Silvia

1.1K 43 0
                                    

~

Sie war wie hypnotisiert, während ich spielte. Als ich fertig war, hauchte sie: ,,Wunderschön." Ich zog sie in meine Arme und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Ich liebte sie so unfassbar. Es war berauschend, sie zu lieben. Wir hatten noch lange an meinem Flügel gesessen und geredet. Über Schwierigkeiten mit Eltern zum Beispiel. Irgendwann brachte ich sie dann allerdings nach Hause. Es war wirklich schön, als sie mich zum Abschied küsste. Doch ich wünschte, ich hätte sie überredet, zu bleiben. Nicht nur, weil sie nur ganz knapp ihrer Mutter entkam.

Wieder zu Hause fand ich Hope in meinem Zimmer vor. ,,Alles klar bei dir Darling?", fragte ich sie deshalb. Sie flitzte in meine Arme und murmelte: ,,Es ist nur, ich hatte eine Vision." ,,Was hast du gesehen?", fragte ich vorsichtig und hielt sie einfach fest. ,,Ein Mädchen mit dunkelbraunem Haar und eisblauen Augen", flüsterte sie, ,,Und dich. Ihr habt beide gelächelt. Ihr trugt beide so altmodische Wikingersachen. Dann hab ich das Mädchen in der heutigen Zeit gesehen. Mit Cecilia. Und sie sah aus wie daddy, wenn ihn jemand nervt." ,,Du hast mich mit Silvia gesehen", nuschelte ich vor mich hin, ,,Und wenn sie mordlustig geguckt hat, mögen die Götter uns beistehen." ,,Was ist eigentlich so schlimm bei Silvia gewesen?" ,,Sie war ähnlich gestrickt wie Niklaus. Sehr impulsiv. Leicht reizbar. Aber auch sentimental. Nur wenn sie bei mir war, hat sie immer gelächelt. Das Problem war, ich wusste nicht, welcher Schmerz sich hinter diesem Lächeln verbarg. Diesen Schmerz hat sie ausgelebt, indem sie ihn ihrem Vater zurück gezahlt hat. Sie hat mich immer ein Bisschen an mich selbst erinnert, wenn sie einen Racheplan schmiedete. Ich will nur hoffen, dass niemand sie zum Leben erweckt hat."

Als ich am nächsten Morgen mit Rebekah und Hope an der Schule ankam wartete Lia bereits auf mich. Ich zog sie sofort in meine Arme und küsste sie, so froh war ich, dass sie doch nicht in Silvias Hände gefallen war. ,,Alles okay?", fragte sie natürlich, ,,Du guckst so besorgt." Sie konnte sehr gut erkennen, was ich fühlte. Deshalb log ich sorgfältig: ,,Hab nur schelcht geträumt." ,,Oh, soll Silvi dich in den Arm nehmen?", hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum. Diese eisblauen Augen würde ich überall erkennen. ,,Silvia?!", rief ich entsetzt aus. ,,Momentchen", fragte dann Cecilia verständlicher Weise verwirrt, ,,Deine tote Exfreundin Silvia?" Ich konnte nur nicken und fragte dann an Silvia gewandt: ,,Wie kommst du hier her? Du bist in meinen Armen gestorben, dein Herz hatte aufgehört, zu schlagen." ,,Ach wie süß, du dachtest doch tatsächlich, ich wär tot", flötete sie, ,,Du weißt es ganz genau und wenn du es nicht weißt, dann frag Esther." ,,Falls es dir entgangen sein sollte", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ,,Meine Mutter ist tot." ,,Oh, wer von der Bande war es?", fragte sie, während ich spürte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten und wie sich meine Reißzähne versuchten, zu befreien. Nur mit Mühe konnte ich sie zurück halten. Rebekah und Hope tauchten hinter Silvia auf und Rebekah fragte ungläubig: ,,Silvia? Wie ist das möglich?" ,,Esther war so freundlich, mir eine Blutspende zu verabreichen. Allerdings war ich allein, als ich wieder aufgewacht bin", antwortete Silvia wie selbstverständlich. ,,Komm schon", riss ich mich selbst aus meinen Gedanken, ,,Der Unterricht beginnt gleich." Ich zog Lia mit mir und flüsterte ihr ins Ohr: ,,Halt dich von Silvia fern. Sie wird dich töten wollen oder schlimmeres." ,,Was ist hier eigentlich los?", fragte sie fast schon wütend, ,,Erst sagst du, du wärst an Silvias Tod schuld, dann steht sie hier quicklebendig vor uns! Und bitte sag mir die Wahrheit Kol!" ,,Du musst mir einfach vertrauen Lia", gab ich zurück und küsste sie sanft aufs Haar. ,,Ich vertraue dir doch auch", gab sie zurück, ,,Aber ich hab das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst. Du kannst mir doch alles sagen. Ich reiß dir schon nicht den Kopf ab." ,,Es gibt Dinge, die kann ich selbst dir nicht sagen." Sie schien sehr aufgebracht, aber als sie einen Flyer für den Schulball entdeckte, hellte sich ihr Gesicht wieder auf. ,,Wieso ist der Veranstaltungsort noch unklar?", fragte sie entrüstet, was mich dann wiedrum erkeichtert lachen ließ. ,,Oh, der Ort der Feier ist soeben geklärt worden", hörte ich plötzlich die Stimme meines Bruders hinter mir. ,,Interessant Klaus", gab ich nur genervt zurück, ,,Übrigens es ist ein Problem namens Silvia aufgetaucht." ,,Ach, tatsächlich?", meinte er nur dazu und schleimte dann, ,,War schön, dich wiederzusehen Cecilia." ,,Gleichfalls", gab sie zurück und Klaus verschwand Richtung Schulhof. ,,Wo findet der Ball denn nun statt?", fragte sie mich dann. ,,Wenn mein Bruder das geregelt hat, dann findet er bei uns zu Hause statt." ,,Halleluja", meinte darauf Lia und zog mich zum Geschichtsunterricht. Auch Silvia kam nach einer Weile gefolgt von Rebekah und Hope. ,,Also", legte unser Lehrer gleich los, ,,Heute beschäftigen wir uns weiter mit dem Massaker von 1001, welches hier in Mystic Falls stattfand. Wer kann mir was darüber sagen?" ,,Ich glaube ausgeführt wurde es von einem noch recht jungen Wikinger namens Niklaus, der die Wut über seinen Vater ausließ", meldete Silvia sich zu Wort. ,,Falsch", unterbrach ich sie, ,,Es war sein kleiner Bruder, der auf diese Weise versuchte, den Verlust seiner großen Liebe zu überschatten. Dieser Verlust fraß ihn innerlich auf und nur durch freilassen seiner Wut konnte er sich in den Griff bekommen." Lia hing gebannt an meinen Lippen. Wenn sie wissen würde, dass ich dieser kleine Bruder war, dann wäre sie mit Sicherheit vor mir weggelaufen. Ich konnte nicht noch einmal meine große Liebe verlieren. Das würde ich nicht überleben! Als Silvia in meinen Armen starb hatte ich anschließend 120 Menschen getötet. Und zusätzlich 10 Werwölfe. Was würde ich wohl erst tun, wenn ich Cecilia verlieren würde? ,,Bei dem Massaker starben 130 Menschen", riss mich Rebekah aus meinen Gedanken, ,,Seine Schwester versuchte ihn aufzuhalten und trug einige Verletzungen davon. Als er dann nach Hause zurück kehrte, wurde er von seinem eigenen Bruder als Monster bezeichnet." Ich konnte mich noch sehr gut an diesen Tag erinnern...

Ich tötete wahllos. Ich wollte nur diesen unendlichen Schmerz nicht mehr spüren. ,,Kol, hör auf!", rief Rebekah mir verzweifelt zu. ,,Silvia ist tot!", rief ich zurück, ,,Hast du jemals deine große Liebe verloren Schwester? Frag dich, was du fühlen würdest!" Ich rammte ihr mein Messer ins Herz. Doch Rebekah fragte ganz locker: ,,Und was würde Silvia von dir denken, wenn sie dich jetzt sehen könnte?" Ich konnte einfach nicht mehr und die Tränen flossen unaufhaltsam über mein Gesicht. Rebekah zog mich ganz die große Schwester in ihre Arme und zog sich das Messer wieder aus der Brust.
Als wir wieder zurück daheim waren, stürmte Finn auf mich zu und sagte erbost: ,,Du bist wirklich nicht besser als Niklaus Kol! Du bist ein Monster!" ,,Finn!", rügte ihn Rebekah, während ich mich an der Wand unseres Hauses auf den Boden sinken ließ, ,,Mutter hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Daran trägt Kol doch keine Schuld! Er erlitt einen großen Verlust, versetze dich in seine Lage!" ,,Du scheinst es nicht zu verstehen Schwester", erwiderte Finn jedoch, ,,Wir verloren durch Niklaus' Leichtsinn bereits Henrik. Wenn er noch einmal so auffällig mordet, dann dringt es in die Welt hinaus!" ,,Hört auf, zu zanken", ging ich schließlich dazwischen, ,,Er hat doch Recht Rebekah. Ich bin ein Monster."

Good in evilWhere stories live. Discover now