deine kleine Freundin?" "Und wo ist das restliche Essen? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir davon satt werden, oder?" Genervt warf ich mich wieder auf meinen braunen Ledersessel und sah mich im Raum um. "Ein paar von ihren Freundinnen haben sie gesehen und sind ihr hinterher. Jetzt versucht sie sie abzuwimmeln." "Und dich haben sie nicht gesehen?" Ich fuhr mir übers Gesicht und zuckte die Schultern. "Ich hoffe nicht."

"Und wo ist jetzt mein Essen?"

Heyho 👋

Und noch mal ein vorgeschriebenes Kapitel 😅

Was denkt ihr wie es weiter geht? ☺️

Love you ♥️

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