Kapitel 10

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Alana


"Ich will deine Haare, Alana." Mit einem Schmollmund sah mich Molly an, ehe sie sich frustriert durch ihre rote Mähne fuhr. Im Gegensatz zu ihr mochte ich ihre Haare, aber wer mochte schon das was er hatte?
Mit einem Lächeln schüttelte ich den Kopf und zog noch schnell meine Lippen mit einem roten Lippenstift nach. Auch wenn ich keine Lust auf Cassidys Party hatte wollte ich trotzdem einigermaßen nach etwas aussehen. In Ellensburg hatte man nicht oft die Gelegenheit sich hübsch zu machen. Wir hatten keinen Club und auch kein schickes Restaurant. Wenn man also feiern gehen wollte, musste man in die nächst größere Stadt oder eben gleich nach Seattle fahren. Letzteres ist allerdings nicht ganz so cool, wenn man selbst Fahrer war und die Freunde mit gefälschten Ausweisen an Alkohol kamen. Knapp zwei Stunden mit einem Auto voller betrunkenen heim zu fahren musste ich nicht unbedingt noch einmal mitmachen.

Ich drehte mich zu Molly, schnappte mir noch meine Lederjacke und verließ dann zusammen mit ihr das Haus. Leslie hatte sich im Gegensatz zu mir nicht vor der Vorbereitung drücken können und war dementsprechend schon den ganzen Tag bei Cassidy.



Gestern auf dem Weg zurück von Seattle hatte ich eine üble Standpauke von meinen zwei Freundinnen kassiert, wie ich es wagen könnte jemandem wie diesem Sänger eine Abfuhr zu verpassen. Aber seien wir mal ehrlich. Welcher Junge in diesem Alter würde so einen Status nicht ausnutzen um haufenweise Mädels in die Kiste zu kriegen und sie am nächsten Morgen wieder fallen zu lassen. Nur weil der Kerl berühmt war sah ich noch lange keinen Grund darin mich an ihn ranzuschmeißen. Und auch wenn sich tausende von Mädchen in einer imaginären Beziehung mit ihm sahen, musste ich noch lange nicht auch so sein. Klar hätten sich Leslie und Molly an meiner Stelle komplett anders verhalten, aber ich war nun mal kein abgedrehtes Fangirl.

Die zwei hätten mich zwar beinahe geköpft, aber wen juckt's?

Cassidys Haus war nur zwei Straßen entfernt weshalb wir auch nicht all zu lange brauchten bis wir den bereits überfüllten Vorgarten erreichten. Mit Molly an der Hand suchte ich mir einen Weg durch die Menge und drückte mich schließlich an einem knutschenden Pärchen vorbei durch die Haustüre.
Kaum innen angekommen rannten wir in Fynn und Lewis, zwei Typen aus dem Footballteam. "Auf euch haben wir gewartet." Molly neben mir wurde augenblicklich rot im Gesicht als Lewis sie an der Hand packte und hinter sich her zur Küche zog. Jeder Blinde konnte erkennen, dass die beiden aufeinander standen, und das nicht erst seit gestern, aber selbst blickten sie nichts. Sämtliche Verkupplungsversuche unsererseits hatten leider keinen Erfolg. Keine Ahnung ob uns die zwei damit ärgern wollten oder tatsächlich einfach nur unfassbar dämlich waren.

"Willst du tanzen?" Fynn sah mich mit seinem typischen Aufreißerlächeln an. Ich konnte die ganzen Mädchen aus unserer High School, die ihm reihenweise verfallen waren, durchaus verstehen. Fynn war der Inbegriff eines Mädchenschwarms. Aber die Tatsache, dass wir schon seit jeher Nachbarn waren und dementsprechend auch zusammen aufgewachsen waren, brachte mich dazu seine, nicht immer ganz ernst gemeinten, Flirtversuche abzuwehren. Für mich war er schon fast ein Teil der Familie. Schon seit dem Kindergarten waren Fynn, Leslie, Jackson und ich beinahe unzertrennlich. Zwar waren wir mittlerweile alle erwachsener geworden und hatten alle andere Interessen verfolgt, aber trotzdem waren wir alle noch gut befreundet und trafen uns auch regelmäßig außerhalb der Schule.
"Können wir erst mal was trinken. Sonst übersteh ich diese verdammte Party nicht." Fynn begann zu grinsen. "So gefällt mir das. Komm schon, Jefferson." "Nach dir, Martens." Lachend folgte ich ihm durch das überfüllte Wohnzimmer in die Küche, wo wir auch wieder auf Lewis und Molly trafen. Auch Leslie saß auf einem der Barhocker am Küchentresen und drehte einen Plastikbecher in ihren Händen herum.

Fynn drückte mir mit einem Grinsen eine Bierflasche in die Hand und sah auffordernd in die Runde.

"Auf unser letztes Jahr auf der High School, meine Freunde!"

_ _ _ _

"Okay, Fynn. Wahrheit oder Pflicht?"

Aus meinem Plan nur eine Stunde zu bleiben wurde irgendwie nicht so ganz etwas. Jedes Mal wenn mein Becher oder meine Flasche leer war, drückte mir irgendjemand eine neues Getränk in die Hand und so kam es, dass ich doch so etwas wie Spaß hatte.
Und jetzt saß ich zusammen mit gut zwei dutzend Leuten in Cassidys geräumigen Zimmer und spielten alle möglichen bescheuerten Partyspiele.

Entspannt lehnte sich Fynn zurück und sah Allison, eine der Cheerleaderinnen unserer Schule, an. "Pflicht." Das Mädchen überlegte kurz, ehe sie anfing zu grinsen. "Okay, geh mit Alana für fünf Minuten in den Wandschrank. Und wir wollen mindestens an einem von euch einen Knutschfleck sehen." Ich stöhnte genervt auf als mich Fynn auch schon grinsend auf die Beine zog. Wie war das nochmal mit Teil der Familie? Diese Vorstellung war ekelhaft.

Mit einem Knall flog die Holztür ins Schloss und wir fanden uns in der Dunkelheit von Cassidys Wandschrank wieder. Super. Wirklich klasse.
"So hast du dir unseren ersten Kuss wohl nicht vorgestellt, oder Alana?" Ich hörte deutlich das Grinsen in seiner Stimme. Dieser Idiot zog mich immer wieder damit auf, dass ich als kleines Kind tatsächlich mal für ihn geschwärmt hatte. "Um ehrlich zu sein übersteigt ein Kuss mit dir weit meine Vorstellungskraft." "Du willst mir doch nicht erzählen, dass du davon noch nie geträumt hast." "Tut mir leid mich in deinem Ego zu kränken, aber nein. Komm schon, lass es uns hinter uns bringen." "Du zerstörst die ganze Romantik." "Sehr romantisch mit dir in einem Wandschrank eingesperrt zu sein." Ich hörte Fynn leise lachen ehe ich merkte wie er mir näher kam. "Weißt du, ich steh nicht so auf Knutschflecke, also musst du herhalten." "Du elender Idiot." Wieder lachte er, ehe er meine Haare zur Seite schob und ich seine Lippen auf meinem Hals spürte.

Wenig später wurde die Tür aufgerissen und Licht durchflutete den kleinen Wandschrank. Schnell schubste ich Fynn von mir, der es nur mit einem weiteren Lachen quittierte und mir schließlich folgte. Mit hochrotem Kopf weil sämtliche Blicke auf mir, beziehungsweise auf meinem Hals lagen ließ ich mich wieder zwischen Molly und Leslie fallen. "Da hat sich Fynn aber Mühe gegeben." Leslie wackelte grinsend mit den Augenbrauen.

"Ach halt doch die Fresse."

 10

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10.12.2017

Tag 10 des Adventskalenders

Die Hälfte ist schon bald vorbei 🤔

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